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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Prinzregenten auf sich gelenkt und war in dessen Regiment – die 10 . Dragoner – aufgenommen worden, wo er sich rasch hochgedient hatte und schließlich zum Hauptmann befördert worden war. Umsonst. Kein Wort der Anerkennung von Lamb dem Älteren. Infolgedessen hatte sich Jeremy zum Rebellen aufgeschwungen, vornehmlich in seiner Art, sich zu kleiden. Wie Mr.Beau Brummel es ja auch getan hatte. Auf diese Weise glaubte er, seinen alten Herrn zu beeindrucken, der weiterhin Samtjacken mit Goldknöpfen und gepuderten Perücken anhing. Als ihm auch dies keinerlei Würdigung des Vaters eintrug, hatte Jeremy aufgegeben, zumal er sich inzwischen einen Lebensstil zu Eigen gemacht hatte, der ihm durchaus behagte.
    »Vater hat zugelassen, dass man mich in den Schuldturm wirft, damit ich dieses Elend mal am eigenen Leib verspüre. Aber alles, was ich hier kennen gelernt habe, ist Eintönigkeit und Langeweile. Ich hoffe nur, Sie sind amüsanter als die anderen. Zumindest nehme ich an, Sir, dass sie gebildet sind.«
    Jeremy wartete ab, aber der Neue ließ nichts über sich verlauten. Bei näherer Betrachtung schien er kerngesund zu sein und schätzungsweise Ende vierzig. Der Backenbart leicht grau meliert, die Kleidung sauber und makellos. Jeremy räusperte sich. »Darf ich fragen, weshalb Sie hier sind?«
    Frederick taxierte seinen leutseligen Zellengenossen. Was sollte er ihm antworten? Er war von Desmond Stone reingelegt worden, das war so sicher, als wäre er in eine von Stones Fallgruben geraten. Stone waren die zur Zeit herrschenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die daraus resultierenden lautstarken Forderungen nach Sozialreformen zugute gekommen. Die Regierung antwortete mit Repressionen und erließ Gesetze, die darauf abzielten, die öffentliche Meinung zu unterdrücken. Und da Großbritannien an so vielen Fronten kämpfte – gegen Amerika, gegen Spanien, gegen Frankreich –, wähnte man überall Gefahr, spürte man Argwohn, musste man seine Zunge hüten. Die kleinste Äußerung konnte einem falsch ausgelegt werden, und überall lauerten Spione.
    Zwei Abende nach dem Geheimtreffen der Alexandrier war es im Club hoch hergegangen, sodass sich Desmond Stone unter dem Vorwand, man könne ja sein eigenes Wort nicht verstehen, ganz nah zu Frederick gebeugt und ihm so leise zugeraunt hatte, dass er sicher sein konnte, keinen weiteren Mithörer zu haben: »Ich sehe nicht ein, warum wir nicht mit dieser Geheimniskrämerei um den Orden aufhören. Wir leben doch schließlich in der Neuzeit.«
    Frederick, der nicht merkte, dass er geradewegs auf die Falle zusteuerte, hatte heftig widersprochen: »Du weißt ebenso gut wie ich, wie gefährlich es wäre, wenn unser Geheimnis entdeckt würde. Wir sind Atheisten, Desmond, und dennoch die Gottesfürchtigsten von allen. Und wir schulden einer Macht Gehorsam, die größer und mächtiger ist als selbst die der britischen Krone. Das würde niemand verstehen.«
    Die Ohrenzeugen im Club steckten nicht mit Desmond unter einer Decke, sondern waren ehrenwerte Männer, die das Gehörte lediglich weitergegeben hatten. Frederick trug ihnen das nicht nach, nur auf Desmond Stone war er wütend. Und auf sich selbst.
    »Ich bin wegen Hochverrats hier«, sagte er zu Jeremy Lamb.
    Zum ersten Mal im Leben war Lamb sprachlos. Der Neue würde demnach gehängt werden! »Immerhin«, rang er sich schließlich ab, »können Sie sich Ihren Aufenthalt hier so angenehm wie möglich gestalten. Das sehen Sie ja an mir. Sagen Sie Ihren Besuchern, sie sollten Geld mitbringen – mein Vater lässt mir einmal wöchentlich eine kleine Summe zukommen, die ich dann dazu verwende, mir bei den Aufsehern Vergünstigungen zu erkaufen.«
    »Keine Besucher«, sagte Frederick und sah zu, wie sich Mithäftlinge daran machten, dem Toten die Kleider abzustreifen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mich kommt niemand besuchen.«
    »Aber
einen
Freund werden Sie doch haben?«
    »Keine Freunde …« Dem Leichnam die Kniebundhosen auszuziehen, erwies sich wegen des einen am Boden angeketteten Beins als schwierig. Man zerrte an seinem Fuß herum.
    »Wie wollen Sie sich dann etwas zu essen beschaffen?«, fragte Jeremy, ohne auf das Treiben in der Ecke zu achten. Es war für ihn nicht neu. »Der Aufseher ist angewiesen, einem Häftling nicht mehr als einen Kanten Brot und einen Becher Wasser pro Tag zu verabreichen.«
    Fast herausfordernd starrte Keyes ihn an. »Ich habe niemanden.«
    Urplötzlich wurde Lamb von einem Mitleid

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