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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Verbindung, keine Kommunikation. Der Bauer auf seinem Feld glaubte, sein Dorf sei die Welt. Heute ist die Welt selbst zum Dorf geworden. Wir sind über Telefone, Computer und Satelliten miteinander verbunden. Und bei der Geschwindigkeit, mit der sich das alles entwickelt, wird es nicht lange dauern, bis jeder von uns mit jedem verbunden ist. Wir werden eins sein in unserem Denken und einen Gesamtgeist bilden. Zumindest lautet so die Theorie.«
    Am Fuß der Treppe befand sich wieder eine Tür. »Der Jesuitenpriester Teilhard de Chardin hat gesagt, die Menschheit entwickelt sich mental und sozial auf eine finale spirituelle Einheit, auf den Omega-Punkt, zu.«
    Die Tür war nicht verriegelt und sprang unter Glenns Hand auf. Vor ihnen öffnete sich eine riesige Halle voller Ritterrüstungen zwischen antiken Möbelstücken, an den Wänden prangten mittelalterliche Tapisserien.
    Zögernd betraten sie den Raum, der in gleißendes Licht getaucht war. Zusätzlich flackerten überall im Raum verteilt Votivkerzen in rubinroten Glasgefäßen. Und dann bemerkte Candice zu ihrer Verwunderung kostbare Vasen mit frischen Blumengebinden, von denen noch der Tau perlte.
    Jemand musste vor kurzem noch hier gewesen sein.
    Es befand sich zwar niemand im Raum, doch war er gleichwohl bevölkert von Menschen, die in goldene Rahmen gesperrt, auf Leinwand und Holz gebannt, in Marmor gemeißelt, in Zeit und Tracht erstarrt waren und nicht weniger erstaunt ins ein- undzwanzigste Jahrhundert blickten als die beiden Besucher, die sich mit großen Augen umschauten. An den Wänden, auf Regalborden und Möbelstücken prangten unzählige Familienwappen und -abzeichen, Embleme und handgestickte Stammbäume. Glenn und Candice schlossen daraus, dass sie vor der Ahnengeschichte des Ordens standen, und dass die Menschen auf den Gemälden, die Büsten in den Nischen und die gerahmten, handgearbeiteten Namenslisten frühere Mitglieder darstellten.
    Ein Gemälde, das den ganzen Raum beherrschte, schlug sie in Bann. Es stellte einen Kreuzritter dar. Er war ein Hüne von einem Mann, in Panzerhemd, Harnisch und langem, grauem Waffenrock. Was ihnen besonders in Auge fiel, war das Symbol auf dem Waffenrock, denn dort prangte nicht etwa das rote Kreuz der Tempelritter oder das Malteserkreuz der Johanniter, sondern ein Ring mit goldenen Flammen.
    Das Flammensymbol von Glenns Goldreif.
    »Glenn!«, rief Candice aus. »Sieh doch nur, seine Hand auf dem Schwert!«
    Und in der Tat wies die rechte Hand des Mannes einen sechsten Finger auf.
    Candice sah sich unbehaglich um, weil sie vermeinte, Geräusche hinter den Mauern zu hören. »Wo sind bloß alle?«, wisperte sie und hielt sich eng an Glenn, während sie die Ahnengalerie abschritten. Dort hingen riesige Portraits, aber es gab auch andere, die nur handtellergroß waren, Männer in voller Rüstung, Damen in Krinolinen, es ging durch alle Stilepochen, die sich hier dicht an dicht an der Wand drängten.
    Am Ende der Halle entdeckten sie auf einer geschnitzten Mahagonikommode einen unter Glas versiegelten Papyrus mit griechischer Schrift. Wie sie dem beigefügten Text entnehmen konnten, datierte der Papyrus dreihundert Jahre vor Jesus und stellte, mit dem königlichen Siegel von Ptolemäus versehen, die Gründungscharta der Bibliothek dar.
    Candice wies auf den Vornamen.
    »Philos«, las Glenn, dann kam die Erinnerung zurück. »Der erste Hohepriester. Meine Mutter führte ihre Abstammung auf ein Mitglied des Hauses Ptolemäus, eine Frau namens Artemisia zurück. Sie war eine königliche Prinzessin und zugleich Hohepriesterin an der großen Bibliothek.« Er zeigte auf das Portrait des Kreuzfahrers über dem Kamin. »Und dieser Mann, der Comte de Valliers, ein direkter Abkomme der Hohepriesterin Artemisia, ist ein Vorfahr meiner Mutter.«
    »Und er ist damit auch dein Vorfahr«, merkte Candice an. Da fiel ihr Blick auf ein anderes Gemälde. »Glenn! Schau mal!«
    Es war das Portrait eines bärtigen Mannes in Renaissancetracht mit einem Astrolabium in der Hand. Eine Messingplakette am Bilderrahmen identifizierte den Mann als Michel de Notre Dame.
    »Nostradamus!«
    »Und sieh doch, sein Ring!« Das Flammenmotiv auf einem Rubin. »Er war auch Alexandrier!«
    Auf einem Tisch unter dem Gemälde lag ein Foliant.
Die Prophezeiungen des Nostradamus.
    Aufgeschlagen war die Seite mit der IV . Centurie, Vers 24 :
     
    Ouy soubs terre saincte d’ame voix feinte
    Humaine flamme pour divine voir luire:
    Fera des seulz de leur sang

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