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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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»Was haben Sie gesehen?«
    »Sie haben etwas in der Mumie versteckt.«
    Erst auf der Höhe von Vermont und Pico wurde ihr bewusst, dass ihr seit Malibu ständig ein Chrysler Cherokee mit den Kennzeichen einer Autovermietung folgte. Also bog sie, ohne den Blinker zu setzen, ab. Der Chrysler folgte ihr. Sie bog auf den Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums ein, der Chrysler ebenfalls. Sie fuhr wieder los, bog noch einmal ab und schoss dann bei Dunkelgelb über eine Kreuzung, bis ein schwarzer Geländewagen ihren Rückspiegel ausfüllte. Los Angeles war voller Spinner.
    Faircloth war so nervös gewesen, dass sogar seine Stimme verschwitzt klang. »Candice, wir alle
wissen
, dass Tetef der König ist, der die Expedition ausgeschickt hat. Nur wird uns ohne Beweise niemand glauben. Ich habe nur ein wenig nachgeholfen.« Es war ein kleines Amulett mit eingravierter, gefiederter Schlange. Es stammte aus dem Museo Nacional de Antroplogía in Mexico City und sollte nun bei einer Mumie im Niltal entdeckt werden.
    Entgegen vorherrschender Meinung hatte Candice die Sache nicht auffliegen lassen. Sie hatte ja nicht einmal gewusst, wie sie sich verhalten sollte. Dr.Faircloth war ihr Held. Ihn zu einer Ausgrabung zu begleiten, war die Erfüllung eines Traums gewesen. Er jedoch hatte die Berufsethik aufs Gröbste verletzt und sie auch noch gebeten, ihn nicht zu verraten. Also hatte sie ein Ferngespräch mit ihrem ehemaligen Doktorvater geführt, einem weiteren renommierten Ägyptologen und zugleich Präsident der Ägyptologischen Gesellschaft von Kalifornien. Sie hatte ihn im strengsten Vertrauen angerufen und lediglich um seinen Rat gebeten. Er aber hatte gesagt: »Ich kümmere mich darum.« Und der Albtraum hatte begonnen.
    Da war der Chrysler schon wieder.
    Sie behielt ihn im Auge. Sie konnte nicht erkennen, ob der Fahrer weiblich oder männlich war. »Wenn Sie in Ihrem Wagen verfolgt werden, fahren Sie zur nächsten Polizeistation«, hatte die Leiterin des Selbstverteidigungskurses beim CVJM ihnen eingebläut. Schön und gut, nur, wo befand sich die nächste Polizeistation?
    Als Candice eine Lücke in der rechten Fahrspur entdeckte, zog sie einfach hinüber, worauf ein BMW -Fahrer ihr wütend den Stinkefinger zeigte. Im dichten Verkehr hatte sie den Chrysler abgehängt. Candice bog in die erstbeste Seitenstraße ab, und kurvte durch ein Wohngebiet zum Wilshire Boulevard, wo der Verkehr noch zäher floss.
    Candice hatte nicht wissen können, dass zwischen ihrem Mentor und Faircloth schon immer eine Erzrivalität herrschte. In aller Öffentlichkeit wurde Faircloth vom Präsidenten der Ägyptischen Gesellschaft von Kalifornien degradiert, der diese Demütigung noch steigerte, indem er eine umfassende Untersuchung aller früheren Publikationen, Abhandlungen, Thesen, Vorlesungen, ja sogar Briefe an Herausgeber, auf Irrtümer, Fiktion, Plagiate und Fälschungen hin verfügte. Zeitungsredaktionen witterten einen Skandal, und ein aggressives Nachrichtenteam lockte die unerfahrene Candice in ein Interview für eine populäre Sonntagnachtshow im Fernsehen. Ihre Aussagen wurden aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, Kommentare wurden drum herum arrangiert, die Candice in einem völlig falschen Licht erscheinen ließen und den Eindruck erweckten, sie stelle die gesamte Zunft der Ägyptologen als Grabräuber und Scharlatane dar.
    Die Reaktion war kurz und heftig. Candices Kollegen befanden, der Vorfall hätte ›intern‹ geklärt werden müssen. Obwohl Faircloths Schuld außer Frage stand, bezichtigte man Candice der Eifersucht, stellte sie dar als eine, die aus Profilierungssucht das Rampenlicht suchte und nur Ärger machte. Mit einem Mal war sie bei Grabungskampagnen nicht mehr willkommen, auch nicht auf Symposien, bei Vorlesungen, wo auch immer Ägyptologen zusammentrafen. Ihre Publikationen verkauften sich nicht mehr, ihre Theorien wurden ignoriert, Geldquellen für Grabungsprojekte blieben ihr verschlossen. Ihre Karriere war praktisch beendet, ehe sie richtig begonnen hatte. Und dann nahte Rettung in Gestalt von Professor Masters, der sie bat, ihn bei seinem König-Salomo-Projekt zu begleiten.
    Solche Art Rettung war Faircloth nicht beschieden. Seine Frau verließ ihn, er war finanziell ruiniert und fand schließlich nur eine Anstellung an einer kleinen Hochschule im Mittleren Westen. Und doch hatte er am Ende zu Candice gesagt: »Ich trage Ihnen nichts nach«, und dabei wie hundert Jahre alt ausgesehen.
    Als sie das Antiquariat

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