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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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haben sie sogar umgerannt, um ihr zu zeigen, dass sie nicht existiert, ich nicht, aber trotzdem, das war doch nur ein Spiel, irgendwie. Ehrlich, ihr sollte nichts passieren.«
    »Für Inka war es wohl kaum ein Spiel«, bemerkte Zinkel. »Gentner hat das also angezettelt. War er daran beteiligt?« Kam er jetzt einem Motiv für Inkas Ermordung näher?
    »Sicher, er hat dafür gesorgt, dass ihr Zelt abgebaut wurde, und sie genauso links liegen lassen wie wir alle. Jemand hatte ihr was zu essen geben wollen, und das hat er mit so einer ganz kleinen Geste verhindert. Und am nächsten Morgen war sie dann verschwunden. Martin hat nur gesagt, dass sie den Kurs abgebrochen hat, sonst nichts. Dann hat er uns nahegelegt, Stillschweigen zu bewahren. Wir würden uns keinen Gefallen tun, wenn wir uns über irgendetwas beschweren würden. Schließlich habe der Lehrgang in Abstimmung mit der Geschäftsführung stattgefunden.«
    Lübben runzelte die Stirn. »Sie sind nach Inkas Verschwinden doch von der Polizei angesprochen worden. Spätestens dann haben Sie also erfahren, dass sie den Kurs nicht einfach abgebrochen hat. Trotzdem haben Sie geschwiegen. Warum?«
    »Was hätte es denn gebracht? Natürlich denkt man da sofort an ein Gewaltverbrechen, aber wenn sie ermordet worden wäre, wären wir alle verdächtig gewesen, umso mehr, wenn herausgekommen wäre, dass wir sie, na ja, ausgegrenzt haben. Aber das ist weit entfernt von einem Mord, das konnte ich mir nicht vorstellen, dass einer von uns so weit gegangen wäre. Warum auch?«
    »Gute Frage.« Zinkel war stinkig. »Wenn sie die jetzt auch auf das Motiv für dieses widerwärtige Gemeinschaftsmobbing ausdehnen würden?«
    »Glauben Sie vielleicht, ich bin stolz darauf? Nee, wirklich nicht, das geht den anderen bestimmt genauso, und darum hat auch keiner was gesagt. Das muss nun echt nicht öffentlich werden, schon gar nicht hier in der Firma.«
    Im Grunde, überlegte Zinkel, könnte hier ein Motiv für den Mordversuch an Inka liegen. Zu dumm, dass die Beschreibung nicht auf einen dieser karrieregeilen Schnösel passte. Andererseits glaubte er nicht, dass die von Inka etwas zu befürchten hatten, schließlich hätte sie sich schon längst beschweren können, und sie war ja nach ihrer Entführung zunächst zur Arbeit erschienen.
    »In der Nacht, in der sie verschwunden ist, haben Sie da etwas Ungewöhnliches bemerkt?«, fragte er.
    »Nein. Dazu bin ich schon befragt worden, und das war nicht gelogen. Ich habe tief und fest geschlafen. Was ich an Geräuschen wahrgenommen habe, war normal für eine Nacht im Wald, da kreucht nun wirklich einiges an Getier in der Gegend herum, dabei habe ich mir nichts gedacht.«
    Und wenn du dir etwas gedacht hättest, wärst du trotzdem nicht eingeschritten, wettete Zinkel. So viel zum Thema sanftes Ruhekissen, nicht mal auf die alten Sprichwörter war noch Verlass.
    »Dass sie entführt worden war«, fuhr Terveen fort, »konnte doch keiner ahnen. Wenn die Geschichte überhaupt stimmt.«
    Interessanter Gedanke. Leider zweifelte Zinkel daran absolut nicht mehr. »Wie kommen Sie darauf?«, erkundigte er sich.
    Terveen wand sich. »Jemanden zu entlassen, der Opfer einer Entführung geworden ist, käme in der Öffentlichkeit nicht so gut an. Ich glaube nämlich, dass diese Fortbildung ihre letzte Chance war. Die hat sie vergeigt, und das wusste sie. Also musste sie etwas unternehmen, um zu einem potenziell medienwirksamen Opfer zu werden. Die Fortbildung hat sich dafür schon deshalb nicht geeignet, weil sie nichts von dem, was dort geschehen ist, beweisen konnte. Darum musste etwas anderes her.«
    »Diese Schlussfolgerung«, Lübben kniff die Augen zusammen, »beruht sie allein auf Ihren eigenen Überlegungen?«
    »Ja, sicher«, entrüstete Terveen sich, »was denken Sie denn?«
    ***
    Gentner hatte die Jagdhütte keineswegs verkauft. Sie wussten jetzt nicht nur, wo sie sich befand, sondern hatten sogar, entgegen seinen Erwartungen, den Durchsuchungsbeschluss bekommen. Auch für sein Wohnhaus. Es war mühselig gewesen, am Rosenmontag überhaupt etwas zu erreichen, doch nach zahllosen Telefonaten hatten sie es geschafft. Das Netz zog sich enger zusammen.
    Hartmann warf einen schnellen Blick zu Patrizia. Sie saß angespannt vorgebeugt, einen grimmigen Ausdruck im Gesicht, und umklammerte das Lenkrad so fest, dass man sie für eine Fahranfängerin halten konnte. Das Vergnügen, Gentner das Dokument unter die Nase zu halten, würde er ihr überlassen. Falls

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