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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Hörer, als ob er stechen könnte, und hielt ihn ans Ohr. »Candice Armstrong«, meldete sie sich.
    Klick.
    »Also …«, setzte sie verwundert an. Und dann fielen ihr plötzlich die morgendlichen Anrufe ein und was sie bedeuten konnten. »Ach du Schreck!«
    »Alles okay?«, rief Mr.Goff hinter ihr her.
    Sie schlüpfte durch zwei Beinahe-Zusammenstöße – einer mit einem Stadtbus – und handelte sich diverse obszöne Gesten ein, als sie sich in höchster Eile in den nachmittäglichen Berufsverkehr einfädelte. Wenn man sie angefahren hätte, hätte sie dem Polizisten erklärt, dass sie beraubt worden sei, und hätte um eine Polizeieskorte gebeten.
    Die regennasse Straße zu ihrem Blockhaus brachte ihren Wagen mehrere Male ins Schlingern, und als sie sich dem Haus näherte, wurden ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Huffy saß miauend mitten auf der Straße. Candice wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie die Katze eingesperrt hatte.
    Jemand war in ihr Haus eingebrochen.
     
     
    Jeden Morgen wachte Glenn Masters mit derselben Frage auf: Wird heute der Tag sein?
    Der unvermeidbare Tag, an dem er sich in das verwandeln musste, was er am meisten hasste: einen Gewaltmenschen.
    Diese Frage quälte ihn beim Duschen, beim Frühstück, beim täglichen Kreuzworträtsel, und dann steckte er seine Dienstmarke ein und fuhr zu seiner Dienststelle bei der Hollywood Division, wo er wieder einen Tag in einer Welt voller Gewalttaten verbringen, sich im Zaum halten und dagegen wappnen würde, selber ein Teil dieser gewalttätigen Welt zu werden.
    Die Polizeipsychologin hatte ihn gewarnt, wenn er seine Gefühle unter Verschluss hielt, würde das das Gegenteil bewirken. »Eines Tages werden Sie Ihre Grenzen erreichen und außer Kontrolle geraten«, hatte sie gesagt und ihm geraten, ab und zu Dampf abzulassen.
    Leicht gesagt.
    Dann hatte sie ihn zu seinem Liebesleben befragt, was sie, wie er fand, nichts anging. Lapidar hatte er geantwortet: »Keine Klagen.« Sherri teilte nicht länger sein Leben. Nach dem Unfall hatten sie sich auseinander gelebt und danach hatte es keine dauerhafte Beziehung mehr gegeben. Glenn konnte es nicht riskieren sich erneut zu verlieben, da er wusste, wie Gefühle miteinander verquickt waren, und wenn er das eine herausließ, würde das andere folgen. Er wusste, dass hinter dem liebenden Menschen, der er sein konnte, der andere, der hasserfüllte Mann lauerte.
    Als er sich nun in dem täglichen Chaos auf der Polizeistation umsah, fragte er sich, was zum Teufel er hier eigentlich machte. Nach dem Begräbnis seiner Mutter hatte er sich bei dem Gedanken an ihren gewaltsamen Tod zwei Wochen lang jede Nacht übergeben müssen. Dann hatte er Beruhigungsmittel für den Magen eingenommen, Schlaftabletten und Pülverchen gegen Albträume. Und als er schließlich aus diesem Dämmerzustand erwacht war, mitgenommen aber eiskalt, hatte er ein neues Credo gefunden: Nie wieder Gewalt, nie wieder.
    Dennoch war er in den Polizeidienst eingetreten. Und natürlich in die Mordkommission. Auf die Frage von Freunden, warum er sich nicht in ein nettes, friedliches Kloster hoch oben in den tibetischen Bergen zurückzog und sein Leben inmitten der Wolken fristete, hatte Glenn nur zu sagen gewusst, dass es da draußen Kriminelle zu fassen gab, und das konnte nicht auf einem Berggipfel bewerkstelligt werden.
    Hier war er nun also, ein gewaltloser Mensch in einer gewalttätigen Welt.
    Beim Anblick seines Schreibtisches, der sich unter seiner täglichen Last bog – ungelöste Fälle, Zeugenbefragungen, Beweismittel und Spuren, die es zu verfolgen galt –, hätte Glenn am liebsten mit irgendetwas geworfen. Nicht, dass er so etwas je täte. Glenn Masters geriet nie außer Kontrolle. Kontrolle hielt das Leben und das Universum davon ab, ins Chaos zu driften. Obwohl er heute Morgen wirklich Mühe hatte sich zu bremsen.
    Der alte Mann … so zerbrechlich und hilflos in seinem Krankenbett.
    So hatte er sich das Wiedersehen mit seinem Vater nicht vorgestellt. In seiner Vorstellung spielte es sich stets in ihrem Haus, in seines Vaters Arbeitszimmer ab. Der alte Mann würde würdevoll in seinem großen Lederarmsessel sitzen und sagen: »Mein Sohn, ich habe dich heute hergebeten, weil ich fand, es sei an der Zeit zuzugeben, dass ich falsch gehandelt habe. Ich hoffe, du kannst mir vergeben.« Glenn würde ihm selbstverständlich vergeben, sie würden sich in die Arme fallen und nach einer so langen Trennung als Vater und Sohn

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