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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Hintergründigen und dem Okkultismus uralter Völker, der Astrologie der Chaldäer, den Geheimnissen der Hethiter, dem verloren geglaubten Codex Hammurabi! Als er all dies an zusammengetragenen Erkenntnissen und Erleuchtungen sah, wusste er, dass er hier die Antwort auf die Schatten finden würde, die ihn quälten.
    Die Alexandrier waren von Natur aus demokratisch. Sie hatten keinen Anführer, und jedes Mitglied verfügte über das gleiche Stimmrecht. So kam es, dass man Michels Ausführungen Gehör schenkte und sie, nachdem man darüber diskutiert hatte, für gut befand.
    Michel erklärte den Alexandriern, dass mehr vonnöten sei als Manuskripte zusammenzutragen; sie müssten sie lesen und übersetzen und analysieren und nach versteckten Botschaften durchforschen. »Ihr seid die Hüter der Zukunft, aber nur, wenn ihr euch die Vergangenheit zunutze macht.«
    Dementsprechend kam es mit Ankunft des neuen Mitglieds zu Veränderungen, und das Schloss erwachte zu Fleiß und Zielstrebigkeit. Seine Bewohner wurden von neuer Schaffenskraft durchdrungen, hatte man ihnen doch deutlich gemacht, dass sie mehr waren als nur Kuratoren alter Worte.
    Michel war von den Alexandriern überrascht und fasziniert. Als Hélène ihm von der Gruppe berichtete, hatte er eine geheime christliche Vereinigung erwartet, wie es deren in Europa so viele gab – die Tempelritter, die Hüter des Heiligen Grals –, aber diese Gruppe unterschied sich deutlich von ihnen, denn wenngleich ihre Mission eine religiöse war, gehörten die Mitglieder den verschiedensten Religionen an; sogar Juden befanden sich darunter sowie mehrere erklärte Atheisten. Von Loyalität durchdrungen, hielten sie fest zusammen, um Eindringlinge abzuwehren und ihr Geheimnis zu wahren. Kaum hatte Michel das Treuegelübde abgelegt, war er über das, was man ihm daraufhin anvertraute, zunächst verblüfft, dann umso faszinierter. War diese älteste der geheimen Gemeinschaften über die Antwort auf ein Geheimnis gestolpert, das älter war als die Sterne selbst?
    Er entdeckte Schriften deutscher Mystiker – Hildegard von Bingen: »In meinem dreiundvierzigsten Jahr betete ich zu einer himmlischen Vision, und ich erblickte in ihr eine ungemeine Helligkeit.« Und Mathilda von Magdeburg:
Das fließende Licht des göttlichen Hauptes.
    Demnach schien es in einem großen Teil der Schriftensammlung um Licht zu gehen.
    »Alarich bezeichnete seine Erlebnisse als Luminanz«, erklärte Hélène. »In einer solchen Lichtvision sah er die Bedeutung des von ihm zu gründenden Ritterordens.«
    Michel überkam ein Schauer hoffnungsvoller Erregung. Konnte dieses Licht seine Schatten bannen? »Wie überkommt einen diese Luminanz?«
    »Das weiß ich nicht. Es heißt, die Luminanz kommt über jeden von uns, wenngleich zu Lebzeiten nur selten.«
    »Erst muss man sterben?«
    »Wir gehen ins Licht. So steht es in den Briefen der heiligen Maria Magdalena. Nach den Worten Jesu sind wir aus Licht geboren und kehren ins Licht zurück. Viele Arbeiten darüber finden sich hier, sogar aus China und Indien. Offenbarungen, niedergeschrieben von ehrwürdigen Männern, die dieses heilige Licht gesehen haben.«
    »Die Aufzeichnungen von Heiden«, wandte er ein.
    »Wenn dir das zu schaffen macht, Liebster, dann sprechen wir eben nur von christlichen Aufzeichnungen. Bei Lukas steht, dass Jesus auf den Berg stieg, um dort zu beten. Und während er betete, verklärte sich sein Gesicht, seine Kleider wurden blendend weiß, und er sah Moses und Elias. Auch bei Matthäus steht, dass Jesus verklärt wurde. Sein Antlitz strahlte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und Markus sagt, dass die Kleider von Jesus weißer wurden als gebleicht.«
    »Die Verklärung«, murmelte Michel nachdenklich.
    »Johannes, der Sohn von Zappedäus, sagt in einem Brief an alle Christen, dass Gott Licht und in Ihm kein Dunkel ist.«
    Michel brannte darauf, die Luminanz zu erleben, spürte er doch, dass er im Licht seine Erlösung finden würde.
    »Dr.Michel! Dr.Michel!« Der Junge hämmerte mit beiden Fäusten an die Haustür. »Maman ist krank. Ihr müsst unverzüglich kommen!«
    Michel schlug bereits die Decken zurück und schwang die Füße aus dem Bett. »Musst du?«, grummelte Hélène neben ihm und räkelte sich. Die Nacht war kalt und Michel fühlte sich mollig warm an. Ihre Frage war rhetorisch; wenn Michel zu einem Patienten gerufen wurde, lehnte er nie ab.
    Er öffnete den Fensterladen und schaute zu dem Jungen

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