Spuk aus dem Jenseits
Tränensäcken. Er trägt viel Gold.“
„Hm“, meinte der Empfangschef,
„ich weiß, wen ihr meint. Seinen Namen wißt ihr also nicht?“
„Aber die Nationalität“,
erwiderte Tim. „Es war nämlich in Ägypten, wo wir ihn...“
„Nein“, fiel Gaby ihm ins Wort.
„Nicht dort haben wir ihn kennengelernt, sondern in...“
Und sie nannte jenen
Nah-Ost-Staat, dem Demonius den kriegstauglichen Prototyp geliefert hatte,
angeblich.
„Richtig!“ sagte Tim. „Dort
war’s.“
Beide strahlten den
Hotelmenschen an.
„Unser Gast kommt von dorther“,
nickte der Empfangschef. „Er ist zwar jetzt nicht auf seinem Zimmer, bleibt
aber bis Mittwoch. Wollt ihr eine Nachricht hinterlassen?“
„Um ein peinliches
Mißverständnis zu vermeiden“, sagte Gaby, „wäre uns der Name sehr nützlich.
Dann merken wir gleich, ob wir auf der richtigen Fährte sind oder uns irren.“
„Unser Gast heißt Dscham. Ali
Dscham.“
Enttäuschung bei dem Pärchen.
„Nee“, sagte Tim. „So hieß er
mit Sicherheit nicht.“
„Schade“, Gaby zuckte mit den
Achseln. „Aber es hätte ja sein können.“ Sie bedankten sich und gingen hinaus.
*
Im Park liefen Jogger ihre
Runden, Hunde bellten hinterher. Am Teich wurden Enten gefüttert. Auf einer
Wiese mit dem Schild NICHT BETRETEN spielten Halbwüchsige Rugby. Ein großer
Hund hinterließ sein Verdauuungsfinale auf dem geteerten Weg, und Herrchen
wurde tätig mit Schäufelchen und Plastiktüte.
Die Kids saßen auf einer Bank,
unweit vom Springbrunnen. „Vielleicht spinne ich“, sagte Tim. „Aber ich dachte,
mich streift ein Kampfflugzeug. Die Gedankenkette bildete sich dann ganz von
allein.“
„Was denn?“ fragte Klößchen.
„Betrachten wir nur mal die
Tatsachen. Zwischen dem Nah-Ost-Staat und dem Geiser-Werk besteht eine kriminelle
Verbindung. Dscham könnte der Vertreter jenes Staates sein — und tarnt sich
hier als Privatmann. Er bringt dem Geiser-Trio einen Koffer voll Geld. Für
einen alten Deal? Nein. Ich glaube, die Kohle war eher eine Anzahlung für was
Neues.“
„Aber wofür?“ fragte Karl.
„Der Überlegung zweiter Teil:
Der Nah-Ost-Staat hat einen Widersacher in der westlichen Welt, auf den sich
aller Haß konzentriert: den Amerikaner John D. Knowbuttle, den künftigen
Präsidenten. Knowbuttle kommt am Mittwoch hierher und wird untergebracht im
Kaiserhof. Dscham bleibt dort bis Mittwoch, und das Geiser-Trio hat einen
Vorschuß gekriegt — unterstellen wir die Kohle mal als solchen.“
„Teuflisch!“ sagte Gaby. „Du
denkst doch an ein Attentat?“
„Ich fresse mein Rennrad, wenn
ich mich irre.“
„Und Dscham“, sagte Karl,
„bleibt im Kaiserhof, weil er mit ansehen will, wie Knowbuttle ausgelöscht
wird. Dscham als politischer Augenzeuge, sozusagen. Mann, da ächzt ja die
Zeitgeschichte. In deiner Überlegung ist Logik, Tim.“
„Und wer sind die Attentäter?“
fragte Jörg. „Geiser, Büttner und Isabell Pilsen?“
Tim nickte.
„Aber wie? Mit dem
Demonius-Roboter?“
„Mit dem“, bestätigte Tim. „Ein
Roboter als Mordwerkzeug. Da schnallt doch die Welt ab. Ich denke mir das so:
Der Roboter wird repariert. Er kriegt eine andere Maske. Man wird ihm eine
Rolle geben, die es möglich macht, daß er — ferngesteuert — an Knowbuttle
herankommt. Und dann — Schuß, Schlag oder Stich. Ein toter
Präsidentschafts-Kandidat — und die Leibwächter schießen einen Roboter zusammen.
Oder versuchen, ihn zu überwältigen, was schwerfallen wird.“
„Wahnsinn!“ rief Gaby. „Und wir
sind die einzigen, die das durchschauen.“
„Noch ist alles Spinnerei“,
dämpfte Tim ihren Eifer.
„Die entscheidende Frage ist
nun“, sagte Karl: „Als was wird der Roboter auftreten? Als Kellner?“
Tim schüttelte den Kopf. „Unter
seinen Kollegen würde er auffallen. Ebenso als Zimmermädchen, Portier oder
Empfangs-August. Denn ich gehe immer noch davon aus: Bei genauem Hinsehen wird
man merken, daß es kein Mensch ist. Also muß das Attentat schnell passieren und
möglichst sofort. Ich bin sicher: bei der Ankunft von Knowbuttle.“
„Wieso?“ fragte Klößchen.
„Das Gelände um den Kaiserhof
ist dann zwar abgeschottet, aber vor dem Hotel werden viele Neugierige stehen.
Und Presse-Vertreter in Mengen. Das ist das Beet, aus dem die Aktion für den
Roboter wächst. Knowbuttles Wagen fährt vor. Der Präsidentschafts-Kandidat
steigt aus. Leibwächter schirmen ab, sind aber ohnmächtig. Denn Knowbuttle
schüttelt Hände
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