Spur der Flammen. Roman
von Mr.Goff mit dem dringenden Wunsch nach ebendiesem Buch in sein Antiquariat gestürmt kam. Jetzt wusste sie, warum. Eine Seite aus dem Journal fehlte, es war die Seite mit den Verkaufsanzeigen.
Candice legte das Journal beiseite und hielt sich die Hände an die Nase. Roch ihre Haut jetzt auch schon nach den Coronas? Sie konnte nichts riechen. Und dennoch, wenn sie die Hände wegzog, blieb dieser pfeffrig-würzige Duft.
Seltsam.
»Hier ist etwas.« Glenn beugte sich über eine tiefe Schublade mit Hängeregistratur, die aufgebrochen worden war. »Die Korrespondenzakten meines Vaters. Er hat immer alles penibel geordnet und abgeheftet.« Einige der Akten waren sehr dick und reichten vierzig und mehr Jahre zurück. Die gesamte B-Akte war verschwunden.
Mit Unbehagen spähte Candice hinter sich in die Schatten, die überall in den Ecken lauerten. Ihre Nackenhaare kräuselten sich bei dem Gefühl des Beobachtetwerdens. Und dann dieser merkwürdige Duft …
»Detective …«, setzte sie an.
Er hob eine Hand. Aus der Art, wie er den Raum musterte, schloss sie, dass er ebenfalls etwas spürte. Roch er vielleicht auch diesen Zigarrenduft?
»Bleiben Sie hier«, wisperte er und schon bewegte er sich vorsichtig auf die andere Tür zu, die zur Küche und den Arbeitsräumen führte.
Candice wollte nicht allein zurückbleiben. Sie fühlte sich beobachtet, und dann diese Corona …
Jemand hatte sie geraucht, ehe sie und Glenn hier eintrafen! Sie fuhr auf dem Absatz herum. Aber da war nichts, nur dunkle Schatten, die belanglose Dinge zu grotesken Figuren verzerrten. Sie lauschte auf die Tritte des Detective, aber das Haus lag beängstigend still. Sie wollte nach ihm rufen und wusste doch, dass sie sich still verhalten sollte.
Und dann:
Knarz!
Candice hob den Kopf. Jemand war in dem Stockwerk über ihr. War Detective Masters über die Hintertreppe gestiegen?
Ihr Puls begann zu rasen, ihr Mund wurde trocken. Vorsichtig ging sie auf Zehenspitzen zu der Tür, die in die Eingangshalle führte. Der Zigarrenduft wurde immer stärker.
Er war hier im Haus!
Candice stürzte zum Schreibtisch und griff sich den Brieföffner aus Messing, den sie dort hatte liegen sehen. Gerade als sich ihre Finger um den Griff schlossen, ertönte über ihr ein gewaltiges Krachen.
»Detective Masters?«, rief sie.
Und dann: heftige Schritte über ihrem Kopf, die Geräusche eines Kampfes. Sie eilte an den Treppenabsatz, spähte ratlos in die Dunkelheit nach oben. »Detective?«
Noch ein Krachen, kurze Stille, und dann ein Donnern, das die Treppe herunterkam.
»Ist das …«, rief sie aus. Eine Figur löste sich aus dem Dunkel – groß, eine männliche Gestalt. Riss sie zu Boden und rannte davon. Candice rief ihr hinterher, im nächsten Moment löste sich eine weitere Gestalt aus dem Dunkel und flog die Treppe hinunter, Detective Masters schoss an ihr vorbei und zur Haustür hinaus.
Candice rappelte sich auf, eilte zur Haustür und sah gerade noch, wie Masters den Eindringling zu Fall brachte. Der andere war kleiner und beweglicher, er entwand sich Glenns Griff und versetzte ihm einen heftigen Schlag an die Schulter. Mit einem Satz war Glenn wieder auf den Beinen und verpasste dem anderen einen wilden Schwinger.
Mit dem Brieföffner in der Hand stürzte Candice in den Regen hinaus. Die beiden Männer waren in einen heftigen Kampf verwickelt. Dann kam der Fremde wieder auf die Beine, rannte davon, den Detective dicht auf den Fersen. Sie verschwanden hinter einer Hecke.
Als Candice die Hecke erreichte, sah sie gerade noch, wie der Fremde auf die Straße lief, den Detective dicht hinter sich. Ein Wagen tauchte aus dem Nichts auf, preschte die Straße herunter und hielt mit quietschenden Reifen. Die Beifahrertür wurde geöffnet, der Fremde sprang hinein. Glenn rüttelte am Türgriff und hämmerte an die Scheibe. Doch der Fahrer gab Gas, Glenn musste loslassen und konnte sich gerade noch an den Straßenrand retten.
»Verdammt!«, rief er und hieb mit der Faust auf den Boden.
Außer Atem kam Candice bei ihm an. »Sind Sie okay?« Seine Handknöchel bluteten.
»Haben Sie das Nummernschild?«
»Ich habe nicht mal die Automarke.«
Mit bebender Brust und geballten Fäusten starrte Glenn die Straße hinunter. Als er sich Candice wieder zuwandte, war sein Gesicht von Wut erfüllt. »Der Drecksack hat eine von Vaters Zigarren geraucht! Während er sein Haus durchwühlte!«
Das Piepen seines Handys riss Glenn aus seinen Gedanken. Es war das
Weitere Kostenlose Bücher