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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Fortbildung ausfindig zu machen. Wie er von Hartmann erfahren hatte, war Gentner der Veranstalter gewesen. Zufall oder befanden sie sich auf der richtigen Spur?
    Gentner hatte seine Beschattung abgehängt und war das ganze Wochenende nicht anzutreffen gewesen. Er war gespannt, ob er ein Alibi für die Zeit des Anschlags auf Inka beibringen konnte. Dasselbe galt für Petersen. Auch der war unauffindbar gewesen, und es stand zu befürchten, dass er über Fastnacht freihatte und noch länger abgängig sein würde.
    Den Zahnarzt immerhin hatten sie am Samstag zu Hause angetroffen. Allerdings erst am Abend. Sein Alibi hieß Susi, war Zahnarzthelferin, was für ein Klischee, und sehr blond, sehr schlank und sehr jung. So jung, dass er mit sich hatte ringen müssen, sie nicht nach ihrem Ausweis zu fragen. Lübben war da hemmungsloser gewesen. Sie war achtzehn. Gerade eben. Und in jeder Hinsicht ein eher fragwürdiges Alibi. Zu dumm, dass diese drei Männer sich, allein von ihrer Statur her, so ähnelten. Zu dumm, dass die Anwältin den Täter nicht genau gesehen hatte.
    Eben waren sie noch kurz im Krankenhaus gewesen. Der Beamte, der dort Wache schob, hatte keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Inkas in Köln lebender Bruder habe sie gestern besucht, für eine Weile an ihrem Bett gesessen und belangloses Zeug über die gemeinsame Kindheit von sich gegeben. Die Frage, ob er sich ausgewiesen habe, hatte der Beamte verneint, der Bruder hatte behauptet, Hals über Kopf aufgebrochen zu sein und an nichts gedacht zu haben. Außerdem hatte der behandelnde Arzt ihn als Inkas Bruder vorgestellt, sodass es für ihn keinen Zweifel an dessen Identität gegeben habe. Trotzdem sei er sicherheitshalber mit ins Zimmer gegangen und auch die ganze Zeit dabeigeblieben. Unverdächtiger Typ, groß, füllig, grauhaarig und linkisch, eher unsicher sei er gewesen, ein gutes Stück älter als seine Schwester.
    Inka lag nach wie vor im Koma, eine Prognose zu ihren Überlebenschancen allerdings wagte keiner der Ärzte abzugeben. Den Bericht über ihre zahlreichen Verletzungen hatte er ausgeblendet, allein beim Gedanken an einen Sturz aus solcher Höhe wurde ihm schlecht. Dass sie überhaupt noch lebte, hatte sie letztlich dem Hausmeister zu verdanken, der allen Schnee dieses Winters genau dort aufgehäuft hatte, wo sie aufgekommen war, und die darunter begrabenen, annähernd zwei Meter hohen Rhododendren hatten den Aufprall zusätzlich gebremst. Die Ärzte hatten angenommen, dass sie betäubt gewesen sein musste, denn ein, so wörtlich, entspannter Flug konnte ebenfalls den Schweregrad der Verletzungen vermindern, doch sie hatten keinen Nachweis dafür gefunden. Ein Wunder also, dass sie noch lebte. Ein unfassbares Wunder, falls sie überlebte.
    »Glaubst du an Wunder?« Lübbens Frage durchbrach das einträchtige Schweigen.
    »Pf«, sagte er, »eigentlich nicht. Aber es kann sein, dass ich meine Meinung revidieren muss. Auf jeden Fall ziehe ich Wunder den Zufällen klar vor. Zufall hat so was Fatalistisches, das kann ich nicht ab.«
    »Ja«, stimmte Lübben zu, »das liegt an unserem Beruf, und wenn dann noch jemand kommt und von ›Kommissar Zufall‹ redet, macht mich das rasend.«
    Zinkel nickte zweifelnd. »Das möchte ich sehen.« Es erschien ihm nicht vorstellbar, dass irgendetwas Lübben aus der Ruhe bringen konnte.
    Lübben grinste. »Alles klar«, sagte er, »dann geb ich den ›bösen Bullen‹ und du darfst edel und hilfreich sein.«
    »Meinst du, die fallen drauf rein? Die sind immerhin in der Führungsebene.«
    »Umso interessanter, oder nicht? Nein, lass uns das davon abhängig machen, wie viele Leute wir interviewen müssen. Zur Not teilen wir uns auf.«
    »Tricksen oder einfach fragen?« Zinkel wollte vermeiden, aufzulaufen, und das auch Lübben ersparen.
    »Wenn die Psychologin sich zu einer solchen Andeutung hinreißen lässt, muss bei der Veranstaltung, die Inka besucht hat, schon etwas sehr Gravierendes vorgefallen sein. Von daher glaube ich, dass sie mauern werden.«
    »Dann lass uns sie doch getrennt befragen, und nach jeweils zehn Minuten tauschen wir uns aus, gehen wieder rein und behaupten, dass uns eine andere Version zu Ohren gekommen sei«, schlug Zinkel vor.
    »Gute Idee, sofern wir zwei Räume bekommen können. Den Aufwand, die Leute zu uns vorzuladen, möchte ich vermeiden.« Lübben bog auf den Firmenparkplatz und fand eine Lücke nicht weit vom Eingang. »Also los«, sagte er, stieg aus und holte

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