Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
wieder gehen.« Er drehte sich um und ging auf das Haus zu.
    »Mr Innis«, rief sie ihm nach. »Bitte !«
    Er ging hinein und knallte die Verandatür hinter sich zu.
    »Wer ist da draußen ?«, fragte seine Tochter.
    »Mach deine Hausaufgaben in deinem Zimmer.« Das Mädchen gehorchte wortlos. Sie ergriff ihre Bücher und Hefte und eilte in ihr Zimmer.
    Der Mann stand am Küchenwaschbecken, schrubbte sich Öl und Fett mit heißem Wasser und Seife von den Händen und versuchte zu überlegen, was er jetzt tun sollte, was er mitnehmen, was er hierlassen sollte. Es klopfte an der Tür.
    Er trat an die Scheibe und blickte die Frau an, die auf seiner Veranda stand.
    »Hier draußen auf dem Land ist es normalerweise klug, fremdes Eigentum zu verlassen, wenn man dazu aufgefordert …« Er brach ab, als er sah, was sie in der erhobenen Hand hielt. Sein Herz sank.
    Ein FBI -Ausweis. Ihm wurden die Knie weich.
    »Entspannen Sie sich«, sagte sie. »Wenn ich hier wäre, um Sie zu verhaften, wären Sie bereits in Handschellen.«
    »Was wollen Sie dann ?«
    »Ich glaube, dass Sie unschuldig sind, Mr Innis.« Ihre Worte trafen ihn unvorbereitet.
    »Und warum ?«
    »Weil Ihre Frau … Rachael … weder die erste noch die letzte war.«

13
    Will ließ Wasser in einen Topf laufen. Dabei warf er der FBI -Agentin, die am Küchentisch saß, einen Blick zu.
    »Wie haben Sie uns gefunden ?«
    »Ich bin anderthalb Jahre lang all Ihren falschen Namen nachgegangen. Was benutzen Sie jetzt ?«
    »Joe Foster.« Der Topf war voll. Er stellte ihn auf den Herd und setzte sich Kalyn gegenüber. Die Frau hatte ihren Mantel über eine Stuhllehne gehängt und ihre Aktentasche auf den Fußboden gelegt. »Was ist Ihre Dienststelle ?«, fragte Will.
    »Phoenix. Das wollte ich Sie schon die ganze Zeit fragen – warum sind Sie abgehauen ?«
    »Meine Tochter hat Mukoviszidose. Ich musste davon ausgehen, dass Ihre Mutter tot war, und dieser Detective in Ajo hatte mich von Anfang an im Visier. Ich konnte mir gut vorstellen, angeklagt zu werden. Ich weiß nicht, wie vertraut Sie mit Mukoviszidose sind, aber es ist eine tödliche Krankheit. Die meisten Menschen erleben ihren dreißigsten Geburtstag nicht mehr. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass meine Tochter stirbt, ohne dass ich da bin.«
    »Aber jetzt geht es ihr gut ?«
    »Wir hatten drei gute Jahre. Das heißt nicht, dass sie nicht wieder krank werden wird.«
    »Wovon leben Sie ?«
    »Web Design. Ich arbeite von zu Hause aus.«
    »Es muss schwer sein zu wissen, was die anderen von Ihnen denken. Was Sie ihrer Meinung nach getan haben.«
    »Wir haben jetzt ein neues Leben, und es ist ganz gut. Ich weiß, was ich in der Nacht getan habe, als meine Frau verschwand. Ich habe ein reines Gewissen.«
    »Sie hätten nicht weglaufen sollen.«
    »Wenn Sie nicht hier sind, um mich festzunehmen, was wollen Sie dann ?«
    Kalyn ergriff ihre Aktentasche. Sie öffnete sie und holte eine Aktenmappe heraus. Das erste, was sie Will reichte, war eine Landkarte – New Mexico, Arizona, SoCal. Rote Kreuze markierten vier Orte im Südwesten.
    »Was ist das ?«
    Kalyn schob ihren Stuhl neben seinen und legte die Fotografie einer lächelnden Frau auf den Tisch. Im Hintergrund sah man eine Skipiste.
    »Suzanne Tyrpak. Sie verschwand im Juli 2000 zwischen Gallup und Albuquerque.« Sie legte ein weiteres Foto auf den Tisch. »Jill Dillon.« Sie wies auf das Kreuz an der südlichen Grenze von Arizona. »Sie verschwand im August 2001, in der Nähe von Nogales.« Noch ein Foto. Wills Frau blickte ihn an. Sie lächelte, ihr schönes, verschmitztes Rachael-Lächeln. Er hatte die Aufnahme am Grand Canyon gemacht. »Rachael Innis. Verschwand im Juli 2002 im Organ Pipe Cactus National Monument. Hier ist das letzte.« Vorsichtig legte sie eine Fotografie neben Rachaels Bild. »Lucy Dahl. Sie verschwand im August 2004 auf der Autobahn zwischen El Paso und Tucson.«
    Es wurde seltsam still im Haus. Das Windspiel an der vorderen Veranda klimperte disharmonisch. Will hatte auf einmal das Gefühl, dass um sie herum lauter Geister waren. Er blickte auf die Fotos, und es lief ihm kalt den Rücken herunter.
    »Oh, mein Gott«, sagte er.
    »Sie haben es bemerkt.«
    »Diese Frauen könnten Schwestern sein.«
    »Ja. Alle haben dunkle Augen. Lockige schwarze Haare.«
    »Ist das ein Zufall ?«
    »Keine Ahnung, aber das hier ist ganz bestimmt kein Zufall.« Kalyn nahm vier weitere Fotos aus der Aktenmappe und legte sie auf den Tisch. Ein Lexus.

Weitere Kostenlose Bücher