Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Vornamen zu nennen, war der erste Schritt zu Intimitäten.
    »Die Alexandrier, diese geheime Bruderschaft, der Ihre Eltern angehörten. Haben Sie inzwischen eine Vorstellung, was sie treiben? Ich meine, sind sie Hüter des Heiligen Grals? Und wie passt da der
Stern von Babylon
ins Bild?« Mit Candice ging wieder einmal die Fantasie durch. Hüteten die Alexandrier womöglich den Becher, aus dem Jesus beim letzten Abendmahl getrunken hatte? Und wenn der Becher und der
Stern von Babylon
zusammenkamen, ergab das dann Armageddon?
    Glenn hatte das Tagebuch seiner Mutter auf seinen Wachposten mitgenommen, um darin zu lesen, wenn er nicht gerade den Horizont nach Lastwagen, Flugzeugen oder Helikoptern absuchte. »Soweit ich den Aufzeichnungen meiner Mutter entnehmen kann, handelt es sich um eine Art religiösen Orden. Darüber hinaus weiß ich nichts.«
    »Aber Sie sagten doch, Ihre Mutter sei nicht religiös gewesen?«
    »War sie auch nicht. Nicht im herkömmlichen Sinne. Meine Eltern sind nie in die Kirche gegangen, haben mir nie zu beten beigebracht. Ich war bestimmt das einzige Kind in der Gegend, das kein Gutenachtgebet sprach. Meine Mutter war eine spirituelle Atheistin, die ihr Weltbild aus Wissenschaft und Mathematik ableitete.«
    Er schlug das Tagebuch auf und reichte es Candice. Sie stellte ihre Kaffeetasse ab und begann zu lesen:
»Es gibt keinen Tod. In unseren Körpern pulsiert dieselbe Energie, die Welten hervorbringt, und das Erste Hauptgesetz der Thermodynamik besagt, dass Energie weder erzeugt noch zerstört werden kann. Die gesamte, im Universum verfügbare Energiemenge ist konstant. Einsteins Relativitätstheorie, die Äquivalenz von Masse m und Energie E : E = mc
2
, beweist, dass Masse und Energie austauschbar sind, was den Schluss nahe legt, dass im Universum Energiemenge und Masse feste Größen sind. Wo aber geht die Energie des Lebens hin? Sie kann nicht sterben, also wird sie woanders hin transportiert.«
    Während Glenn seinen Kaffee trank, bemerkte er, dass Candice beim Lesen unbewusst an ihre Kamee fasste. Seine Augen folgten dem rosa Band bis in ihren Nacken, wo es auf altmodische, sehr feminine Art verknotet war. Außerdem nagte sie an ihrer Unterlippe beim Lesen.
Diese zum Küssen einladenden Lippen!
    Abrupt stand er auf und steckte die Pistole in den Gürtel. »Sie sollten sich schlafen legen. Sie müssen todmüde sein.«
    »Bin ich auch«, gab sie zu. Sie hatte gehofft, Ians Kaffee würde sie wach halten. »Sie müssen aber auch müde sein.«
    Das war er, in der Tat. Er unterdrückte ein herzhaftes Gähnen. Dennoch musste er wach bleiben, er musste darüber nachdenken, was zu tun war und wie er die Tontafeln als Köder für Philo einsetzen konnte.
    Immerhin hatten die syrischen Fahrer zwei Schlafsäcke dagelassen. Candice schlüpfte in den einen, wohlweislich in der Nähe des Feuers und im Schutz der Felsen. Als Ian darauf bestand, seine Wache anzutreten, gab Glenn widerwillig nach und trollte sich, die Pistole im Gürtel, ins Lager, wo er auf der anderen Seite des Lagerfeuers den zweiten Schlafsack entrollte und hineinkroch.
    Mitten in der Nacht erwachte Glenn plötzlich. Die Sterne im kalten Nachthimmel über ihm wirkten wie Eissplitter, die Wüste umgab ihn mit unnatürlicher Stille. Rasch vergewisserte er sich, dass Ian immer noch auf seinem Wachposten saß.
    Er schälte sich aus dem warmen Schlafsack und schlich auf leisen Sohlen zu dem geparkten Pontiac. Auf dem Beifahrersitz ruhte der Metallkasten mit Esthers Vermächtnis. Und dann entdeckte er den Schlüssel im Zündschloss.
    Nach einem letzten Blick auf die schlafende Candice stand sein Entschluss fest. Es gab nur einen Weg, sie und die Tontafeln zu schützen. Die Erkenntnis war ihm buchstäblich im Schlaf gekommen, und er wollte keine Zeit verlieren. Er glitt hinter das Lenkrad, zog die Wagentür mit einem leisen Klicken zu und griff nach dem Zündschlüssel.
     
     
    Ehe er noch seine Ansprache halten konnte, wusste Philo, dass Ärger bevorstand.
    Ygael Pomeranz machte im hinteren Teil des Bankettsaals eine Szene, während zwei von Philos Leuten ihn zu besänftigen suchten. Philo wusste, dass er selber einschreiten musste, demgemäß hielt er seine Rede kurz.
    Das fünfhundertköpfige hochkarätige Publikum, unter denen nur wenige Alexandrier waren, lauschte den Worten dieses Mannes, dem gerade der höchste humanitäre Orden des Staates Texas verliehen worden war. Pro Nase hatten sie tausend Dollar Eintritt bezahlt, allein für

Weitere Kostenlose Bücher