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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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mindestens dreißig Grad Celsius .
    »Es tut mir leid, dass es so heiß ist«, sagte Kalyn. »Meine Klimaanlage ist vor zwei Wochen kaputtgegangen, und ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, sie reparieren zu lassen.« Überall, auf dem Couchtisch, dem Sofa und auf dem Fußboden lagen Papierstapel, und schon im Wohnzimmer zählte Devlin drei Pinnwände. Eine hing voller Tatort-Fotos. Auf einer anderen war die Organisation des Golf-Kartells dargestellt, mit Karten der verschiedenen Korridore in den Vereinigten Staaten, wobei bestimmte Autobahnen und Staatsstraßen markiert waren.
    »Ich muss mich für das Chaos entschuldigen. Wie Sie sehen können, bin ich ein ziemlicher Workaholic.«
    Devlin schwitzte bereits. Kalyn holte drei Diet Cokes aus dem Kühlschrank. Sie setzten sich aufs Sofa, tranken kalte Cola und fächelten sich mit Papierblättern Luft zu.
    »Das ist mein Plan«, sagte Kalyn. »Wir lassen Devlin hier, und Sie und ich, Will, fahren zu Mr Estradas Wohnhaus, um zu sehen, ob Sie ihn identifizieren können.«
    »Ich dachte, ich müsste ihn bei einer Aufstellung identifizieren. Das haben Sie doch …«
    »Nein, wir fahren einfach vorbei. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sitzen vorne bei mir. Das ist kein Problem.«
    »Aber ich dachte, Sie hätten ihn schon …«
    »Nein, wir können ihn doch nicht verhaften, bevor Sie ihn nicht identifiziert haben.«
    Devlin blickte ihren Vater an.
    »Ist meine Tochter denn hier sicher ?«, fragte er.
    »Ihr passiert nichts. Sie kann fernsehen. Ich habe zwar kein Kabel, aber über Satellit kann man alles empfangen.«
    Das Letzte, was Devlin wollte, war, den ganzen Nachmittag in dieser heißen, ekligen Wohnung zu verbringen.
    »Ich will mitkommen«, sagte sie.
    »Du hast doch gehört, was Miss Sharp gesagt hat.«
    »Dad !«
    Ihr Vater stand auf. »Komm mal mit, Dev.« Er blickte Kalyn an. »Ich muss mal kurz mit ihr unter vier Augen sprechen.«
    Devlin folgte Will in den Flur und schloss die Tür hinter sich. Sie stellte sich ans Geländer und blickte auf den heruntergekommenen Hof.
    »Hör mir zu«, flüsterte er. »Mir ist klar, dass du hier nicht bleiben willst, und ich mache dir auch keinen Vorwurf deshalb. Ich weiß selber noch nicht, was hier gespielt wird. Es fühlt sich nicht gut an, aber wir sind auf sie angewiesen. Wenn du Angst bekommst, wenn irgendetwas passiert, während wir weg sind, rufst du mich einfach auf deinem Handy an. Dann komme ich und hole dich.«
    »Ich will einfach nur nach Hause. Wir wollten heute Abend bei Lisa übernachten.«
    »Ich weiß, Baby. Ich mache das jetzt, und dann sind wir wieder weg. Wenn es sein muss, fliegen wir nach Colorado.«
    »Versprichst du mir das ?«
    »Ich verspreche es dir. Du kannst dir heute eine Menge Punkte verdienen.«
    »Gehst du mit mir nach Durango shoppen ?«
    »Ja.«
    »Darf ich mir so viel aussuchen, wie ich will ?«
    »Okay.«
    »Für dreihundert Dollar ?«
    »Zweihundertfünfzig.«
    Devlin lächelte. »Na gut. Aber ich erinnere dich daran.«

16
    Fünfzehn Minuten von ihrer Wohnung entfernt bog Kalyn in die Einfahrt eines fünfstöckigen Bürogebäudes ein und hielt auf einem Parkplatz in der Nähe des Eingangs.
    »Ist er hier ?«, fragte Will.
    »Nein, das ist unser Büro. Ich muss nur rasch etwas holen.«
    Kalyn verließ den Buick und lief ins Gebäude.
    Fünf Minuten später kam sie zurück, sprang ins Auto und fuhr los.
    Die Straße nach Scottsdale war von Palmen gesäumt.
    »Und wie soll es jetzt genau ablaufen ?«, fragte Will.
    »Ich muss zugeben, dass ich nicht wild darauf bin, es so zu machen«, sagte sie.
    Will lachte nervös. »Das geht mir genauso.«
    »Zuerst müssen wir nachsehen, ob er zu Hause ist. Wenn ja, nehme ich ihn fest und komme mit ihm zum Auto. Je nachdem, ob Sie ihn erkennen oder nicht, können Sie den Daumen heben oder senken.«
    »Und wenn ich ihn nicht erkenne ?«
    »Das ist der Typ«, sagte sie.
    »Aber wenn ich ihn nicht …«
    »Kann ich Ihnen etwas anvertrauen ?«
    »Nur zu.« Sie krochen mit zehn Stundenkilometern durch Fußgängerzonen.
    »Das Dilemma ist Folgendes : Mr Estrada wird für so einiges gesucht, und das meiste davon ist leichter nachzuweisen als Menschenhandel. Wenn Sie ihn von Anfang an identifizieren, wird es einfacher. Vielleicht bekommen wir ja ein paar Antworten. Wenn nicht, na ja, dann schnappt ihn sich vielleicht ein anderer. Die Grenzkontrolle. Die Polizei von Phoenix. Die mexikanischen Behörden. Und dann können wir es vergessen, gegen ihn zu ermitteln

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