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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Tür und blickte durch das Guckloch. Der Flur schien leer zu sein. Sie schlüpfte hinaus, rannte zu Zimmer 429, blickte durch das Guckloch und sah, dass ihre Mutter im Bett lag und schlief.
    Leise ging Devlin die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Auf dem Weg dorthin holte sie ihren Parka und ihre Schneehose aus Zimmer 119.
    In der Halle roch es nach dem Feuer, das in dem großen, freistehenden Kamin brannte. Jemand hatte Kerzen auf die Treppenpfosten gestellt. An den Wänden flackerten Laternen und warfen seltsame Schatten auf den Steinboden. Vom Bogendurchgang am anderen Ende der Halle, neben der Bibliothek, hörte sie Lärm. Sie schlich näher heran. Der Durchgang war hell beleuchtet, und wundervolle Gerüche drangen aus dem Speisezimmer. Sie hörte, dass die Gäste sich angeregt unterhielten.
    Abendessen. Ihr Magen schmerzte, aber der Gedanke, dass sie draußen mit dem Schnee wenigstens ihren Durst stillen konnte, trieb sie an.
    Sie warf einen kurzen Blick zum Haupteingang, beschloss jedoch, dass es sicherer wäre, das Haus so zu verlassen, wie sie hineingekommen war, durch den Keller und die Tür unter der Veranda.
    Sie betrat die Bibliothek, die warm und leer war.
    Gerade wollte sie die Kellertür öffnen, als jemand hereingerannt kam, und eine Hand legte sich über ihren Mund, bevor sie auch nur die Chance hatte, sich umzudrehen.
    »Nicht schreien, Baby. Ich bin es nur.«
    Kalyn ließ sie los, und Devlin umarmte sie erleichtert.
    Leise schloss Kalyn die Bibliothekstür, hockte sich mit Devlin an den Kamin und sagte : »Ich habe überall nach dir gesucht.«
    »Ich habe mich versteckt. Hast du meinen Dad gesehen ?«
    »Nein, Süße.«
    Das bedeutete noch lange nicht, dass er tot ist , beruhigte Devlin sich. »Meine Mom ist hier«, sagte sie. »Sie ist am Leben, deshalb ist deine Schwester vielleicht …«
    »Ich weiß, ich habe sie schon gefunden.«
    »Wo ?«
    »Sie ist in einem Zimmer im ersten Stock des Nordflügels, wo die meisten schwangeren Frauen untergebracht sind.«
    »Wie ist es dir denn gestern Abend ergangen ?«
    »Die Wölfe sind auf mich losgegangen, als ich das Zelt verlassen hatte. Ich bin auf einen Baum geklettert. Dort bin ich bis zur Morgendämmerung geblieben, und vor ein paar Stunden habe ich den Weg hierher gefunden.«
    »Weißt du, was das für ein Haus ist ?«
    »Ja, ich würde es am liebsten bis auf die Grundmauern niederbrennen.«
    »Ich wollte wieder zurück zum Zelt, Kalyn. Ich dachte, ich verbringe am besten dort die Nacht, laufe morgen früh zum äußeren See und warte auf den Piloten, damit er Hilfe holen kann.«
    »Ja, das ist wahrscheinlich das Beste.«
    Devlin stand auf und öffnete die Kellertür. »Ich bin hier hereingekommen. Ich glaube, das ist der sicherste …«
    Kalyn schüttelte den Kopf. »Dort unten halten sie die Wölfe. Komm, ich kenne einen besseren Weg.«
    Kalyn führte sie aus der Bibliothek heraus in den angrenzenden Durchgang. Dort stiegen sie eine Treppe hinauf.
    Devlin fiel auf, dass Kalyns pinke Daunenjacke mit Blut bespritzt war.
    Am Ende der Treppe, im zweiten Stock, durchquerten sie einen kurzen Flur, an dem sich mehrere, nicht nummerierte Türen befanden. Kalyn warf Devlin einen Blick über die Schulter zu und legte den Finger an die Lippen. Devlin nickte.
    Sie kamen zur letzten Tür am Gang und blieben kurz davor stehen.
    Kalyn drehte sich um und flüsterte : »Warte eine Minute.«
    »Was machst du denn ?«
    »Das wirst du schon sehen.«
    Kalyn öffnete die Tür, betrat das Zimmer und schloss die Tür leise wieder hinter sich.
    Devlin wartete. Über ihr summten die Deckenlampen. Dann rumpelte das Gebäude wieder, die Lampen an der Decke gingen aus, und nur noch das Zischen der Fackeln an den Wänden war zu hören.
    Die Tür öffnete sich, und Kalyn steckte den Kopf heraus.
    »In Ordnung, komm herein«, flüsterte sie.
    Sie ergriff Devlins Hand, zog sie herein und schloss die Tür wieder.
    Devlin stand in einem geräumigen Schlafzimmer. Im Kamin brannte ein Feuer.
    Den Mann bemerkte sie erst, als er sprach.
    »Wie alt bist du, Devlin ?« Seine Stimme war weich, fast ein Falsett, mit einem leichten Akzent, den Devlin in ihrer Verwirrung nicht zuordnen konnte.
    Er legte ein Buch beiseite und erhob sich aus dem Sessel neben dem Kamin. Er nahm seine Nickelbrille ab und musterte das Mädchen von oben bis unten.
    »Hast du meine Frage nicht gehört ?«, sagte er.
    Devlin blickte Kalyn an. »Antworte ihm«, sagte sie.
    »Was ist hier los ?«
    » Antworte

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