Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
sehen, wollte sich durch das Wissen trösten lassen, dass Gus wenigstens nicht verbrannt war.
Charley Walters, der Leiter des gleichnamigen Bestattungs instituts, der für die meisten Gemeindemitglieder schon im Voraus Vorkehrungen getroffen hatte, erinnerte sie daran, dass sich Gus immer ausdrücklich eine Feuerbestattung gewünscht hatte. Erst später fiel Lottie wieder ein, dass sie Charley daraufhin so etwas Ähnliches erwidert hatte wie: »Na, fast wäre er ja schon verbrannt, da können wir von Glück reden, dass es nicht passiert ist.«
Ihre Nachbarin und gute Freundin Gertrude Peterson kam vorbei und drängte sie zu einer Tasse Tee und einem Muffin. Den Tee brachte sie hinunter, beim Muffin winkte sie nur ab.
Zusammengekauert in eine Decke gehüllt, saß Lottie in dem breiten Sessel am Kamin im Wohnzimmer. Der Polizist hatte ihr von Kate Connellys schweren Verletzungen berichtet. Lottie kannte Kate seit ihrer Geburt, und die kleinen mutterlosen Mädchen hatten ihr so schrecklich leidgetan, nachdem der grauenhafte Unfall passiert war.
O Gott, betete sie. Egal was sie getan hat, lass sie am Leben. Und vergib Gus. Ich hab ihm gesagt, dass es ein Fehler ist. Ich hab ihn gewarnt. O Gott, sei gnädig mit ihm. Er war ein guter Mensch.
9
J ack Worth blieb bei Hannah, bis Douglas Connelly im Krankenhaus eintraf. Jack musste an sich halten, als er Connellys gerötete Säuferaugen sah, begrüßte ihn aber respektvoll und höflich: »Mr. Connelly, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir alles tut.«
Doug nickte nur und ging an ihm vorbei zu Hannah. »Gibt es Neues über Kates Zustand?«, fragte er leise.
»Nur, was ich dir schon gesagt habe. Sie liegt im Koma. Man weiß nicht, ob sie überleben wird, und falls ja, ob Hirnschäden zurückbleiben.« Hannah wand sich aus der Umarmung ihres Vaters. »Es waren Leute von der Feuerwehr da. Sie haben sich meine Nummer notiert. Sie wollten mit Kate reden, aber das war natürlich nicht möglich. Sie und Gus wurden nach der Explosion am Hintereingang des Museums gefunden. Jack fürchtet, die Polizei könnte glauben, dass sie den Brand absichtlich gelegt haben.«
Leise, aber wütend fuhr sie fort: »Dad, der Betrieb macht Verluste. Kate weiß es, Jack weiß es, du weißt es. Warum hast du das Angebot für das Grundstück nicht angenommen? Dann wären wir jetzt wahrscheinlich nicht hier.«
Im Taxi auf dem Weg zum Krankenhaus hatte sich Douglas Connelly auf genau diese Frage vorbereitet. Trotz der hämmernden Kopfschmerzen, die auch der frühmorgendliche Drink und die drei Aspirin nicht hatten verscheuchen können, versuchte er überzeugend und selbstsicher zu klingen.
»Hannah, deine Schwester übertreibt mit den wirtschaft lichen Problemen, außerdem ist das Grundstück wesentlich mehr wert, als uns bislang geboten wurde. Kate war vernünftigen Argumenten überhaupt nicht mehr zugänglich.« Er unternahm nicht noch einmal den Versuch, sie zu berühren, sondern durchquerte das kleine Wartezimmer, sank auf einen Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen. Kurz darauf bebte sein ganzer Körper unter gedämpftem Schluchzen.
Jack Worth erhob sich. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich Sie beide allein lasse«, sagte er. »Hannah, geben Sie mir Bescheid, wenn sich Kates Zustand ändert?«
»Natürlich. Danke, Jack.«
Lange saß Hannah daraufhin nur reglos in dem grauen Armsessel und betrachtete gedankenverloren ihren Vater, der ihr gegenüber in einem gleichen Sessel saß. Sein Schluchzen endete so abrupt, wie es eingesetzt hatte. Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
Sind alle Sessel in Wartezimmern immer gleich?, fragte sich Hannah. Und wird Kate überleben? Und wenn, wird sie dann noch derselbe Mensch sein? Ich kann mir über haupt nicht vorstellen, dass sie irgendwie anders ist … Letzten Abend war sie mit Dad beim Essen. Hat sie vielleicht angedeutet, dass sie mit Gus am Museum verabredet war?
Das war eine Frage, die sie ihm stellen musste. »Dad, hat Kate gestern erwähnt, dass sie heute Morgen zum Museum wollte?«
Doug richtete sich auf, faltete nervös die Hände, löste sie wieder und strich sich über die Stirn. »Natürlich hat sie mir nichts davon erzählt, Hannah. Aber, Gott helfe uns, letzte Woche hat sie mich angerufen und mal wieder gedrängt, alles zu verkaufen, und da hat sie gesagt, am liebsten würde sie alles in die Luft jagen, dann wären wir die Sache endlich los.«
Im selben Moment trat ein Arzt mit ernster Miene durch die
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