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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Pontiac lag. Sie machten sich sofort auf den Weg in das vergessene Tal, wo sie Ian vorfanden, der wie besessen das Geröll vor Esthers Haus wegschaufelte.
    »Mein Gott«, rief er aus, als er sie erblickte. »Ihr seid rausgekommen!« Blut rann ihm über die Stirn.
    »Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung. Ich war im Lager. Die Mistkerle haben mir eins über den Schädel gebraten und mehr weiß ich nicht. Als ich wieder zu mir kam, war der Toyota fort. Sie haben alles mitgenommen – Wasser, Nahrungsmittel, das Satellitentelefon, eure beiden Rucksäcke, mein Geld, meine Reiseschecks, ja sogar«, und dabei hob er mit einer traurigen Geste den Arm hoch, »meine Armbanduhr. Die Autoschlüssel vom Pontiac haben sie auch mitgehen lassen. Wir sitzen total fest. Ohne jede Möglichkeit Hilfe zu holen.«

Kapitel 20
    C andices Rucksack war nicht etwa verschwunden, wie Ian befürchtet hatte. Sie hatte ihn ja in Esthers Haus noch dabeigehabt und dann, nachdem er ihr bei ihrer Klettertour von der Schulter gerutscht und zu Tal gestürzt war, am Fuß des Bergmassivs wieder aufgelesen. Wohingegen Glenns Rucksack nicht mehr da war, aber das störte ihn nicht weiter. Er trug seine Ausweispapiere und sein Geld stets bei sich. Wie sich herausstellte, hatten die flüchtigen Syrer auch die Autoschlüssel für den Pontiac nicht mitgenommen. Candice hatte sie, nachdem sie Mildred Stillwaters Buch aus dem Kofferraum geholt hatte, geistesabwesend in ihren Rucksack gesteckt. Und zu ihrer aller Freude fanden sie Wasserflaschen, Brot, Datteln und Käse ebenfalls im Kofferraum des Pontiac.
    »Also doch kein Totalverlust«, meinte Ian, als sie über die Wüstenebene Richtung Wadi Raisa rasten.
    Seine Mitfahrer blieben wortkarg. Glenn saß am Steuer, Candice auf dem Rücksitz, das Gesicht dem offenen Fenster zugekehrt, die Augen geschlossen. Ohne die syrischen Fahrer fühlten sie sich schutzlos jeglichen Banditen, Räubern und Deserteuren ausgeliefert, die dieses Niemandsland nahe der irakischen Grenze unsicher machten. Und vom Westen her drohte ebenfalls Gefahr: Die flüchtigen Fahrer würden in Palmyra das Gerücht verbreiten, die Amerikaner hätten den
Stern von Babylon
gefunden und wären den Tontafeln auf der Spur.
    Bevor sie ihr Lager in Dschebel Mara abbrachen, hatten die drei in Schichten geschlafen und Wache gehalten, wobei Ian unbedingt seine Waffe wiederhaben wollte, was Glenn ihm jedoch verweigerte. Die Nacht war von fernem Hyänengeheul erfüllt. Während Glenn sich ein wenig Schlaf gönnte, durchlebte er wieder einen vertrauten Traum: jene Nacht vor zwanzig Jahren, als er zwei Männer hatte streiten hören. »Ich werde dich umbringen«, hatte der eine gebrüllt. Nur war jetzt ein neues Puzzleteil dazugekommen: Der andere Mann hatte mit dem Wort ›Blut‹ gekontert. Hatte das sein Vater gesagt oder Philo Thibodeau?
    Glenn beobachtete Candice im Rückspiegel. Irgendetwas stimmte nicht. Seit der Tortur auf dem Dschebel Mara hatte sie kaum ein Wort gesprochen. Steckte die Angst noch so tief in ihr, dass sie sich nicht davon lösen konnte? Er hatte das bei anderen gesehen und auch selber schon erlebt: nach seinem Sturz, als er die Luminanz gesehen hatte. In der Überzeugung, nie wieder einen Berg erklimmen zu können, hatte er es dennoch versucht und sich an Mount St. Helena über dem Napa Valley herangewagt. Die Kletterroute hatte er geschafft, obwohl sein Knie höllisch schmerzte.
    Ihm war klar, dass er Candice bei der derzeitigen Lage unmöglich nach Hause schicken konnte. Wenn er ihr jetzt die Tontafeln anvertraute, schwebte sie in noch größerer Gefahr als vorher. Obwohl er sich für ihr Wohl verantwortlich fühlte, musste er diese Jagd bis zu ihrem bitteren Ende fortsetzen, und er hoffte inbrünstig, dass er, wenn der Moment der Wahrheit kam und er dem Mörder seines Vaters gegenüberstand, die innere Kraft und genug Selbstbeherrschung finden würde, um das Richtige zu tun.
    Mit einsetzendem Tageslicht erreichten sie ein Plateau, und vor ihnen erstreckte sich eine goldbraune Sandwüste, die bis an den Horizont reichte. »Wir sind da«, sagte Glenn. »Wadi Raisa.«
    »Der zieht sich ja bis in die Ewigkeit«, bemerkte Candice, als sie im hellen Morgenlicht dastanden und den Wasserlauf betrachteten.
    »Und weiter«. Angesichts der tiefen Schlucht in dem Kalksteinfelsen furchte Ian die Stirn. »Da haben wir aber ganz ordentlich zu suchen.« Die Schlucht nahm ihren Ursprung irgendwo im Südosten und führte nach Norden, wo dann die durch

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