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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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länger als zehn Sekunden am Computer, um herauszufinden, was passiert war. »Sie ist vor einer Weile hier in der Nähe entführt worden und nach ein paar Wochen wieder freigekommen.«
    »Darüber hast du mit ihr geredet.«
    »Wollte ich.«
    »Aber?«
    »Aber jemand hat sie vom Balkon gestürzt.«
    »Wann?«
    Das war natürlich der Knackpunkt. »Als Arne und ich die Treppen zu ihr hoch sind.«
    »Heißt das etwa, ihr habt den Mörder gesehen? Ist er gefasst worden?«
    »Also erstens lebt sie noch, aber das soll niemand wissen, klar? Zweitens habe ich, und nur ich, ihn ganz kurz von der Seite gesehen und auch nicht wirklich auf ihn geachtet. Ich glaube nicht, dass das für eine Gegenüberstellung reichen wird. Und nein, noch haben sie ihn nicht erwischt, soweit ich weiß.«
    »Oh Mann, Marilene«, schalt er sie, »musst du dich denn immer wieder in solche Situationen begeben?«
    »Ich konnte nun echt nicht ahnen, dass jemand sie umbringen will. Warum hätte man sie dann erst freilassen sollen, um sie später doch zu ermorden? Das ist total unlogisch.«
    Gerrit legte die Stirn in Falten. »Vielleicht hat sie etwas gesehen, was sie nicht sehen sollte, und der Täter hat jetzt erst davon erfahren«, schlug er vor.
    »Schon möglich. Aber wie auch immer, es geht mich nichts mehr an.«
    »Die wichtigere Frage ist natürlich nicht, ob du den Täter, sondern ob er dich  gesehen hat.« Von ihnen beiden unbemerkt war Lothar zur Tür hereingekommen. Er war zumeist korrekt gekleidet, aber Anzug und Schlips am Rosenmontag, wenn auch ziemlich zerknittert, kamen ihr doch ein wenig übertrieben vor.
    »Darauf wollte ich gerade hinaus.« Gerrits Stimme kiekste.
    Wenn das kein verunglückter Tarzan-Schrei war, dachte Marilene, nicht willens, die Jane zu geben, einerlei in welcher Hinsicht.
    »Warst du auf dem Rosenmontagsumzug?«, fuhr Gerrit an Lothar gewandt fort.
    »In dem Aufzug?« Lothar wies an sich herunter.
    »Hättest dich ja als Notar verkleidet haben können«, entgegnete Gerrit ernsthaft.
    »Ich  bin  Notar, du Kamel. Was ist, krieg ich auch einen Kaffee?«
    »Klar, Meister«, Gerrit sprang auf, »kommt sofort.«
    »Und?«, wandte Lothar sich an Marilene.
    »Was, und?« Sie zog es vor, so zu tun, als wüsste sie nicht, worauf sich seine Frage bezog.
    »Na, hat er dich gesehen oder nicht?«
    »Möglich«, gab sie zu, »aber sicher nicht länger oder genauer als ich ihn.«
    »Indes, er hatte sicherlich mehr Grund, genauer hinzusehen. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass er den Tatort vorher beobachtet hat, und dann weiß er sehr genau, wie du aussiehst.«
    Lothar musste schon eine Weile unentdeckt zugehört haben. »Und wenn schon«, Marilene gab sich gelassen, »es ist ja nicht mal erwiesen, dass der Mordversuch mit den Vorkommnissen hier zusammenhängt. Wahrscheinlich steckt etwas anderes dahinter. Außerdem weiß der Täter nicht, wer ich bin, und da ich nicht vor Ort wohne, droht mir bestimmt keine Gefahr.«
    Gerrit reichte Lothar eine Tasse und deutete mit dem Finger auf Zucker und Milch. »Sie kann sich nicht mal selbst überzeugen, merkst du’s? Also was machen wir?«
    »Vornehmlich die Eingangstür unten abschließen«, schalt Lothar.
    »Okay, okay.« Gerrit zog demonstrativ den Kopf ein.
    »Dann musst du deinen Polizisten natürlich darüber in Kenntnis setzen«, wandte Lothar sich an Marilene.
    »Der weiß längst Bescheid«, sagte Marilene. »Er hatte nämlich einen Kollegen nach Leer beordert.«
    »So, so, damit fällt dein eigenes Argument in sich zusammen. Wenn die Polizei an einen Zusammenhang glaubt, bin ich geneigt, beizupflichten. Und damit bist du absolut nicht aus der Schusslinie.«
    »Was schlägst du vor? Hausarrest?«, spottete Marilene.
    »Das wäre mir am liebsten.« Lothar nahm ihre Worte anscheinend für bare Münze.
    Gerrit richtete sich zu voller Größe auf und streckte seine jugendliche Brust heraus. »Aber ich könnte doch –«
    »Nein«, sagten Lothar und Marilene unisono.
    Das Klingeln des Telefons setzte der Diskussion ein vorläufiges Ende, und Marilene sprang auf, um das Gespräch anzunehmen, bevor der Anrufbeantworter ansprang.
    Der Anrufer nannte seinen Namen. Sie kannte ihn nur zu gut. Sollte sie das Mandat annehmen oder begäbe sie sich damit erst recht in Gefahr? Sie spürte, wie sie errötete, drehte sich fort von den beiden, bevor Lothar ihre Gedanken erraten konnte, und zog Zettel und Stift zu sich heran, um die Adresse zu notieren.
    »Ich muss noch mal weg«, sagte

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