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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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sie, nicht allzu groß, weder schlank, noch dick, ein Allerweltstyp, wären da nicht die feuerroten Locken, die unter seiner Wollmütze hervorquollen und ihm etwas von einem Clown verliehen. Den er vermutlich seit jeher gegeben hatte, seinen Bemerkungen nach zu urteilen. »Ich hab deinen Namen vorhin nicht verstanden«, sagte sie.
    »Gib es zu, er hat dich nicht interessiert. Colin Schüttler«, stellte er sich nochmals vor und reichte ihr die Hand.«
    »Patrizia Heyder.«
    »Ich weiß,  ich  hab zugehört.«
    »Du bist Ire?« Sie ignorierte die Spitze.
    »Wie kommst du nur darauf? Aber ja, meine Mutter hatte die durchsetzungsfähigeren Gene. Gott sei Dank, sonst wäre ich schon glatzköpfig.«
    »Glatzen sind –« Sie brach ab.
    »Erotisch?«, vervollständigte Schüttler. »Hab ich auch gehört. Rothaarige sind aber ebenfalls nicht zu verachten.«
    Wie kam sie jetzt aus der Nummer wieder raus, überlegte Patrizia panisch. Sie wäre besser gar nicht erst auf sein Geplänkel eingegangen. Es war immer dasselbe mit den Kerlen, reichte man ihnen den kleinen Finger … Jedenfalls war Missachtung das Einzige, was gegen plumpe Anmache half, also schaute sie angelegentlich aus dem Fenster und schwieg.
    Nur wenige Pendler fuhren noch die Wiesbadener Straße hinunter, die meisten zu schnell, schätzte sie, erst unten an der Kirche bremsten sie abrupt, bevor sie um die Kurve bogen. Fußgänger waren überhaupt nicht unterwegs, nicht mal die Gassi-Geher, wer schickte bei dem Wetter schon seinen Hund vor die Tür. Verdammt wenig los hier, allemal zu wenig, um sich abzulenken. Sie wünschte, Petersen würde sich nochmals auf den Weg machen und sie zu Franziska führen. Für einen Moment sonnte sie sich in künftigem Ruhm, ein solcher Erfolg würde sich in ihrer Akte gut machen. Es wäre an der Zeit, einmal Pluspunkte zu sammeln. Es sah nicht so aus, als würde er ihr den Gefallen tun.
    Sie zog ihr Handy aus der Manteltasche und rief Hartmann an.
    »Wo steckst du?«, erkundigte er sich.
    »Bei Petersen vorm Haus. Er ist gerade heimgekommen.«
    »Na so was. Ich glaube, wir können die Sache abblasen. Gentner war am Wochenende in Leer. Und in der Jagdhütte haben wir Haare gefunden, die aller Wahrscheinlichkeit nach von Franziska stammen. Ich habe ihn für Morgen einbestellt, dann werden wir sehen, was er dazu zu sagen hat.«
    »Nicht schlecht«, befand sie. »Ich möchte Petersen trotzdem fragen, wo er war, oder was meinst du?«
    »In Ordnung. Soll ich dich abholen?«
    »Nein, ich komm klar.«
    »Gut. Oh, und frag ihn auch, ob er je in Gentners Jagdhütte war. Gentner behauptet, sie seien am letzten Wochenende zusammen dort gewesen.«
    »Okay, dann bis morgen«, verabschiedete sie sich.
    Es lief also alles auf Gentner hinaus, und zwar durchaus plausibel. Aber irgendwie auch zu einfach, zweifelte Patrizia. Auf jeden Fall war sie gespannt, ob sie es im Verhör schaffen würden, seine Selbstsicherheit anzukratzen. Im Grunde verhielt er sich, als handelte es sich bei dem Fall um ein Managementseminar, ein bloßes Experiment, das ihn nicht wirklich etwas anging.
    »Bist du schon lange dabei?«, wandte sie sich an Schüttler.
    »Seit vierzehn Uhr.«
    »Nein, ich meinte bei der Polizei.«
    »Ach so. Mein ganzes Leben lang, das erwachsene jedenfalls.«
    »Das kann ja noch nicht so lange sein«, gab sie zurück.
    »Danke für die Blumen. Versteh ich dich richtig, dass du einfach wissen wolltest, wie alt ich bin? Vierunddreißig. Wehe, du sagst, ich seh kindisch aus.«
    »Kindlich?«, schlug sie vor und schlang sich ihren Schal wieder um den Hals. Ein normales Gespräch zu führen schien nicht zu seinem Repertoire zu gehören. »Ich geh jetzt rein«, erklärte sie.
    »Ich komme mit.« Schüttler zerrte seine Jacke vom Rücksitz.
    »Nicht nötig, den hab ich im Griff. Ich will nur fragen, wo er seit Freitag war. Wahrscheinlich ist der ganze Aufwand hier eh sinnlos gewesen, denn es sieht so aus, als wäre ein anderer unserer Verdächtigen der Täter.«
    »Kann man nie wissen«, beharrte Schüttler. »Und ich halte mich an Vorschriften. Du nicht?«
    Korinthenkacker, dachte sie, stieg aus und überquerte die Straße, Schüttler dicht auf den Fersen.
    Petersen reagierte augenblicklich auf ihr Läuten. »Ja bitte?«, tönte es aus der Gegensprechanlage.
    »Kriminalpolizei, ich habe noch ein paar Fragen«, sagte sie.
    Schüttler drückte gegen die Tür, sobald der Summer ertönte, und ließ sie vorausgehen.
    Petersen erwartete sie an der

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