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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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vor Dieben«, murmelte Glenn.
    Candice hielt den Atem an, als ihr klar wurde, was sie da vor sich hatten. Unter einer Plexiglasscheibe versiegelt lag das Fragment eines Papyrus mit verblichenen Schriftzeichen. Daneben ein schlichtes weißes, maschinengeschriebenes Blatt mit folgendem Text:
Buch Maleachi, früheste bekannte Fassung, beglaubigt von F. N., Zürich – Carbon- 14 . Datum: plus/minus 98  v.Chr.
Dazu die Übersetzung: »Euch aber (Textlücke) … soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln …«
    »Ich verstehe gar nichts mehr«, wisperte Candice und schaute sich verstohlen um, als erwarte sie, dass jeden Moment bewaffnete Wachen hereinstürmten. »Ist das hier das Laboratorium von dem Schild draußen am Zaun? Morven Laboratorium?«
    »Ganz offensichtlich kein biologisches oder chemisches Labor.«
    »Und was ist mit der Verfügung der Gesundheitsbehörde?«
    »Gefälscht, um Schnüffler fern zu halten.«
    Verwundert schauten sie in die nächste Schublade und fanden die Fragmente eines Aztekenbuches, dazu die Analysedaten mit dem beglaubigten Datum (sechzehntes Jahrhundert) und das Echtheitszeugnis (Thermolumineszenz und Gas-Chromatographie), außerdem eine Übersetzung des Textes: »Im Mond des Toxcatl beging das Volk von Tenoctitlan das Fest des Tezcatlipoca (Textlücke) …, der noch ein Jahr leben sollte …«
    Ihr Staunen nahm kein Ende, als sie eine Schublade nach der anderen aufzogen und immer neue Briefe, Schriftstücke, Abhandlungen, Berichte, Sendschreiben und Denkschriften aus allen Epochen und Kulturkreisen entdeckten. Sie waren auf Pergament, Velin, Papyrus und Zwiebelhautpapier geschrieben; auf Hebräisch, Griechisch, Latein, in asiatischer Kalligraphie, Sanskritschrift und ihnen vollkommen unbekannten Schriftzeichen verfasst. Einige der Dokumente bestanden lediglich aus Zeichnungen auf Rinde, andere waren in Stein geritzt. Sie fanden Briefwechsel aus dem Deutschland des sechzehnten Jahrhunderts, Dokumente aus dem mittelalterlichen England und Quipus, die Knotenschnüre der Inka. Allen lag eine Übersetzung bei, eine detaillierte Beschreibung sowie ein Echtheitszeugnis, das von elektronenmikroskopischen Untersuchungen bis zur Pollenanalyse reichte.
    »Das reinste Archiv«, bemerkte Candice ungewollt laut. Sie war so erfüllt von dem, was sie da sah, dass sie gar nicht mehr an die Gefahr dachte.
    »Mit religiösem Inhalt.« Glenn ließ den Strahl seiner Taschenlampe weiter über die endlosen Reihen von Stahlschränken wandern. Jede Schublade, die sie aufzogen, enthielt Worte über Himmel und Hölle, Gott und das Seelenheil.
    »Aber du hast doch gesagt, die Alexandrier seien Atheisten. Wozu brauchen sie dann diese heiligen Schriften?«
    Sie kamen zu hermetisch verschlossenen Vitrinen, in denen Messgeräte die konstante Temperatur und Feuchtigkeit überwachten. In diesen Vitrinen lagen die größeren Exemplare: Folianten, Tontafeln, riesige Schriftrollen. Noch mehr Sprachen und Schriftzeichen, noch mehr göttliche Offenbarungen.
    Candice machte große Augen vor einem flachen, mehrere Fuß langen Schaukasten. Darin lag ein unter Glasplatten ausgerollter, mit Hieroglyphen beschrifteter Papyrus. »Das ägyptische Totenbuch«, flüsterte sie ergriffen. »Aber aus einer früheren Zeit als der, die ich kenne. Der Schrift nach datiert es aus einer Zeit vor der ältesten bekannten Fassung.« Sie trat näher an die Vitrine, um die Daten zu lesen, und schüttelte verwundert den Kopf. »Glenn, dieser Papyrus ist vor über hundert Jahren übersetzt und in seiner Echtheit bestätigt worden. Wieso habe ich davon nichts gewusst?«
    Schließlich gelangten sie am Ende der Halle zu einer Doppeltür. »Glenn«, wisperte Candice. »Du hast gesagt, die Alexandrier seien Atheisten. Wozu müssen sie alle diese religiösen Schriften sammeln? Was wollen sie damit beweisen, die Existenz oder die Nichtexistenz Gottes?«
    Er erstarrte. Aus der Stille und den Schatten hob eine Stimme einen leisen Gesang an, eine Lektion für einen kleinen Jungen – lang vergessene Worte:
     
    Wer sind die Alexandrier?
    Wir sind Sammler von Gottwissen.
    Zu welchem Zweck?
     
    »Glenn? Was ist los?«
    »Gerade fällt mir wieder etwas ein. Ein Katechismus, den meine Mutter mir beigebracht hat. Es geht um die Alexandrier, die alles Wissen um Gott zusammentragen.«
    »Wozu?«
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern.« Er nahm sie bei der Hand. »Wir müssen weiter.«
    Wieder kamen sie zu einer eisernen

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