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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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verlieren? Dass jeder, der nach Morven gerät …«
    »Dann lassen Sie sich um Himmels willen etwas anderes einfallen!«
    »Das braucht Zeit …«
    »Wir geben Ihnen noch genau eine Woche. Danach halten wir uns an Stones Plan.«
    Als sie zu ihren Zylindern und Spazierstöcken griffen, meinte Desmond Stone hämisch grinsend: »Das schaffst du nie, Frederick. Dir mangelt es an Ideen.«
    Aber Frederick Keyes gab sich nicht geschlagen. »Ich werde deinem barbarischen Vorhaben Einhalt gebieten, Stone, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    Mitternacht war längst vorüber. Kostbares Öl verbrannte, während Frederick über Skizzen, Entwürfen und Zeichnungen brütete. Ohne dass ihm eine zündende Eingebung kam. Nur noch drei Tage blieben ihm.
    Fäuste trommelten an die Tür. »Aufmachen!«
    Frederick fuhr auf, stieß dabei sein Tintenfass um.
    Es pochte abermals. »Öffnen Sie, im Namen des Gesetzes!«
    Er entriegelte die Tür und schaute hinaus. Ein groß gewachsener Mann in der Uniform der Nachtwache drängte ins Zimmer.
    »Frederick. Keyes?«
    »Der bin ich. Was kann ich für Sie tun, Constable?«
    »Sie sollen vor dem Magistrat erscheinen. Kommen Sie mit. Widerstand ist zwecklos.«
    Frederick warf einen Blick auf die Männer im Schlepptau des Constable, alles Officers auf Patrouille. »Worum geht es denn?«
    »Um Hochverrat.«
    Metallschellen schlossen sich um seine Handgelenke.
     
     
    Die Stimme des Richters hallte durch den reich getäfelten wie geschichtsschwangeren Sitzungssaal: »Frederick Keyes, haben Sie gegenüber diesen Zeugen, die hier ausgesagt haben, behauptet, dass es eine höher gestellte Macht gibt als die Krone und Gott?«
    Jeder wartete mit angehaltenem Atem ab: die Anwälte in weißen Perücken und schwarzen Roben, die mit lärmenden Zuschauern voll besetzte Galerie. Es ging um Hochverrat, und deshalb fand der Prozess im Gerichtssaal Nummer eins statt, dem berühmtesten und ältesten Raum des Londoner Gerichtshofes Old Bailey. »Wenn Mylord gestatten …« Frederick Keyes erhob sich von seinem Platz auf der Anklagebank.
    »Beantworten Sie meine Frage. Waren dies Ihre Worte?«
    »Ja, Mylord.«
    Entsetzen, Zorn und Schmähungen machten sich auf der Galerie Luft. Mit einem Hammerschlag stellte der Richter Ruhe und Ordnung wieder her. Seine buschigen Brauen runzelnd, fragte er: »Und wer ist diese Macht? Etwa der Teufel?«
    »Das kann ich nicht sagen, Mylord.«
    Der Richter beugte sich vor. »Sind Sie Christ?«
    »Nein.«
    »Sind Sie Jude?«
    Gelächter von der Galerie.
    »Ich gehöre keiner bestimmten Glaubensrichtung an.«
    »Streiten Sie ab, was die Zeugen heute hier ausgesagt haben? Dass Sie verräterische und gotteslästerliche Äußerungen getan haben?«
    Frederick Keyes drückte die Schultern durch. Hoch aufgerichtet stand er da und sagte mit Nachdruck: »Meine Worte wurden falsch ausgelegt.«
    »Sie leugnen sie demnach?«
    »Nein.«
    »Den Zeugenaussagen nach sprachen Sie von ›wir‹. Wer sind diese ›wir‹?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Sie meinen, Sie
weigern
sich, uns das zu sagen?«
    Eine Pause. »Ja.«
    Der Richter lehnte sich zurück. »Ein gottloser Mann, der sich über Gott und den König erhebt«, meinte er kühl. Er legte ein schwarzes Tuch über seine Perücke. »Bevor ich das Urteil verkünde, ergeht die Frage: Hat der Angeklagte noch etwas hinzuzufügen?«
    »Ich bin unschuldig.«
    »Mr.Keyes, Sie sind des Hochverrats für schuldig befunden worden, ein Vergehen, das nur mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Sie werden ins Gefängnis von Newgate verbracht und dort am Galgen aufgeknüpft, bis der Tod eintritt. Ich sehe keinen Grund dafür, dass Sie, ein bekennender Atheist, Gnade für Ihre unsterbliche Seele erwarten können, dennoch ist es meine Pflicht, die Urteilsverkündung mit den Worten zu schließen: Möge sich Gott Ihrer Seele erbarmen.«
     
     
    »Es herrschen schon traurige Zustände«, meinte Jeremy Lamb zu seinem Diener und betrachtete sein frisch rasiertes Kinn im Spiegel, »wenn ein Mann sich so weit einschränken muss, dieselbe Krawatte zwei Tage hintereinander zu tragen.«
    »Ganz recht, Sir«, pflichtete der Diener wie stets seinem Herrn bei. Selbst wenn Lamb Weiß als Schwarz bezeichnete, würde Cummings ihm zustimmen; schließlich wollte er seine Stelle nicht verlieren.
    Lamb trat einen Schritt zurück, um sein Äußeres im Spiegel zu überprüfen: spiegelblanke Schaftstiefel, dunkle Hosen, blaues Jackett und darunter eine lederfarbene Weste.

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