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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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ich mal los«, sagte er und lächelte unsicher. »Der Tee geht auf mich.«
    »Herzlichen Dank«, sagte Cam.
    Auf dem Rückweg, auf dem Eastern Freeway in Cams Wagen, heute ein dunkelgrauer Brock Holden, sagte er: »Ich lad die Daten heut noch hoch. Bin schon eine Woche dabei, die durchzuackern. Sechzehnhundert armselige ländliche Rennen, Pferde, Formtabellen, Jockeys, Trainer, Hunderte von verdammten Trainern, Besitzer und noch mehr Besitzer, Distanzen, Gewichte, Reihenfolge des Zieleinlaufs, Zwischenzeiten, Geläuf, Sperren, Mondphasen, alles.«
    »Auf der Suche nach was?«
    »Das weiß ich, wenn ich's seh. Hat dir die Party von meiner Cousine gefallen?«
    »Sehr gut. Die beste Party seit langem. Danke für die Einladung.«
    Cam legte eine CD ein. Eine Frau, die ein mexikanisch klingendes Lied sang, die Frau, die im Hintergrund gesungen hatte, als er mir den Tipp gegeben hatte.
    »Schön«, sagte ich. »Jemand, den du kennst?«
    Er sah mich an, fuhr sich mit der Zunge über seine ausgezeichneten Schneidezähne. »Sie übt immer morgens nach dem Aufstehen«, sagte er. »Ich muss vielleicht anfangen, früh laufen zu gehen.«
    Das konnte ich verstehen.
    Cam setzte mich am Büro ab. Ich musste noch einen Pachtvertrag für meinen Klienten Laurence Baranek aufsetzen. Laurie wollte einen Laden in der Sydney Road an die Frau seines Cousins verpachten und verlangte von mir ein Dokument, das kein Mieter, der noch einigermaßen bei Trost war, unterzeichnen würde. Während ich den Vertrag aufsetzte, fiel mir Simones Bericht über Generalmajor Gordon Ibell und Charles deFoster Winter wieder ein. Ein hochrangiger ehemaliger US-Militär und ein hochrangiger US-Geheimdienstmann.
    Stuart Wardle hatte Tony Rinaldi den Tipp gegeben, Siebold nach der Beziehung zwischen Klostermann, einer Firma in Manila namens Arcaro Transport und Ibell und deFoster zu fragen.
    Es lag auf der Hand, dass Stuart die Antwort auf die Frage kannte. Vielleicht war sie in seinem Computer zu finden. Ich rief Eric an, Woottons Computer-Freak. Er war nicht gerade redselig. Zwar quasselte er mit Sicherheit die ganze Nacht, während er durch die Chatrooms des Internets surfte, aber nicht anderswo. Ja, er war bei Lyall Cronin gewesen. Ja, er hatte den Computer mitgenommen. Nein, es war noch nichts herausgekommen. Bestand noch die Chance, dass etwas herauskam? Ja. Gute Chancen? Nein.
    »Na ja, halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte ich.
    Er antwortete nicht. Wahrscheinlich hatte er genickt.
    Auf dem Heimweg machte ich einen Abstecher über die St. Georges Road, um noch etwas vom Chinesen mitzunehmen. Der Laden war leer. Wie immer bellte Lester mir zu: »Wie viele?«
    »Eins«, sagte ich.
    Heute packte er nicht nur ein. Er schaute mich lange an. Dann fragte er: »Jack? Was ist mit Zwei passiert?«
    Ich seufzte: »Zwei ist nach Sydney gegangen. Ist nicht zurückgekommen.«
    Er schien erleichtert. »Sydney«, sagte er, als erkläre das alles. »Ja. Wird ein anderes Zwei, Jack.«
    »Vielleicht hab ich meine Zweien schon aufgebraucht«, antwortete ich. »Man kriegt nur eine begrenzte Anzahl davon.«
    Zu Haus. Ein DIN-A4-Umschlag im Briefkasten von Bendsten Research. Linda auf dem Anrufbeantworter. Ich schaltete nach dem ersten Wort aus. Musste mich wappnen. Dann drückte ich wieder den Knopf und schloss die Augen.
    Jack, ich sollte dir das persönlich sagen, aber ich muss es dir jetzt sagen. Ich habe hier jemanden kennen gelernt. Ich hab's nicht drauf angelegt, es ist einfach so passiert, eine echt dumme Geschichte bei der Arbeit.
    Der Kuss aufs Ohr.
    Es ist vorbei. Wahrscheinlich war's das schon, bevor es angefangen hat. Wie auch immer, hör zu, ich musste es dir sagen. Ich komm mir ein bisschen schäbig vor. Schäbig und dumm, deshalb geh ich dir aus dem Weg. Vielleicht später … Ich weiß nicht, ob du mich überhaupt jemals wiedersehen willst. Kannst es mir dann ja sagen. Wann immer … wann immer du willst. Oder auch nicht.
    Pause.
    So. Na ja. Das war's. Meine Gefühle … nein, ich sag ein fach mach's gut. Mach's gut.
    Ich sackte im Sessel zusammen. Ich hatte es kommen sehen. Todsicher. Man weiß so etwas. Ich hatte schon seit Wochen ein schlechtes Gefühl gehabt. Also warum fühlte ich mich jetzt sogar noch schlechter? Liebe. Kein Wort für den alltäglichen Gebrauch. Die vom Leben Gezeichneten gebrauchen das Wort mit extremer Vorsicht. Wenn man Glück hat, dann geht man durchs Leben, getragen von denjenigen, die einen lieben. Ohne zu wissen, dass man

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