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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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sie, nachdem sie das Telefonat beendet hatte. »Die Polizei durchsucht das Anwesen eines Mandanten, und er hätte mich gern dabei. Alles ganz harmlos«, erklärte sie und streifte bereits ihren Mantel über. »Außerdem bin ich ja nicht allein.« Sie winkte und machte sich auf den Weg.
    ***
    »Kann ich doch nichts dafür, dass sie eine Lesbe ist! Ich hatte jedenfalls kein Problem! Mit niemandem!«
    Josi Ahlers hatte sich in Rage geredet. Sie war die Letzte auf ihrer Liste und, entgegen Zinkels Annahme, diejenige, bei der die Eigendynamik, die sich beim Mobbing entwickelte, am deutlichsten zutage trat.
    Er konnte nicht nachvollziehen, dass niemand eingeschritten war, um diese üble Spirale zu durchbrechen. Oder wenigstens den Versuch unternommen hatte. Wo blieb denn da die Solidarität unter Frauen? Gerade weil sie nur zu zweit unter einem Haufen Pfadfinder spielender Männer gewesen waren, hätte er zumindest Mitgefühl, wenn nicht tatkräftigere Hilfe erwartet und nicht dieses gehässige Herumhacken. Aber vielleicht war Solidarität ein verstaubtes Ideal, ein längst ausgestorbener Mythos, der in einer Gesellschaft, die sich ohnehin für wenig engagierte und zunehmendem Konkurrenzdruck erlag, nie viel gegolten hatte.
    Du schweifst ab, rief er sich zur Ordnung. »Ach, hat Sie Ihnen Avancen gemacht?«, ging er auf ihre Bemerkung ein, auch dies nicht direkt am Thema.
    »Was ist das denn? Reden Sie Deutsch mit mir.«
    »Hat sie Sie angebaggert?«
    »Nein, Quatsch, da wär sie auch nicht weit gekommen. Aber sie hat nichts für Männer übrig, sonst hätte sie doch nicht so rumgezickt.«
    Nee, dachte Zinkel, das war nicht seine Welt. Ihm war schleierhaft, wie man heutzutage mit so wenig Feingefühl und dieser schnodderigen Ausdrucksweise Karriere machen konnte. Er verständigte sich stumm mit Lübben darauf, sie gehen zu lassen.
    »Bin ich froh, Staatsdiener zu sein und nicht in der freien Wirtschaft«, fasste Lübben die gewonnenen Eindrücke zusammen, nachdem sie Josi verabschiedet hatten. »Man kann auch bei uns den jungen Karrieremachern, die glauben, alles besser zu wissen und zu können, nicht entkommen, aber meistens hat man noch die Chance, sie zu erziehen.«
    »Ja«, stimmte Zinkel zu, »hier fehlt jedes Korrektiv. Wenn die erst Kinder kriegen, verlottert die Gesellschaft komplett.«
    »Ich bezweifle, dass Kinder im Karriereplan vorkommen«, wandte Lübben ein.
    »Das ist doch dann was Gutes, oder?«
    »Das, mein Lieber, kommt ganz darauf an, wen du fragst.« Lübben packte zusammen. »Lass uns verschwinden«, schlug er vor.
    Der Fußboden im Foyer war tatsächlich wieder blitzeblank. Das Klingeln von Lübbens Handy, genau genommen klingelte es nicht, sondern man hörte Reifenquietschen und Sirenen, wirkte wie ein Sakrileg in der sterilen Atmosphäre. »Das haben die Mädchen eingestellt«, entschuldigte Lübben den Radau und eilte nach draußen.
    Das Gespräch verlief einseitig, Lübben beteiligte sich mit nicht viel mehr als »Hm«, doch seine Miene hellte sich kontinuierlich auf. »Du wirst es nicht glauben«, erklärte er im Anschluss, »wir haben ihn. Im Hotel Lange bei Leer hat übers Wochenende ein Martin Gentner gewohnt. Leider ist er heute Vormittag abgereist. Leider ist das Zimmer auch bereits gereinigt worden. Soweit ich weiß, sind sie dort sehr gründlich.«
    »Das ist der Hammer«, sagte Zinkel. »Mein Kollege wird trotzdem begeistert sein.«
    »Für einen Haftbefehl wegen Mordversuchs an Inka wird das nie und nimmer reichen«, wandte Lübben ein, »das brauche ich gar nicht erst zu versuchen, es sei denn, die KT stellt doch noch einen direkten Zusammenhang her.«
    »Nee, ist mir klar. Aber das Netz zieht sich doch enger zusammen, und vielleicht trägt das ja dazu bei, dass Gentner etwas nervöser wird.«
    »Du spekulierst auf einen Fehler seinerseits?« Lübben grinste. »Nach allem, was ich bis jetzt über ihn erfahren habe, würde ich mich nicht darauf verlassen. Und was ist, wenn er zwar Inka aus dem Weg schaffen wollte, mit der aktuellen Entführung bei euch aber nichts zu tun hat?« Er entriegelte das Auto.
    Zinkel glitt auf den Beifahrersitz und seufzte. »Dann stehen wir auf dem Schlauch, das will ich mir gar nicht vorstellen. Ich schätze, ich sollte nach Hause fahren.«
    »Lass uns erst noch mal die Psychologin aufsuchen. Aufgrund des Mordversuchs wäre sie eigentlich befugt, uns nähere Auskünfte zu erteilen. Und die Zahnarzthelferin, vielleicht ist sie heute Abend ja mal allein zu

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