Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
Vom Netzwerk:
Hause anzutreffen. Sonst möchte ich sie für morgen früh einbestellen.«
    »Gut«, stimmte Zinkel zu, »dann fahre ich morgen zurück.« Er rief Hartmann an und informierte ihn über die neuesten Erkenntnisse und seine Pläne.
    »Jetzt kommt Bewegung rein.« Zinkel rieb sich die Hände. »Sie machen gerade eine Hausdurchsuchung bei Gentner und warten auf seinen Anwalt. Das kleine Detail seines Aufenthalts hier war also mehr als willkommen.«
    »Apropos willkommen«, Lübben warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu, »bei uns wird zum Sommer eine Stelle frei. Falls du den Stand deiner nicht zappelnden Beziehung jemals klären solltest – mich würd’s freuen, wenn du dich darauf bewirbst. Die Mädchen auch. Sie haben dich übrigens schon als künftigen Ehemann auserkoren, verhandeln aber noch, welche von ihnen das Amt übernehmen soll.«
    »Mich alten Sack?«, johlte Zinkel.
    »Das wächst sich aus«, beteuerte Lübben. »Ihr zweiter Kandidat ist Justin Bieber, und der ist deutlich jünger als du.«
    »Nie gehört«, erklärte Zinkel.
    »Alter Sack eben, sagst du ja selbst. Wie auch immer, wir versprechen einen Haufen schräger und anderer Vögel und wären auch bei der Wohnungssuche behilflich.«
    »Danke, Mann.« Zinkel war verlegen. Er hatte Lübben schnell schätzen gelernt, seine ›Mädchen‹ sowieso, und sich in die Landschaft total verschossen. Doch auf den Gedanken, umzuziehen, noch einmal von vorn anzufangen, die Freundschaft mit Jens und das Kuddelmuddel mit Patrizia aufzugeben, darauf wäre er nie gekommen.
    Aber er musste zugeben, dass der Vorschlag keineswegs reizlos war. Jens war müde und desillusioniert, und obwohl die Zusammenarbeit mit ihm nach wie vor freundschaftlich und kollegial war, begann sein Gemütszustand allmählich auf ihn abzufärben. Er wollte ihn beruflich nicht im Stich lassen, so wenig, wie er zu einem nörgelnden Misanthropen werden wollte, dessen einziges Lebensziel das Erreichen der Rente war. Wer sagte denn, dass sich Freundschaft über größere Distanz nicht aufrechterhalten ließ? Wenn sie beide sich Mühe gaben, müsste das schon funktionieren.
    Und Patrizia? Wie lange vermied er nun schon, sie zu sehr zu bedrängen, aus lauter Angst, dass sie einen totalen Rückzieher machen könnte? Im Grunde wusste er, dass sie sich durch jegliche Nähe bedrängt fühlte, hatte aber immer gehofft, dass ihre Distanziertheit unter seiner Beharrlichkeit eines Tage zerbröseln würde. Vielleicht war es an der Zeit, konkret zu werden. Genau, spornte er sich an, er würde nicht für den Rest seines Lebens den Kumpel abgeben, der stumm darauf hoffte, dass sie irgendwann erkannte, was sie an ihm hatte. Nein, er würde ihr einen Heiratsantrag machen, beschloss er, sollte sie entscheiden, was sie damit anfing.
    »Ich werde ernsthaft darüber nachdenken«, versprach er.
    ***
    Gentner kam in die Küche, wo Hartmann vor einer Tasse Kaffee saß und versuchte, Constanze zu beruhigen. Allein mittels Gedankenübertragung. Beruhigung war vielleicht nicht ganz das, was sie brauchte, denn wenn sie die Augen nicht offen hätte, würde er meinen, sie schlafe. Apathisch war sie. Und blass.
    »Eine halbe Stunde höchstens«, vermeldete Gentner.
    »Gut«, brummte Hartmann. Er hatte soeben das Telefonat mit Paul beendet und musste schwer an sich halten, nicht selbstgefällig zu grinsen. Der Herr war in Leer gewesen. Er war schon sehr gespannt, wie er darauf reagieren würde, dass sie davon wussten. Jegliche Ausflüchte würde ihm der angekündigte Anwalt schon ausreden. Hoffte er.
    Er stand auf und ging hinüber ins Wohnzimmer. Patrizia durchforstete die Schrankwand und gab sich inständig Mühe, kein Chaos zu verursachen, wie sie Bücher ausschüttelte und akkurat wieder an ihren Platz stellte. Ein Beamter hockte vor einem antiken Sekretär und blätterte Papiere durch. Es sah nicht so aus, als wäre einer von ihnen bisher auf etwas Bedeutsames gestoßen.
    Er schaute durch das Panoramafenster in den hinteren Garten, und eine Spur von Neid erfasste ihn. Für die Rasenfläche würde man glatt einen Aufsitzermäher anschaffen können, zumindest nahm er an, dass sich unter all dem Schnee Rasen befand. Die zertrampelte Fläche zeugte von der einen oder anderen Schneeballschlacht, wer gegen wen?, fragte er sich. Ein Schnee-Engel fiel ihm auf und ein halbherzig begonnener Schneemann. Die Tochter, entsann er sich, vielleicht hatte sie hier getobt, die Obstbäume beworfen und so auch den Schnee von den hohen

Weitere Kostenlose Bücher