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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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entdeckte, nahm sie die erstbeste Parklücke am Straßenrand, stellte den Wagen ab und stürmte in den Buchladen. Hinter den Buchregalen versteckt, behielt sie die Straße im Auge, wo auch schon der Chrysler Cherokee im Schneckentempo vorbeizog.
    Stokey’s Antiquariat erinnerte sie an die alte Fernsehserie
Twilight Zone.
Selbst die Luft roch alt und muffig. Mit einem Auge auf dem Straßenverkehr, betätigte Candice die Klingel neben der Registrierkasse.
    Aus dem Hinterzimmer tauchte der Ladenbesitzer auf, ein gebeugter Mann namens Goff, der in der einen Hand ein angebissenes Pastrami-Sandwich hielt, in der anderen eine Papierserviette. Er stopfte die fettigen Enden des Fleischs in das mit Senf beschmierte Brötchen zurück und wickelte die Serviette darum. Mit einem herzhaften Bissen im Mund erklärte er, sich an das Duchesne-Buch zu erinnern und auch an den Nachmittag vor sechs Monaten, da Professor Masters es gekauft hatte.
    »Hat ne Menge dafür bezahlt«, meinte Mr.Goff mit gestopfter Stimme und senfverklebtem Mund. »Duchesnes Antiquitätensammlung ist vor hundert Jahren in Flammen aufgegangen, als sein Haus in der Nähe von Paris niederbrannte. Das machte das Buch umso wertvoller, weil es das einzige Zeugnis von Duchesnes Sammlung darstellte. Glaube sowieso nicht, dass das Buch eine hohe Auflage hatte. Wenn es hochkommt, ein paar Hundert Exemplare. Masters erzählte mir, dass er schon einmal ein Exemplar besessen hätte, das aber bei einem Orkan zerstört wurde, als ein Teil seiner Bibliothek unter Wasser stand.«
    Candice konnte sich noch gut an den Vorfall erinnern. Professor Masters war untröstlich über den Verlust eines Teils seiner wertvollen antiquarischen Sammlung gewesen. »Können Sie mir sagen, was dieses Buch so wertvoll macht? Wenn der Professor vor fünf Jahren schon ein Exemplar davon besessen hat, warum hat er dann so lange gewartet, es zu ersetzen?«
    »Es ging ihm gar nicht so sehr um das Buch selber, viel mehr um einen besonderen Stich. Ich zeig’s Ihnen.« Goff legte den Sandwich beiseite, wischte sich die Hände an der Hose ab und klappte die einzelnen Buchseiten so behutsam um, wie ein Chirurg beim Offenlegen von Muskelschichten vorgehen mochte. Der Reisebericht stammte aus der Zeit vor der Massenfotografie, insofern handelte es sich bei den Illustrationen um Stiche, die so kunstfertig und detailgenau waren, dass man sie unschwer für Fotos hätte halten mögen. »Hier ist es. Oh!« Ein zusammengefaltetes Stück Papier klemmte zwischen zwei Seiten, es war beschriftet. »Gehen Sie lieber vorsichtig damit um«, meinte Mr.Goff, als er es Candice aushändigte. »Könnte wichtig sein.«
    Candice legte den Zettel in ihre Brieftasche und wandte sich dann der Abbildung zu, die Mr.Goff gesucht hatte. Es war eine Stein- oder Tontafel, typisch für die mesopotamische Kultur vorchristlicher Zeit. Diese Art Tafeln wurden zur Archivierung oder im Schriftverkehr eingesetzt. »Sieht aus wie Keilschrift«, murmelte Candice. »Aber ich kann die Sprache nicht identifizieren.«
    »Daran war der Professor interessiert. Er sagte, dass die Wissenschaftler seit Jahrzehnten bemüht seien, diese Sprache zu entschlüsseln.« Goff widmete sich wieder seinem Sandwich.
    »Er meinte, diese Tafel wäre einzigartig. Es sei noch kein anderes Exemplar mit dieser Schrift gefunden worden. Das Verhalten des Professors … Er hat mir natürlich nichts verraten, aber ich hatte so eine Vermutung, dass er noch einen anderen Stein mit den selben Schriftzeichen gefunden hatte und die beiden vergleichen wollte.«
    Candice zog die Brauen zusammen. War Professor Masters etwa auf einen seltenen archäologischen Fund gestoßen?
    Im Hintergrund des Ladens sah sie einen Fotokopierer stehen und bat Mr.Goff, den Stich von der rätselhaften Duchesne-Tafel zu kopieren. Das Buch war zu kostbar, um es ständig bei sich zu tragen. Sie würde es an einem sicheren Ort verwahren und das Foto der Tafel später einem guten Freund faxen, der die Schriftzeichen womöglich entziffern konnte.
    Während sie wartete, beobachtete sie die Straße. Seit sie den Laden betreten hatte, war der Chrysler nicht mehr aufgetaucht. Gerade als Mr.Goff ihr die Fotokopie aushändigte, klingelte sein Telefon, ein altmodischer schwarzer Apparat mit Wählscheibe. Goff nahm ab, lauschte einen Moment und hielt ihr dann den Hörer hin.
    »Heißen Sie Armstrong?«
    »Ja, warum?«
    »Für Sie.«
    Wie war das möglich? Niemand wusste, dass sie hier war. Vorsichtig nahm sie den

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