Spur ins Eis
und ihn identifizieren, wenn wir ihn schnappen.«
»Was ist mit der Anklage gegen mich ?«, fragte Will.
»Ich arbeite daran. Offiziell führen wir dieses Gespräch gar nicht, und ich war nie hier.«
»Wieso ?«
»Nicht jeder bei der Dienststelle in Phoenix ist so entschlossen, Geld und Ermittler in diese Morde zu investieren. Es gibt wichtigere Dinge, und da der Fall nicht direkt mit Drogen zu tun hat, ist er nicht von oberster Priorität.«
»Haben Sie Kontakt zu den Familien der anderen Frauen aufgenommen ?«
»Tyrpaks Ehemann hat sich vor drei Jahren umgebracht. Dillons Mann will nicht mit mir reden. Er hat eine neue Frau, ein neues Baby und will nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun haben.«
»Das kann ich verstehen.«
Kalyn steckte die Fotos und die Karte wieder in die Mappe und verstaute sie in ihrer Aktentasche. Sie erhob sich.
»Und wann soll das passieren ?«, fragte Will.
»Ich habe irgendwie gehofft, wir könnten morgen früh fahren.«
»Morgen ? Das ist schneller …«
»Sie sind immer noch auf der Flucht. Wer sagt mir, dass Sie heute Nacht nicht wieder verschwinden, wenn ich weg bin ?«
»Ich dachte, Sie glauben mir.«
»Das tue ich auch. Allerdings weiß ich nicht, ob ich meine Karriere dafür aufs Spiel setzen würde. Außerdem, würden Sie lieber herumsitzen und warten ?«
»Ich müsste auf jeden Fall meine Tochter mitnehmen.«
»Gut.«
»Der Truck da draußen ist alles, was ich besitze. Er schafft die Fahrt nach Phoenix und zurück auf keinen Fall.«
»Sie können mit mir fahren. Ich bin im Mesa Verde Inn abgestiegen. Ich komme um sieben vorbei und hole Sie ab.«
Will stand auf. »Wir sind hier.«
Kalyn ergriff ihre Aktentasche, und dieses Mal ergriff Will ihre Hand, als sie sie ausstreckte.
»Es quält Sie immer noch, nicht wahr ?«, sagte sie.
»Ja.«
»Sie durchkämmen jeden Tag das Internet nach Neuigkeiten über sie, oder ? Rufen anonym bei Polizeiwachen im Südwesten an, um zu hören, ob Leichen aufgetaucht sind.«
»Ich muss einfach wissen, was mit ihr passiert ist und wie es passiert ist. Es bringt mich um, dass ich nicht weiß, wo ihre Leiche ist. Es ist dumm, ich weiß. Eigentlich sollte es keine Rolle spielen, aber mir ist es wichtig. Wissen Sie, was ich meine ?«
Etwas in Kalyns Augen sagte ihm, dass sie ihn verstand.
»Es war gut, Sie kennenzulernen, William Innis.«
»Will.«
Er brachte sie zum Auto.
Als sie weg war, stand er im Dunkeln in der Einfahrt und atmete die kalte Luft des Herbstabends ein.
Dann kroch er unter den Truck, um den Ölwechsel fertig zu machen.
14
Will klopfte an die Tür.
» Was ist ?« , rief seine Tochter. Als er hereinkam, lag sie auf dem Bett und starrte an die Decke, das schnurlose Telefon an die Brust gedrückt. »Was ist ?«, flüsterte sie.
»Ich muss mit dir reden.«
»Über diese Frau ?«, fragte sie leise.
Er nickte.
Sie nahm das Telefon ans Ohr und sagte : »Christie, ich muss auflegen. Okay, okay. Erzähl mir, was er gesagt hat. Tschüss, Süße.«
Will zog sich den Schreibtischstuhl ans Bett und setzte sich.
»Wer war diese Frau ?«, fragte sie.
»Ihr Name ist Kalyn Sharp, und sie ist FBI -Agentin.«
Seine Tochter setzte sich hastig auf. »Nehmen Sie dich mit, Dad ?«
»Nein, Süße, nein. Sie glaubt mir.«
»Es ist wegen Mom.«
»Sie glaubt, sie weiß, wer sie getötet hat.«
Devlin zog scharf die Luft ein. »Wer ?«
»Dieser Mann … das ist nicht wichtig. Sie glaubt, dass ich ihn vielleicht schon einmal gesehen habe, damals, als wir in Ajo gewohnt haben. Und ich soll ihn identifizieren. Deshalb fahren wir morgen früh gleich nach Phoenix. Wir fahren mit Ms Sharp. Liebes, es ist okay.«
Seine Tochter wandte sich ab und weinte in ihr Kissen. Will legte sich zu ihr ins Bett. Er nahm sie auf den Schoß und streichelte ihr über die Haare.
Nach einer Weile drehte sie sich um und wischte sich über die Augen. Ihr Gesicht war rot und tränenverschmiert.
»Und diese FBI -Frau glaubt wirklich, dass du Mom nichts getan hast ?«
»Ja«, sagte Will. »Sie weiß es.«
Sie schniefte und wischte sich die Nase ab.
»Ich möchte dich etwas fragen«, sagte Will, »und du kannst mir ganz ehrlich die Wahrheit sagen. Ganz gleich, was du sagst, ich werde nicht böse.«
»Was ?«
»Hast du … hast du dich jemals gefragt, ob ich etwas mit dem Verschwinden deiner Mutter zu tun habe ?«
Seine Tochter blickte auf das Poster an der Decke, auf die beiden Lavalampen auf ihrem Schreibtisch und auf den Kleiderhaufen auf
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