Spuk in Rocky Beach
tief Luft. »Was haben Sie denn gedacht? Glauben Sie wirklich, dass Außerirdische plötzlich unter einem Gullydeckel hervorkrabbeln?« Viele sahen peinlich berührt auf den Boden. Justus fuhr fort. »Rocky Beach ist an der Nase herumgeführt worden.«
»Und wir wissen auch, von wem«, ergänzte Bob. Plötzlich zog Tibor an seinen zusammengebundenen weißen Haaren. Es war eine Perücke. Maja erwachte wieder und stellte sich schuldbewusst neben ihn. »Ja, man hat uns entlarvt!«, rief Tibor in die Menge. Alle blickten ihn verständnislos an. Die drei Detektive waren nicht weniger überrascht. Dann hörte man eine zweite bekannte Stimme. Es war die ältere Dame mit dem kleinen dicken Hund.
»Wir müssen es leider zugeben. Alles war ein großes Schauspiel.« Auch sie trug eine Perücke und stöckelte zu Tibor und Maja. Der junge Polizist wollte etwas in sein Megafon sprechen, brachte aber keinen Ton heraus. Ein alter Mann hinter ihm schob den verwirrten Beamten zur Seite. In der Hand hielt er eine große amerikanische Fahne. »Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber nichts von dem, was Sie hier sahen, war echt. Außer den Schlaubergern da vorn in den merkwürdigen Anzügen war alles nur Theater. Die drei standen nicht in unserem Drehbuch.« In diesem Moment hob die Reporterin ihr Mikrofon auf: »Drei, zwei, eins … Hier spricht Susan Sanders live aus Rocky Beach. Unglaubliche Szenen spielen sich hier ab. Drei Kinder ließen soeben den größten Schwindel in der Geschichte des Fernsehens auffliegen. Ja, meine Damen und Herren, wir bekennen uns schuldig. Schuldig, dass wir eine
ganze Nation betrogen haben. Seit Wochen wurde dieses Spektakel vorbereitet. Von unserem Kameramann und genialen Techniker, von einer sagenhaften Schauspieltruppe aus Hollywood.« Tibor, Maja und die ältere Dame verneigten sich.
»Und nicht zuletzt von unserem Programmdirektor, Mister Harris.« Sie zeigte auf den alten Mann mit der Fahne. Harris ging auf die Reporterin zu und nahm ihr das Mikrofon aus der Hand. »Ich möchte mich entschuldigen bei den Bürgern dieser Stadt und bei unseren Fernsehzuschauern. Es ist der Wunsch eines jeden Programmdirektors, einmal im Leben die Welt in Atem zu halten. Der Wunsch, eine ganze Fernsehnation vor den Bildschirmen in den Bann zu ziehen.« Er sprach nun direkt in die Kamera. »Doch war es nicht auch der Wunsch von Ihnen, liebe Zuschauer? Waren nicht auch Sie auf der Suche nach dem Unfassbaren, nach dem Außergewöhnlichen, ja, dem Außerirdischen? Wir waren nur die Gehilfen bei der Erfüllung eines Menschheitstraumes. Damit beenden wir unsere heutige Live-Schaltung. LA Today, bleiben Sie dran!« Mit diesem Satz erloschen die Lichter der Kamera. Auch der vermeintliche Kristall hatte ausgeraucht. Die Menge war sprachlos. Es dauerte lange, bis die Ersten die Worte wiederfanden – einige begannen sogar zaghaft zu applaudieren. Bereitwillig beantwortete das Fernsehteam die Fragen der Schaulustigen. Susan Sanders musste sogar Autogramme geben. Kaum jemand interessierte sich noch für die drei ???. Justus schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, die Leute sind eher sauer auf uns, als auf die Betrüger vom Fernsehen. Außerirdische wären denen anscheinend lieber als die Wahrheit«, sagte er leise. »Aber der Fall ist gelöst.« Seine beiden Freunde nickten. Dann zogen sie die Anzüge aus und gingen müde zu ihren Fahrrädern.
»Ich will endlich nach Hause«, stöhnte Peter.
»Nur noch in die Badewanne und dann ins Bett«, stimmte ihm Bob zu. Plötzlich krächzte eine laute Megafonstimme über den Marktplatz. Es war der junge Polizist.»Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei. Ich bitte alle Tatbeteiligten zu mir. Leisten Sie keinen Widerstand, es geht um die nationale Sicherheit!« »Ist von der ganzen Versammlung überhaupt noch einer unschuldig?«, rief Kommissar Reynolds dazwischen.
»Ja, einer ist sogar völlig unschuldig«, grinste Justus und zeigte auf den kleinen dicken Hund.
Fopsy hatte sich von seinem Frauchen befreit und hoppelte auf die drei ??? zu. Dann gab er endlich brav Pfötchen.
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