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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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bewegte sich in der Welt der Tief-Finanz, dort, wo Geldmachen im Allgemeinen bedeutete, es jemand anderem wegzunehmen. Wenn Barry glaubte, dass TransQuik es nach Belieben in den Tropen schneien lassen konnte, dann bedeutete das, dass kluge Cops wussten, dass sie sich lieber nicht mit TransQuik anlegen sollten.
    Kluge Cops legten sich nicht mit TransQuik an. Und der oberste Staatsanwalt legte sich auch nicht mit TransQuik an.
    Welch unerreichbar hoher Status.
    Bedeutete das, dass niemand sich mit dem selbstsicheren und gut aussehenden Steven Levesque anlegte, Multimillionär, Eigentümer eines Hochhausblockes in Sydney, Eigentümer von Firmen mit exotischen Refugien, in denen Premierminister ausspannten? Ein Mann, der einer der Großspender einer politischen Partei war. Und ein Mann, dessen hoher Name von einer kleinen, weiblichen Angestellten der Firma genannt worden war, die den Zuschlag für einen Auftrag zur Küstenüberwachung bekommen hatte. Genannt und blitzschnell widerrufen.
    Die Privatbank Klostermann Gardier, die für andere Interessenten auftrat, die als Vermittler agierte, wollte einen Teil von TransQuik kaufen.
    Das Geschäft scheiterte, weil ein Journalist namens Stuart Wardle Tony Rinaldi eine Frage nannte, die er stellen sollte. Und der Vertreter von Klostermann, Carlos Siebold, fand die Frage dermaßen beleidigend, dass er die Repräsentanten von TransQuik hinauswarf.
    Steven Levesque kaufte TransQuik, nachdem Klostermann Gardier das Kaufangebot für einen großen Anteil zurückgezogen hatte.
    Tony Rinaldi hatte etwas gesagt.
    Klostermann Gardier gibt nicht auf.
    Ich hingegen tue das. Man kann nur eine begrenzte Zeit lang mit Bruchstücken von Informationen jonglieren. Ich bat eine Stewardess mit langem Gesicht um einen Whisky-Soda. Sie lächelte und ging weiter.
    Zu Hause, erschöpft bis auf die Knochen, bekam ich endlich meinen Whisky-Soda, trank gleich zwei, ging zu Bett. Während ich an die 60.000 Dollar dachte, die Gary vom Konto seines Vaters abgehoben hatte, schlief ich ein. Es war eine Menge Geld, um es mit sich herumzutragen. Wollte er jemanden bestechen?
    Dean Canetti?
    In meinem Traum tauchte meine Vermieterin auf, Charlie, Stan aus dem Prince, alle miteinander an einem ländlichen Schauplatz. Wir standen in einem Paddock, planten etwas, diskutierten. Ein ländlicher Schauplatz mit einem lang anhaltenden Klingeln. Am Ende weckte das Klingeln mich auf.
    »Bisschen früh für dich?«
    Cam, im Hintergrund sang eine Frau mit hoher Stimme ein melancholisches, mexikanisch klingendes Lied. Eine CD ? Die Sängerin probierte eine Phrase noch mal, diesmal besser. Quälend. Definitiv keine CD .
    »Alles, was mich aufweckt, ist zu früh für mich«, sagte ich.
    »Zwei Sachen. Ein Typ, mit dem wir am Sonntag mal reden sollten. Am späten Vormittag. Hast du Zeit?« Cam verriet nicht viel am Telefon. Ein Vorbild, von dem ich nichts gelernt hatte.
    »Ja. Ich bin bei Taub's.«
    »Ich hol dich um Viertel vor zwölf ab. Zweitens, die Geburtstagsparty meiner Cousine. Vielleicht hast du ja Lust.«
    »Wann ist das?«
    »Am zweiten Juni. Keine große Sache. Brauchst dich nicht aufzubrezeln.«
    »Ich schreib's mir in den Kalender.«
    Ich duschte, zog Arbeitsklamotten an und verließ das Haus, um zu frühstücken. Um 7 Uhr 10 war es auf den Bürgersteigen der Brunswick Street noch ruhig. Alles andere in der Straße hatte sich verändert, aber 7 Uhr 10 war fast so wie früher. Nur ein paar Fußgänger waren unterwegs, Zielstrebige und Orientierungslose zu gleichen Teilen.
    Der Unterschied war nur, dass Letztere heutzutage jünger, blasser und kränker aussahen, was der Flut an billigem Heroin geschuldet war. Allerdings nur ein paar Mal billig. Schnäppchen, wie man sie nur einmal im Leben machte.
    Ich parkte vor dem Kiosk, kaufte die Age und schleppte sie mit bis zu Meaker's. Sharon, die Schauspielerin, kam, um meine Bestellung aufzunehmen. Sie trug die erstarrte Miene eines Menschen zur Schau, der besser für die Nachmittagsschicht geeignet gewesen wäre.
    »Keine Konversation«, sagte sie. »Bitte.«
    Gebackener Schinken. Gegrillte Tomaten. Toast. Senf. Großer, schwarzer Kaffee.
    Enzio höchstpersönlich brachte mir mein Frühstück. Der Koch: klein, dunkelhäutig, kahl werdend, unglücklich.
    »Es ist mir eine Ehre, Maestro«, sagte ich.
    Er stellte den Teller ab. »Hab einen Job in Daylesford. Muss hier raus.« Er kratzte sich die Bartstoppeln.
    Enzio fing mit solchen Ankündigungen meist an, sobald der Winter

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