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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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eingemauert worden,
damit
sie etwas schreibt«, sagte Glenn, »sondern eher, damit sie
nicht
schreibt. Vielleicht hat sie etwas Verbotenes geschrieben und wurde zur Strafe eingemauert.«
    Während die drei in nachdenklichem Schweigen vor dem Skelett standen, stellten sich wie von selbst Fragen ein, Fragen, auf die es bislang keine Antworten gab: Sollte Esther in der Tat bei lebendigem Leib begraben worden sein, worin bestand dann ihr Verbrechen? Was hatte sie getan oder geschrieben, das eine so unvorstellbar harte Strafe nach sich zog? Und warum in einer Geheimschrift?
    Ich spreche von nichts Geringerem als Armageddon …
stand im Brief des Professors.
    Schließlich brach Candice das Schweigen. »Nachdem sich die Tontafeln nicht hier befinden, dürfen wir davon ausgehen, dass Baskow sie mitgenommen hat, dann krank wurde und starb.«
    »Er wird sie versteckt haben«, griff Ian den Gedanken auf, »und hat dann eine Skizze von dem Versteck angefertigt. Jetzt ergibt das alles einen Sinn. Wir haben seine Karte an der falschen Stelle eingesetzt.«
    Als sie wieder ins helle Tageslicht traten, verharrte Glenn noch einen Augenblick vor dem mysteriösen Haus. In seinem Hinterkopf regte sich etwas, ein flüchtiger Gedanke, den er nicht zu greifen vermochte, der jedoch wichtig zu sein schien. Es hatte mit Esthers Gefängnis zu tun … mit einer Sache, die sie übersehen hatten …
     
     
    Er kam darauf, als sie den Hohlweg erreichten. Sofort blieb er stehen und schaute auf das ruinenübersäte Tal zurück, in dem einst Menschen gelebt hatten, die auf Eselkarren fuhren und sich des Lebens freuten.
    »Geht schon mal vor«, sagte er zu den anderen. »Ich muss noch was überprüfen.«
    Er wartete ihre Reaktion gar nicht erst ab, sondern kehrte um und stapfte über den zerborstenen Gehweg zu der einsamen Kammer an Ende des Tales.
    Vor dem Eingang blieb er nachdenklich stehen. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, noch einmal herzukommen, dachte er in einem Aufwallen der widersprüchlichsten Gefühle, die er so sorgsam unter Kontrolle gehalten hatte und die sich nun Bahn brachen. Esthers Haus hatte offenbar Ähnlichkeit mit Candice Armstrong – es ließ ihn schwach werden.
    Als er sich unverrichteter Dinge zum Gehen wandte, kam Candice die Treppe herauf.
    »Wo ist Hawthorne?«, rief er ihr entgegen.
    »Er will sich Baskows Skizze noch einmal vornehmen. Was machen Sie hier?«
    »Erklären Sie mir, wie Keilschrifttafeln gemacht werden.«
    Sie sah ihn nachsichtig an. »Nun, die Keilschrift hat ihren Namen von der Kombination keilförmiger Abdrücke auf Schreibmaterial, meistens auf Ton.«
    »Ich weiß, mit dem Stylus oder Rohrgriffel wurden Zeichen in den weichen Ton gedrückt. Der Zuschnitt des Rohrendes bestimmte die Form der Zeichen. Weiter.«
    »Man nimmt also einen Tonklumpen, klopft ihn ein wenig flach und drückt mit dem Stylus Zeichen hinein. Beim Trocknen in der Sonne wird der Ton dann hart und die Schrift haltbar.«
    »Und wenn der Ton nun nicht in der Sonne trocknet? Wenn diese Tafeln zum Beispiel nur im Inneren des Hauses an der Luft getrocknet sind?«
    »Sie müssen in der Sonne trocknen, sonst sind sie nicht lange haltbar. Sie könnten ganz leicht zerbrechen und zu Staub zerfallen. Du meine Güte!« Candice riss die Augen weit auf. »Die Tafel, die zerfallen ist! Von der wir annahmen, Baskow hätte sie übersehen!«
    »Ja, sie war zwar beschriftet, aber nicht in der Sonne getrocknet, deshalb hat Baskow sie nicht mitgenommen. Vermutlich hat er noch andere Tontafeln gefunden und schnell gemerkt, dass sie bei der geringsten Berührung zerfallen. Irgendetwas hat mich die ganze Zeit beschäftigt, aber ich kam nicht dahinter, was. Jetzt weiß ich es: Esther war allein in diesem Raum, eingemauert, dem Tod geweiht, und doch von ihrem Anliegen so beseelt, dass sie noch im Angesicht des Todes weiterschreiben
musste

    Glenn schaute sich um. »Sie hat nicht einmal versucht, einen Fluchtweg zu graben«, sagte er, wieder ganz der Ermittler am Tatort, während er die Wände im Schein der Taschenlampe absuchte. »Es gibt keine Anzeichen von Gewalt, keine Kratzspuren an den Wänden, keinerlei Hinweis darauf, dass sie irgendetwas anderes getan hätte als ihre Worte in Tontafeln zu ritzen.«
    Er trat an das vermauerte Fenster und legte die Hände an die Ziegelsteine. Wie musste Esther sich gefühlt haben, als sie zusehen musste, wie ein Stein auf den anderen gelegt wurde, bis das Tageslicht ausgesperrt war.
Nicht daran denken! Lass

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