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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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indigniert über die Schulter geworfenen skeptischen Blicken auf seinen Füßen niedergelassen, heiß und schwer, wie im Ofen angewärmte Backsteine. Und hatte träumend seine Socken vollgesabbert.
    Er hätte bleiben mögen, der ein wenig zittrigen Idylle erliegen, gleichwohl hatte er sich mühsam losgerissen und den Heimweg angetreten. Hatte ewig nicht einschlafen können, und als er irgendwann doch hinübergedämmert war, hatten ihn schräge Träume von einer  ménage à trois  heimgesucht, ihn, der er schon an funktionierender Zweisamkeit zweifelte und sich so etwas nun gar nicht vorstellen konnte. Allein der Begriff war ihm suspekt, beschönigte eine dekadente Unmoral, die mit dem Wort Vielweiberei zu belegen ihm weitaus mehr entsprach. Dennoch hatte er im Leben noch nicht so viel über einen bekloppten Traum und seine tiefere Bedeutung nachgedacht. Sie erschloss sich ihm nicht. War er nicht seit annähernd einem Jahr felsenfest davon überzeugt, dass Marilene die Frau seiner Träume war? Rührte sein Gefühlstumult von ihrer Distanziertheit, die er gerade glaubte, doch noch überwinden zu können, oder steckte mehr dahinter? Er konnte es nicht sagen. Aber es nervte nicht nur, der Zeitpunkt war auch nicht optimal gewählt, rief er sich dezent zur Ordnung.
    »Chef?« Patrizia beugte sich in den Wagen hinein.
    »Lass mal deinen Schal hier«, empfahl er. »Vielleicht reagiert Pawlow auf dieses unwiderstehliche Grün.« Er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass sie das Ziel erreicht hatten und sie bereits ausgestiegen war, und er versuchte, davon abzulenken, indem er am Verschluss des Gurtes herumfummelte, bevor er ihr folgte.
    Am Ende der Straße kamen die Streifenwagen mit den Beamten für die Durchsuchung und das Fahrzeug der Kriminaltechnik in Sicht, und jetzt beeilte er sich, um Constanze den Schock ihres Lebens zu ersparen. Er klingelte. Pawlows unvermeidliches Bellen setzte ein, und Patrizia wich zurück, hinter ihm Schutz suchend.
    »Guten Tag, Frau Gentner«, grüßte er, bevor sie das vertrauliche Du hätte verraten können, Patrizia brauchte davon nichts zu wissen.
    »Oh, hallo.« Ihr Blick flog zwischen den mittlerweile eingetroffenen Fahrzeugen und ihm hin und her. »Mein Mann ist noch nicht da.« Pawlow scharrte mit den Pfoten, und sie zerrte beidhändig an seinem Halsband.
    »Sitz«, sagte er und wunderte sich, dass der Hund dem Kommando folgte, er stellte sogar das Bellen ein. War das ein gutes Zeichen?
    Patrizia traute sich hinter seinem Rücken hervor und präsentierte den Durchsuchungsbeschluss, bevor sie den Kollegen winkte, ihr ins Haus zu folgen.
    Im Gegensatz zu Pawlow, der gierig hechelnd das Defilee mit den Augen verfolgte, ignorierte Hartmann die Beamten. Sie wussten, was sie zu tun und worauf sie zu achten hatten, und sie wussten, wonach sie suchen sollten. So unwahrscheinlich es war, dass Franziska hier gefangen gehalten wurde oder begraben lag, sie durften nichts unversucht lassen, sie zu finden. Nur darum, so der Staatsanwalt, hatte der Richter schließlich nachgegeben und den Beschluss ausgestellt. Den von Hartmann durchaus auch angestrebten Haftbefehl hatte er vorläufig verweigert, die Beweislage sei zu dünn, und wenn es um den Anschlag in Leer ging, sei er ohnehin nicht zuständig.
    »Tut mir leid«, erklärte er halbherzig. »Hat Ihr Mann sich immer noch nicht gemeldet?«
    Constanze verneinte stumm.
    »Macht er das öfter?«
    »Normalerweise lässt er mich schon wissen, wie lange er fort ist.«
    Damit das Essen auf dem Tisch stand, wenn er eintraf, mutmaßte Hartmann und konnte es ihm bei der Küche nicht mal verdenken. Er rieb sich die kalten Hände und wollte eben ins Haus gehen, als ein Vectra in die Auffahrt bog. Wie gerufen, dachte er.
    Gentner sprang förmlich aus dem Wagen, knallte mit Wucht die Tür hinter sich zu und stürmte heran. »Was ist hier los?«, blaffte er.
    »Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss für Ihr Haus, Ihre Fahrzeuge eingeschlossen, und Ihre Jagdhütte.« Hartmann bemühte sich, nicht schadenfroh zu grinsen.
    »Welche Jagdhütte?«
    Hartmann senkte den Kopf und fixierte ihn mit strengem Blick.
    »Ach Gott, ja«, Gentner schlug sich theatralisch an die Stirn, »ich wollte die längst verkaufen. Hab’s ganz vergessen. Ich bin ewig nicht mehr dort gewesen. Wer weiß, ob die überhaupt noch steht.«
    Das war zu viel. »Möchten Sie Ihren Anwalt kontaktieren?«, fragte Hartmann freundlich.
    Gentner zögerte. »Vielleicht sollte ich das tun«, sagte er

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