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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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ebenfalls.«

50
    Devlin rannte zurück in den Flur, die Treppe hinunter und in den Durchgang. Sie hörte Stimmen im Speisezimmer, aber sie lief immer weiter, in die Halle. Hier war es viel dunkler, weil nur noch Kerzen und Fackeln brannten. Als sie den Flur im Erdgeschoss erreichte, hörte sie rasche Schritte in der Halle. Ein Mann schrie etwas. Devlin blickte sich um und sah eine Gruppe von Schatten am anderen Ende des Flurs auftauchen. Sie rannte in den Alkoven, die Treppe hinauf, in den ersten Stock. Ein Wolf kam auf sie zu, mit gesenktem Kopf schnüffelte er am Boden. Devlin feuerte drei Schüsse ab, drehte sich um und rannte die Treppe weiter hinauf, bis sie im letzten Stockwerk ankam.
    Ihre Verfolger waren ihr dicht auf den Fersen. Du musst dich in einem leeren Zimmer verstecken. Sie rannte durch den Flur und drehte an den Türknöpfen aller Türen – verschlossen, verschlossen.
    Sie konnte den Wolf schon hören, der knurrend die Treppe heraufkam. Alles verschlossen. Die Halle hallte von Rufen wider. Verschlossen. Zimmer 403 war offen.
    Außer Atem betrat sie den Raum. Es war völlig dunkel. Sie rannte zum Fenster und blickte nach draußen, Das Licht von der Veranda fiel auf Milliarden von Schneeflocken, die im Wind wirbelten und alles unter sich begruben.
    Sie hörte das Öffnen und Schließen von Türen im Flur. Sie kamen immer näher. Links neben der Tür stand ein Schrank. Sie legte die Pistole aufs Bett, und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Schrank. Zentimeterweise glitt er über den Boden. Jetzt waren sie nur noch zwei Türen von ihr entfernt.
    Endlich hatte sie den Schrank vor die Tür geschoben. Sie trat an den Schreibtisch und schob auch ihn noch vor den Schrank.
    Draußen sagte jemand : »Ich kann nichts sehen durch dieses Guckloch.«
    »Schließ die Tür auf.«
    »Sie ist nicht verschlossen.«
    Jemand rüttelte daran. »Irgendetwas steht davor.«
    Die Stimme eines anderen Mannes drang äußerst ruhig und gleichmütig durch die Barrikade : »Kannst du mich hören ?« Devlin antwortete nicht. Sie ergriff die Pistole. »Mach sofort die Tür auf.« Sie bewegte sich nicht. Nach einem Moment entfernten sich die Schritte von der Tür, und sie stand zitternd in der Dunkelheit des Zimmers. Eine weitere Minute verging. Ob sie wohl gegangen waren ? Oh, bitte, Gott, bitte. Sie glaubte, erneut Schritte zu hören, war sich aber nicht sicher, weil das Geräusch so leise war.
    Es klopfte, und die Stimme ertönte wieder.
    »Lässt du mich freiwillig hinein ?«
    Devlin blickte auf den Schrank und wusste auf einmal mit erschreckender Gewissheit, dass dies das Ende war.
    »Ich breche die Tür auf.«
    Das Klopfen war dieses Mal so heftig, dass sie schon glaubte, er habe sich die Hand verletzt. Nach dem vierten Schlag begann das Holz zu splittern. Sie drückte auf den Abzug und schoss zwei Löcher in den Schrank und die Tür. Dabei rutschte ihr die Pistole beinahe aus der Hand. Danach war erst einmal alles still, und sie dachte schon, sie hätte ihn getroffen.
    Aber kurz darauf begann er von Neuem. Der Schrank wackelte hin und her, von der Decke her regnete es Gipsstaub und Putz, und der Kronleuchter klirrte. Ihr wurden die Knie weich, und sie konnte sich kaum noch aufrecht halten. Tränen strömten ihr übers Gesicht.
    Als er durch die Rückwand des Schranks brach, wich sie bis an die Wand zurück.
    Sie hörte, wie er drinnen alles kurz und klein schlug. Die Schranktüren flogen auf. Er stand zwischen alten Kleidern, und sie konnte sein Gesicht im Schein der Laterne, die er in der Hand hielt, kaum erkennen. Er zwängte sich hindurch. Die kaputte Tür hing nur noch teilweise in den Angeln.
    Er ergriff eine Taschenlampe und die Axt und kaum auf sie zu. Sein kahler Schädel glänzte vor Schweiß im Feuerschein. Sie erkannte ihn an den Bluejeans und den Stiefeln – Ethan, der das Frühstück heute früh geleitet hatte.
    Als er den Revolver in ihrer Hand sah, blieb er stehen. Devlin legte beide Zeigefinger um den Abzugshahn und zog ihn zurück. Klick .
    Er sprang auf sie zu und schlug ihr die Waffe aus der Hand. Sie glitt über den Boden, und er drückte Devlin gegen das Fenster. Sie spürte die Kälte des Sturms durch die Scheiben. Die Axt presste sich gegen ihr Bein. Er blickte sie an. Im Laternenschein stieg ihr Atem weiß auf. Er roch nach Wein.
    Draußen grollte der Donner, und die Porzellanfiguren auf dem Sekretär klirrten.
    Er knirschte mit den Zähnen. »Er war mein Bruder, und jetzt ist er tot.«
    »Er

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