Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
heutzutage überall. Footy im verdammten Sydney, Brisbane, Perth, alles verseucht von Poms, bei jedem Spiel. Wo zum Teufel hat Fitzroy am Ende trainiert? Nicht in Fitzroy. Ein paar Spieler sind nicht mal in die Nähe von Fitzroy gekommen, außer um sich den Gläubigen zu präsentieren und ein paar Scheinchen einzustecken. Footy-Spieler sind auch nur Unternehmer, kapierst du das nicht? Die sind nicht mehr wie dein alter Herr oder sein alter Herr oder wie viele verdammte Irishs auch immer für die Roys gespielt haben. Das sind einfach nur Vertragsspieler. Und das ist schon lange so. Die Mannschaft ist doch gar nicht mehr in Fitzroy, oder? Oder?«
»Also ist Samstag so gut wie fest?«, fragte ich.
»Wart mal. Alles, was wir machen müssen, ist doch, einfach so zu tun, als hätten die Roys diese Saison nicht mehr so viele Heimspiele. Wenn sie in Melbourne spielen, dann sind sie zu Hause. In Brisbane und Sydney und Adelaide und dem verdammten Perth spielen sie auswärts. Das ist doch nicht so schwer, oder? Weniger Heimspiele. So gesehen haben wir immer noch die Roys.«
Eine dicke Frau am Nebentisch sagte laut: »Wer's glaubt. So einen Quatsch hab ich ja noch nie gehört.«
»Beruhige dich«, sagte ihr Begleiter. »Man lauscht nicht den Gesprächen anderer Leute.«
»Na ja, da ist doch was dran«, entgegnete einer von den vier jüngeren Männer am Tisch auf der anderen Seite.
»Was soll da dran sein?«, fragte ein anderer. »Hast du jetzt vollkommen den Verstand …«
»Drew, das könnte der richtige Augenblick sein, um zu gehen. Schäden am Mobiliar während einer Massenschlägerei kann ich nicht auf Donellys Rechnung setzen.«
Wir gingen auf ein reinigendes Ale in den Pub ein paar Häuser weiter und nahmen dann jeder ein Taxi nach Hause. Ich lag schon im Bett und versuchte, mich auf den Roman mit den Männern und ihren Vätern zu konzentrieren, als das Telefon klingelte. Es war Drew, sehr ernst.
»Hör mal«, sagte er, »ich bin nach Hause gekommen, hab mir noch einen letzten Kurzen gegönnt, da war noch ein bisschen was in der Flasche, wär sonst umgekommen, und dachte mir, ich könnte doch mal Tony Rinaldi anrufen, wo ich schon an ihn gedacht hab. Heiter ihn ein bisschen auf, lenke ihn von den Bibliothekarinnen ab. Nun, mir sind ein paar von den Firmennamen wieder eingefallen, weißt du? Dein Mann.«
»Ja.«
»Also hab ich Tony gefragt, was sagt dir der Name Klostermann Gardier? Weißt du, was er geantwortet hat?«
»Nein.«
»Er hat geantwortet – er hatte auch 'n bisschen was in tus – also er hat gefragt, wo ich das gehört habe. Das wäre ein Name, der Leute umbringen kann.«
ch rief Drew von Taub's aus an und erwischte ihn auf dem Weg ins Gericht.
»Vier verdammte Sitzungen heute«, sagte er. »Wie soll ich in dieser Verfassung Gerechtigkeit für die Opfer eines Systems erkämpfen, das dazu geschaffen ist, die Armen zu bestrafen?«
»Gleich vier solche?«, fragte ich. »Und kein einziges, todsicher schuldiges und brutales, kriminelles Arschloch dabei? Wegen Tony Rinaldi. Meinst du, er redet mit mir darüber?«
Drew seufzte. »Frag ihn. Ich glaube, ich hab ihm gestern Nacht gesagt, ich hätte dir gegenüber erwähnt, dass er sich für die fraglichen Leute interessiert.« Pause. »Ich glaube, ich hab's ihm gesagt. Muss ich ja.«
Ich sagte: »Danke dir. Auf die Saints. Mach's gut.«
Auf die Saints. Ich hatte es gesagt. Zum ersten Mal. Es fühlte sich an wie ein Geständnis.
Tony Rinaldi hatte seine Kanzlei jetzt in der William Street. Die Sekretärin sagte, er sei in einer Besprechung. Ich hinterließ meine Handynummer. Heute mussten wir eine Bibliothek ausmessen.
Charlie widmete sich die ganze Fahrt nach Kooyong der Aufgabe, mir zu erklären, warum niemand irgendwie ein Tischler von Bedeutung sein könne, der sich nicht mindestens einer Lehrzeit von – so hörte es sich jedenfalls an – etwa fünfzig Jahren unterzogen hatte, angefangen im Alter von vier Jahren und unter der Ägide des Marquis de Sade.
»Also im Prinzip ist es nichts anderes, als fünfundzwanzig Jahre lang Hobelspäne aufkehren«, sagte ich, als wir bei der Adresse ankamen. »Ich kann mir vorstellen, was für ein Gefühl das sein muss, wenn die das erste Mal einen Beitel in die Hand nehmen dürfen.«
Es war ein schweres altes neo-georgianisches Haus hinter einer hohen Mauer, ein paar Millionen Dollar wert. Durch ein schmiedeeisernes, zweiflügeliges Tor konnten wir eine Kiessauffahrt sehen, die um das Haus herum führte.
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