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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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nur noch ein Wispern, als er die Augen schloss und sagte: »Natterngezücht, an unserem Busen genährt, teurer Bruder. Seit Jahrhunderten werden wir verfolgt.« Ygael seufzte laut auf, als Philo weitersprach. »Sind unsere Mütter und Väter nicht um ihr Leben gerannt, als die große Bibliothek brannte? Mit wie viel Lüge und Verrat hatten sie damals zu kämpfen? Und selbst heute noch müssen wir wachsam sein.«
    Ygael standen Tränen in den Augen, als er sich daran erinnerte, wie einer seiner Vorfahren, ein Ritter der Flammen, in Jerusalem den Märtyrertod gestorben war. Gewiss, der Orden war immer schon verfolgt worden und man musste stets wachsam bleiben. Er hatte Philo zu Unrecht beschuldigt, das wurde ihm nun klar.
    »Lass uns den Namen Gottes preisen«, sagte Philo leise, während sich seine Finger in Ygaels Schultern gruben und er den armen Ygael erneut in seinen Bann schlug.
    »Im Namen Gottes«, flüsterte Ygael.
    Sie umarmten einander und Ygael bat um Vergebung.
    Nachdem der Alte gegangen war, kehrte Philo in den Bankettsaal zurück, wo er mit tosendem Beifall begrüßt wurde.
    Am nächsten Tag fiel Ygael Pomeranz bei den Hochzeitsfeierlichkeiten seiner Tochter tot um. Alle waren bestürzt, hatte sich Pomeranz doch augenscheinlich bester Gesundheit erfreut. Der herbeigerufene Arzt konstatierte einen Herzanfall und ordnete keine weiteren Untersuchungen an. Selbst bei einer Blutanalyse wäre die Droge nicht entdeckt worden, die Ygaels Champagner, einem 1993 er Taittinger Brut Rosé, einem vorzüglichen Jahrgang mit einem Preis von dreihundert Dollar die Flasche, heimlich beigefügt worden war.

Kapitel 21
    D er Geruch von frisch gebrühtem Kaffee und das helle Tageslicht hatten sie aufgeweckt.
    Candice rieb sich die Augen und blinzelte in die Sonne. Warum hatten Glenn und Ian sie nicht geweckt? Und warum hatte sie überhaupt so lange geschlafen? Eigentlich fühlte sie sich auch gar nicht erholt, eher zerschlagen. Ians starker Kaffee hätte doch das Gegenteil bewirken müssen.
    Aber als sie mühsam aus ihrem Schlafsack kroch und die kalte Asche in dem Lagerfeuer erblickte, wurde ihr klar: Der Kaffeeduft war reine Einbildung gewesen.
    Dann registrierte ihr benebeltes Gehirn, dass der Pontiac fort war.
    Fröstelnd in dem beißenden Wind suchte sie eilends Zuflucht in der Felsnische, die ihr, Ian und Glenn in der Nacht zuvor Schutz geboten hatte. Mit der Hand über den Augen suchte sie die Ebene nach Gestalten ab, rief Ians und Glenns Namen, bis ihr bewusst wurde, dass die nächste menschliche Ansiedlung etwa hundert Meilen entfernt lag. Und so, wie sich allmählich ihr Kopf klärte, traf die Erkenntnis sie wie ein Schock, dass sie sich ganz allein in der syrischen Wüste befand. Da sah sie die Staubwolke am Horizont.
    Ein Militärjeep mit bewaffneten Männern hielt geradewegs auf sie zu.
    Als Jessica Randolph fünfzehn Jahre alt war, sperrte ihr alter Vater, seines Zeichens Laienprediger, sie so lange ein, bis sie zu Gott gefunden hatte. Nach vier Tagen ohne Wasser und Brot halluzinierte sie, ihr Vater sei Gott. Das genügte. Damals hieß sie noch Ruby Frobisher und war nur ein barfüßiges Mädchen, das auf der falschen Straßenseite lebte und Jungen Dinge erlaubte, weil sie an ihre Versprechungen glaubte. Mit sechzehn lief sie von zu Hause weg, auf dem Rücken immer noch die Striemen vom Gürtel ihres Vaters, und schwor sich, dass kein Mann in ihrem Leben jemals wieder Macht über sie haben sollte.
    Es bedurfte einiger Jahre des Kämpfens, bis ihr klar wurde, dass sie auf ihrem Weg zur Macht Männer mit Macht als Trittsteine brauchte. Sie modifizierte also ihren Schwur entsprechend. So kam es auch zu der kurzen Affäre mit Ian Hawthorne, der sie mit seinem ›Sir‹ und seinem englischen Stammsitz beeindruckte, bis sie dahinter kam, dass er auf dem besten Wege war, sich zu ruinieren. Er glaubte, in seines Vaters Fußstapfen treten und ein ebenso zügelloses Leben führen zu müssen, nachdem dieser sich nach seinem geschäftlichen Niedergang umgebracht hatte. Obwohl Ian immer wieder beteuerte, dass er sein Leben wieder in den Griff bekommen und alle Schulden tilgen würde, wusste Jessica nur zu gut, dass er nur eine langsame Form des Selbstmordes beging.
    Mit Philo Thibodeau war das schon eine andere Sache.
    Es war nicht etwa seine offensichtliche Macht, die sie anzog, der immense Reichtum, seine Verbindungen zu den höchsten Regierungskreisen und der Wirtschaft, nein, es war seine Ausstrahlungskraft – und

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