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Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Titel: Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Abschiedsessen.«
    »Die Sachen werden doch sowieso kaum benutzt«, antwortete seine Mutter. »Mach dir einen Drink. Ach, mach mir auch einen.«
    Seine Mutter trank nur selten Cocktails. Es versetzte ihm einen Stich, als ihm klar wurde, dass seine Mutter Traceys Verschwinden mit keinem Wort erwähnen wollte, um sich dieses letzte gemeinsame Essen mit ihm nicht zu verderben. Zumindest in den nächsten Monaten würden sie sich wohl kaum sehen. Als ehemalige Gerichtsstenografin wusste Martha Sloane um die langen Arbeitszeiten, denen er in seiner neuen Kanzlei kaum würde entrinnen können.
    Erst beim Kaffee kam sie doch noch auf Tracey zu sprechen. »Wir wissen beide, welches Datum ansteht«, sagte sie leise. »Mark, ich sehe mir im Fernsehen immer diese Sendung über Altfälle an. Wenn du in New York bist, meinst du, du könntest die Polizei dazu bewegen, die Ermittlungen in Traceys Fall wiederaufzunehmen? Mittlerweile gibt es so viele neue Möglichkeiten, um vermisste Menschen aufzuspüren, selbst wenn ihr Verschwinden jahrelang zurückliegt. Aber das wird die Polizei natürlich nur tun, wenn sich jemand dafür einsetzt.«
    Sie zögerte, bevor sie fortfuhr. »Mark, ich weiß, ich kann mir nicht mehr einreden, dass Tracey nur das Gedächtnis verloren hat oder in Schwierigkeiten geraten ist und deswegen untertauchen musste. Ich bin davon überzeugt, dass sie tot ist. Aber es würde mich beruhigen, wenn ihr Leichnam gefunden würde und wir sie neben Dad beerdigen könnten. Machen wir uns nichts vor. Ich habe, wenn alles gut geht, vielleicht noch zehn Jahre zu leben. Und wenn meine Zeit kommt, wäre mir wohler, wenn ich weiß, dass Tracey neben Dad ruht.« Sie musste ihre Tränen wegblinzeln. »Du weißt, wie es ist. Ich möchte an Traceys Grab ein Gebet sprechen können.«
    Als sie sich vom Tisch erhoben, sagte sie unvermittelt: »Ich würde gern noch Scrabble spielen. Ich habe im Lexikon nämlich ein paar tolle neue komplizierte Wörter entdeckt. Aber deine Maschine geht morgen Nachmittag, und wie ich dich kenne, hast du noch gar nicht gepackt.«
    »Du kennst mich zu gut, Mom«, sagte Mark lächelnd. »Und red nicht davon, dass du nur noch zehn Jahre zu leben hast. Der Bürgermeister wird dir noch eine Glückwunschkarte zum hundertsten Geburtstag schicken.« An der Tür umarmte er sie innig und ergriff die Gelegenheit, um sie zu fragen: »Wirst du das Verandalicht ausmachen, wenn du die Tür absperrst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wahrscheinlich nicht. Du weißt doch, Mark, nur für den Fall …«
    Sie beendete den Satz nicht. Aber Mark wusste auch so, was sie hätte sagen wollen: Nur für den Fall, dass Tracey heute Nacht heimkommt.

4
    B ei ihrem letzten Besuch im familieneigenen Betrieb hatte Kate mit Entsetzen erfahren müssen, dass die Überwachungs kameras immer noch nicht funktionierten. »Kate, Ihr Vater will das neue System nicht«, sagte Jack Worth, der Betriebsleiter. »Das Problem ist eigentlich, dass alles erneuert gehört. Aber wir haben nicht mehr die Handwerker wie noch vor zwanzig Jahren. Die wirklich guten Möbelbauer sind im Grunde unerschwinglich teuer, weil uns zunehmend der Markt wegbricht. Und die, die wir uns noch leisten können, sind nicht mehr so gut wie früher. Mittlerweile bekommen wir regelmäßig Reklamationen. Ich kapier einfach nicht, war um Ihr Vater das Gelände nicht verkaufen will. Der Grund allein ist mindestens zwanzig Millionen Dollar wert.«
    Betrübt fügte er noch hinzu: »Klar, in dem Fall wäre ich arbeitslos. Und die Nachfrage nach Betriebsleitern hält sich im Moment in Grenzen, weil so viele Unternehmen dichtmachen.«
    Jack war sechsundfünfzig und hatte immer noch den stämmigen Körper eines Ringers, der er Anfang zwanzig gewesen war. Graue Strähnen mischten sich in seine stroh blonden Haare. Unter seiner strengen Leitung standen die Möbelfertigung, die Ausstellungsräume und das auf drei Etagen untergebrachte Privatmuseum, in dem jeder Raum mit unschätzbar wertvollen Antiquitäten ausgestattet war. Er hatte vor mehr als dreißig Jahren als Assistent der Buchhaltung im Betrieb angefangen und fünf Jahre zuvor die Leitung übernommen.
    Kate hatte einen Jogginganzug angezogen, den Wecker auf 3.30 Uhr gestellt und sich auf die Couch gelegt. Sie glaubte zwar nicht, dass sie einschlafen würde, aber genau das passierte. Allerdings war ihr Schlaf unruhig und voller Träume, an die sie sich später kaum erinnern konnte, die sie aber mit großem Unbehagen erfüllten.

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