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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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dorthin und willst wissen, wie man wieder rauskommt?« Grinste über seinen eigenen Witz.
    Mrado wohlwollend. Verzichtete auf einen bissigen Kommentar. Frotzelte stattdessen, »Vorsorge ist die beste Sorge, oder?«
    Der Typ beugte sich über den Tresen vor: »Diese Flucht war einfach genial. Ganz ehrlich, der Kerl, der da über die Mauer gesprungen ist, muss Sergej Bubka himself gewesen sein. Sieben Meter, Mrado, wie schafft man das ohne Stab? Ist er etwa Spiderman, oder was?«
    »Kennst du jemanden, der da einsitzt?«
    »Nee, ich kenn keinen dort. Ich bin ’n redlicher Mensch, das weißt du genau. Kenn auch keine Wärter dort. Quatsch doch mal mit Mahmud. Du weißt ja, Araber sind immer irgendwie kriminell. Wahrscheinlich sitzt seine halbe Verwandtschaft dort ein. Guck mal unten im Duschraum, er müsste gerade mit seinem Vormittagstraining fertig sein.«
    Mrado ging die Treppen runter. In den Umkleideraum. Mahmud war nicht da. Ein paar andere Jungs waren gerade dabei, sich anzuziehen. Mrado grüßte sie. Ging wieder hoch. Schaute sich im rechten Raum um. Die Eurotechnomusik dröhnte. Keine Spur von Mahmud. Schaute in den linken Raum. Erblickte Mahmud kniend auf einer roten Gummimatte. Der seine Rückenmuskulatur dehnte. Er sah aus wie ein Balletttänzer in grotesker Pose.
    Mrado hockte sich neben ihn.
    »Hallo, du Hänfling. Wie war das Training? Was hast du heut gemacht?«
    Mahmud schaute nicht auf. Dehnte weiter seinen Rücken. »Selber Hänfling. Das Training war okay. Hab viel unteren Rücken und Schultern gemacht. Funktioniert ganz gut, die Muskelpartien liegen weit genug auseinander. Und, wie steht’s bei dir?«
    »Es läuft. Ich brauch Hilfe bei ’ner Sache. Ist das okay?«
    »Selbstverständlich. Mahmud kneift nie, das weißt du doch.«
    »Cool. Kennst du zufällig jemanden, der in Österåker einsitzt?«
    »Ja. Der Typ von meiner Schwester. Sie besucht ihn oft. Kriegen dann ’nen Extraraum und können sich ’n bisschen amüsieren.« Mahmud änderte seine Position. Stand auf. Die Arme an den Innenseiten der Beine. Einen Buckel machend. Knackgeräusche von seinen Rückenwirbeln.
    »Und wann besucht sie ihn das nächste Mal?«
    »Keine Ahnung. Soll ich sie fragen?«
    »Tu das. Könntest du sie gleich anrufen, wenn du hier fertig bist? Ich muss es so bald wie möglich wissen.«
    Mahmud nickte. Sie schwiegen. Der Araber machte noch einige weitere Dehnübungen. Mrado wartete. Unterhielt sich mit zwei anderen Jungs im Raum. Sie gingen runter in Richtung Umkleide. Mahmud rief seine Schwester an. Unterhielt sich mit ihr auf Arabisch. Die Schwester hatte vor, am Donnerstag wieder zu ihm zu fahren.
     
    Sie trafen sich in einem Lokal auf Söder. Extrem günstige fetttriefende Kebabs und Falafel in Pita für zwanzig Kronen das Stück. Mrado bestellte drei Stück. Sah sich im Lokal um. An den Wänden Fotos von der Felsenmoschee in Jerusalem mit arabischen Texten darunter. Echt oder Kundenattraktion? Wen kümmert das schon, wenn die Kebabs so gut sind, dass sie einem auf der Zunge zergehen?
    Mahmuds Schwester nach Mrados Auffassung: ein vulgäres Ausländerweib. Etwas zu enge Kleidung. Etwas zu kurzer Rock. Etwas zu viel Schminke. Zu viele Louis-Vuitton-Accessoires. Viel zu krasses Rinkebyschwedisch. Sieh zu Mädel, dass du mal ordentlich Schwedisch lernst.
    Sie war gefügig.
Nemas problemas.
Er instruierte sie, was sie fragen sollte: ob Jorge an den Tagen vor seiner Flucht ungewöhnlich viel Kontakt zu einem seiner Mithäftlinge gehabt hatte. Oder zu einem Aufseher. Wie er es über die Mauer geschafft hatte. Ob er Mitglied einer Gang war. Ob man schon wusste, wer ihm von draußen geholfen hatte. Wer seine Freunde im Knast waren.
    Sie machte sich Notizen und versprach, sie sich bis zu ihrem Besuch in der Anstalt einzuprägen. Wollte für ihre Mühe zweitausend bar auf die Hand haben.
    Mrado kannte sich aus mit Typen wie Jorge; sie würden niemals die Klappe halten. Prahlten, brüsteten sich mit ihren Taten, konnten den Mund nicht halten.
    Er war sich sicher – mit Hilfe eines Informanten in Österåker würde der Latino bald gefunden sein.
    Die Jagd konnte beginnen.

16
    Spanische Träume. »Jorgelito, ich bleib bei dir sitzen, bis du eingeschlafen bist. Jorgelito, warte hier, ich werde das Märchenbuch holen. Jorgelito, hab ich dir schon gesagt, dass du mein Prinz bist? Paola ist meine Prinzessin. Ihr seid meine eigene königliche Familie.«
    Jorge erwachte.
    Draußen war es hell. Im Zimmer warm. Die schönen

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