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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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entsetzliche Angst, dass sie nie wieder aus diesem Labyrinth herausfänden. »Ich habe die Orientierung verloren.«
    »Wir bewegen uns geradewegs ostwärts.«
    »Ach ja?« So kam es ihr gar nicht vor. »Wo liegt Osten?«
    »Diese Röhren und Kanäle enden irgendwo, ich schätze, am Fuß des Steilabbruchs.«
    Candices Hand glitt über einen Stein. Er war nass. »Glenn? Dieser Kanal ist gar nicht trocken. Hier muss vor kurzem noch Wasser durchgeflossen sein.«
    Sie kamen an eine Stelle, wo sich drei Kanalgänge trafen und in unterschiedlichen Höhen verzweigten. Als Glenn sich dem obersten Gang zuwandte, wollte Candice ihn zurückhalten. »Sollten wir nicht nach
unten

    »Wir müssen nach oben«, erwiderte er knapp.
    Und da begriff sie auch warum: Die tiefer liegenden Schächte würden voller Wasser stehen.
    Schweigend kletterten sie weiter. Candice schätzte, dass sie bei dieser Steigung irgendwo oben auf dem Berg herauskommen mussten.
    »Was ist das?«, rief sie aus.
    Eine Erschütterung war durch das Gestein gegangen.
    »Erdbeben!«, schrie sie auf.
    Aber es war kein Erdbeben, es war viel schlimmer. »Wasser«, sagte Glenn. »Und es kommt in unsere Richtung.«
    Die Sturzflut hatte ihren Ursprung in den zerklüfteten Bergen im Süden, wo ein Gewitter über der Wüste getobt hatte. Die einzelnen Rinnsale und voll gelaufenen Wadis hatten sich zu einem reißenden Strom vereint, der nun auf die antike Stadt zu kam. Das Wasserreservoir würde die Wassermassen auffangen und in das uralte Kanalsystem ableiten.
    »Ich sehe Licht!«, rief Glenn. »Über uns. Wir müssten es gleich geschafft haben.«
    Die Erschütterung nahm zu, und nun dröhnte ein unnatürliches Röhren durch die Kanalschächte, als jagte ein grässliches Ungeheuer hinter ihnen her. Die Luft im Kanal wurde dick, der Druck auf Candices Ohren nahm zu, und schon liefen ihr kleine Rinnsale über Hände und Knie.
    Die Sturzflut war direkt hinter ihnen.
    Soweit sie erkennen konnten, endete der Tunnelschacht an der Ostseite des Berges. Seine Öffnung bot gerade Platz genug, um aufrecht stehen zu können, und von da brach die Wand steil nach unten ab, zur Wüstenebene.
    Als das Dröhnen immer näher kam, taxierte Glenn hastig die Lage. Hinunter konnten sie nicht, also mussten sie hinaufklettern.
    Auf der rechten Seite entdeckte er einen Felsvorsprung, der gerade für sie beide reichte. »Halten Sie sich fest!«
    Er schwang sich hinüber auf die andere Seite, wobei er sich an Unebenheiten in der Wand festhielt. Durch seine Schritte ging ein Steinregen nieder. Dann streckte er die Hand aus. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
    »Ich kann nicht!«
    »Natürlich können Sie! Schnell!« Die Vibration in dem Schacht wurde immer heftiger, das Dröhnen war ohrenbetäubend. Candice stand bereits mit den Füßen im Wasser.
    Wie versteinert stand sie da, die Augen fest geschlossen. Bei dem Gedanken an den schieren Abgrund vor ihr wurde ihr bereits schwindelig. »Ich kann nicht!«
    »Nicht runterschauen. Nehmen Sie meine Hand. Jetzt!«
    Sie riss den Arm hoch, packte Glenns Hand. Mit beinahe übermenschlicher Anstrengung zog er sie zu sich herüber und sie landete an seiner Brust, gerade als die Wassermassen aus dem Schacht schossen, wie ein gewaltiger Geysir aufstiegen und in einem gigantischen Wasserfall zu Tal stürzten.
    Mit fest geschlossenen Augen klammerte Candice sich an Glenn, während das Gestein um sie herum vibrierte, als wollte es die Eindringlinge abschütteln, es Sand und Geröll auf sie regnete und ihr schmaler Felsvorsprung wegzubrechen drohte.
    Doch dann ebbte die Flut allmählich ab. Der Berg hatte sich wieder beruhigt, aber Candice zitterte noch. Sie weigerte sich, die Augen aufzumachen, und als sie es schließlich doch tat, erblickte sie, an Glenns verschwitztem Nacken vorbei, den steilen Abgrund vor sich und sonst nur Himmel um sie herum.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Glenn.
    Sie nickte stumm.
    »Dann klettern wir jetzt.«
    Er musterte die Felswand über sich. Steil an manchen Stellen, dann gab es wiederum kleine Vorsprünge, Ritzen und Spalten, an denen man sich festhalten und hochziehen konnte.
    »Versuchen Sie regelrecht zu kleben«, ermahnte er Candice.
    »Setzen Sie so viel wie möglich Fläche Ihrer Schuhsohle auf den Felsen, um den besten Halt zu bekommen. Nicht auf den Zehenspitzen klettern. Achten Sie darauf, wo ich mit den Händen Halt suche. Machen Sie es mir nach.«
    Sie begannen ihren mühsamen Aufstieg vorsichtig Schritt um Schritt. Glenn half

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