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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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unversehrt über eine Klippe in der Nähe von Port-land.
    Des seufzte.
    »Die Polizei wird Ihnen ein paar Fragen über Gary stellen wollen. Wenn Sie möchten, rede ich morgen mit denen und gebe denen Ihre Nummer, so dass die einen Termin mit Ihnen machen können.«
    »Ja«, sagte er. »Ja. Danke.«
    »Gute Nacht, Des. Ich melde mich morgen bei Ihnen.«
    »Gute Nacht, Bill.«
    Ich goss mir ein Glas von dem offenen Roten ein und machte den Umschlag von Simone auf. Ein Ausdruck eines kurzen Artikels von der Hauptstadtseite der Australian Financial Review, datiert auf den 27. Juli 1996.
    Die Überschrift lautete: HANSARD FEHLEN DIE WORTE
    Am späten Mittwochabend saß ein schlafwandelnder Kollege auf der leeren Pressetribüne des beinahe leeren Sitzungssaales des Senats. Der folgende Wortwechsel zwischen dem konspirations-fixierten unabhängigen Senator Martin Coffey und dem Generalstaatsanwalt, Senator Clive McColl, riss ihn aus dem Schlaf:
    »Kann der Ehrenwerte Senator bestätigen, dass kürz lich eine gemeinsame Operation der Bundespolizei und der Polizei des Staates Victoria namens Black Tide auf Druck aus höchsten Regierungskreisen abgebrochen wurde?«
    Senator McColl: »Ich notiere mir Senator Coffeys Frage zur Kenntnisnahme.«
    Konnte dies das Zeug zu einer echten Story haben, fragte sich unser Schreiber? Am nächsten Tag sah er im Hansard-Bericht der Senatssitzung vom 24. Juli nach, um seine Notizen zu überprüfen. Dieses wörtliche Protokoll gab Senator Coffeys Frage folgendermaßen wieder:
    »Kann der Ehrenwerte Senator bestätigen, dass letztes Jahr eine wichtige Operation der Bundespolizei aus finanziellen Gründen abgebrochen wurde?«
    Gestern Abend ließ Senator Coffeys Büro verlautbaren, dass der Senator keinen Anlass dafür sähe, das Hansard-Protokoll anzuzweifeln, und dass er, nach einem Gespräch mit Senator McColl, diese Angelegenheit als abgeschlossen betrachte. Simone hatte die Worte Black Tide unterstrichen.
    Telefonklingeln.
    »Jack, wir haben am Mittwoch miteinander gesprochen. Über Ihren Ausflug nach Canberra.«
    Der müde Mann mit dem Rat bezüglich Dean Canetti.
    »Ja.«
    »Die Person, für die Sie sich interessiert haben. Man hat heute deren Wagen gefunden.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »Er saß drin, als er auf Tauchfahrt ging.«
    »Es hieß, man wüsste es nicht.«
    »Ja. Dafür gibt es Gründe. Er war aber drin. Man hat die Brieftasche gefunden. Sie müssen nicht weiter nach ihm suchen.«
    »Nein.«
    »Gut, ich dachte nur, das würde Sie interessieren.«
    »Ja. Danke.«
    »Gute Nacht.«
    Ich verbrachte den restlichen Abend zerstreut: las nicht, dachte nicht nach, sah kein Fernsehen. Schließlich machte ich die Lichter aus, ging nach oben, stand neben dem Seitenfenster und blickte auf die schmale Straße hinunter, wo das Licht der Straßenlampen auf feuchten parkenden Autos glänzte. Nichts regte sich. Ich ging zu Bett. Und wie es manchmal so seltsam kommt, fiel ich sofort in tiefen Schlaf und schlief wie ein erschöpftes Kind bis sieben Uhr morgens durch.

um Frühstück gab es Müsli. Altes Müsli. Wiederentdecktes Müsli. Es schmeckte so, wie Essen schmecken musste, das in einer Pyramide neben einer Mumie gefunden wurde. Dann fuhr ich zu Des Connors Haus draußen in Northcote. Es herrschte nicht viel Verkehr, Regen tröpfelte aus einem Himmel, der so dunkel war wie die Krawatte eines Trauzeugen.
    Des war schon auf den Beinen, sah mich kommen und öffnete mir die Haustür noch ehe ich sie erreichte. Er trug einen blauen Anzug mit weitem Hosenschlag, ein weißes Hemd und einen Schlips mit roten Punkten.
    »Komm rein, Jack«, sagte er.
    »Jetzt nicht. Blitzbesuch. Sie sehen ziemlich schick aus.«
    »Ess nachher mit den Mädels von nebenan zu Mittag. Die arbeiten montags nicht. Nur Gemüse, hat sie gesagt. Keine Ahnung, was das soll.«
    »Sehr gesund«, sagte ich. »Ich rufe die Cops in ungefähr zwanzig Minuten an. Wenn sie vorbeikommen, sagen Sie denen, dass Sie zu mir gekommen und wir dann zusammen zu Garys Wohnung gefahren sind, um nachzusehen, ob er vielleicht nur verreist ist. Dann regen die sich nicht allzu sehr auf, falls sie Fingerabdrücke nehmen und unsere finden.«
    Des nickte. »Ich sag denen einfach, was wir gemacht haben.«
    »Genau. Diese Schlüssel von Gary. Könnte ich die haben, um noch mal hinzufahren?«
    Er war innerhalb von dreißig Sekunden damit zurück.
    Wir gingen zum Tor. »Eigentlich sollte ich ja wohl ein trauernder Vater sein«, sagte er. »Ich kann's

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