Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
erkennen. Dann wurde die Tür aufgeworfen, Windböen fegten herein. Ihr schierer Überlebenswille ließ sie nach Gus’ Handgelenken greifen, und sie schleifte ihn weiter nach draußen auf den Parkplatz, wo sie zusammenbrach.
Die Feuerwehrleute fanden sie bewusstlos vor. Sie blutete stark aus einer Wunde am Kopf, ihre Kleidung war versengt.
Gus lag nur wenige Meter neben ihr. Durch das Gewicht der eingestürzten Treppe hatte er schwere innere Verletzungen erlitten, denen er erlegen war.
5
H öhepunkt des Führungstreffens bei Hathaway Haute Couturier war die Ankündigung, dass Hannah Connelly für einen Teil ihrer bei den Sommer-Modenschauen zu zeigen den Kreationen ein eigenes Designer-Label bekommen würde.
Das waren wunderbare Neuigkeiten, die Hannah unbedingt gleich ihrer Schwester Kate mitteilen wollte. Aber dann erinnerte sie sich, dass es schon fast neunzehn Uhr war und Kate eine Verabredung mit ihrem Vater und dessen neuester Freundin hatte. Daher rief sie ihre beste Freundin Jessica Carlson an. Sie kannten sich vom Boston College, das sie zwei Jahre lang gemeinsam besucht hatten, bevor Hannah zum Fashion Institute of Technology und Jessie auf die Fordham Law School gewechselt war.
Jessie jubelte vor Freude. »Hannah, das ist ja großartig! Du wirst der nächste Yves Saint Laurent. Treffen wir uns in einer halben Stunde im Mindoro. Ich lade dich ein.«
Um halb acht saßen sich die beiden in einer Nische gegenüber. Der Speisesaal des beliebten Restaurants war auch an diesem Mittwoch voll besetzt, was von ausgezeichnetem Essen und freundlicher Atmosphäre zeugte.
Ihr Lieblingskellner Roberto, kahlköpfig, rund und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, schenkte ihnen Wein ein. »Sie haben was zu feiern?«, fragte er.
»Und wie!« Jessie hob ihr Glas. »Auf die beste Modedesi gnerin der Welt, Hannah Connelly.« Und dann fügte sie hinzu: »Roberto, irgendwann werden wir sagen: ›Damals, da haben wir sie beide schon gekannt.‹«
Hannah stieß mit Jessie an, nahm einen Schluck und wünschte sich, sie könnte endlich aufhören, sich immer um ihren Vater und Kate Sorgen zu machen. Die Beziehung zwischen den beiden verschlechterte sich zusehends, je mehr es mit dem Familienbetrieb bergab ging.
»Was macht dein attraktiver Vater?«, fragte Jessie, als könnte sie Hannahs Gedanken lesen, während sie angewärmtes italienisches Weißbrot in das Olivenöl tauchte, das sie sich auf ihren Teller gegossen hatte. »Hast du es ihm schon erzählt? Er ist doch sicherlich ganz aus dem Häuschen.«
Nur Jessie konnte so etwas in diesem leichten ironischen Ton rüberbringen. Hannah betrachtete ihre ehemalige Studienkollegin. Jessie hatte rote Locken, die ihr offen über die Schulter fielen, ihre lebhaften blauen Augen funkelten, ihre milchweiße Haut kam ohne jedes Make-up aus. Mit ihren eins achtzig überragte sie Hannah sogar dann, wenn sie ihr wie jetzt am Tisch gegenübersaß. Sie war die geborene Sportlerin, schlank, durchtrainiert, und interessierte sich nicht im Geringsten für Mode. Wenn sie für besondere Anlässe etwas zum Anziehen brauchte, war sie ganz auf Hannah angewiesen.
Hannah zuckte mit den Schultern. »Ach, du weißt doch, wie sehr er aus dem Häuschen sein wird.« Sie ahmte die Stimme ihres Vaters nach. »›Hannah, das ist ja wunderbar, ganz wunderbar.‹ Und dann hat er auch schon wieder vergessen, was ich ihm erzählt habe. Und ein paar Tage später wird er mich fragen, wie es mit der Mode so läuft. Unser passionierter Frauenheld hat noch nie viel Zeit für Kate oder mich übrig gehabt, und je älter er wird, desto weniger interessiert er sich für uns.«
Jessie nickte. »Ich hab’s gemerkt, als ich das letzte Mal mit euch beim Essen war. Kate hat eurem Vater gegenüber ein paar ziemlich spitze Bemerkungen fallen lassen.«
Roberto kam mit den Speisekarten an den Tisch. »Wollen Sie gleich bestellen oder noch etwas warten?«, fragte er.
»Linguine mit Muscheln und den Haussalat.« Das war Hannahs Lieblingspasta.
»Lachs mit dreifarbigem Salat«, wählte Jessie.
»Ich hätte mir die Frage sparen können«, erwiderte Roberto. Er war seit fünfzehn Jahren im Lokal und kannte die Lieblingsgerichte aller Stammgäste.
Als er außer Hörweite war, nahm Hannah einen weiteren Schluck Wein und zuckte die Achseln. »Jessie, du kennst unsere Familie seit dem College. Du hast genügend mitbekommen, um dir selbst ein Bild machen zu können. Der Markt hat sich verändert, die Nachfrage nach Stilmöbeln
Weitere Kostenlose Bücher