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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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preiszugeben, was sie nicht zuvor durch ein Nicken absegnete.
    »Wo waren Sie am vergangenen Wochenende?«
    Gentner sah sie an und wartete demonstrativ auf ihr Einverständnis, bevor er antwortete. »In Oldenburg, bei einem Kunden. Und Sie?«
    Die Frage schien Hartmann aus unerfindlichen Gründen aus dem Konzept zu bringen, fast vermeinte sie, einen Hauch von Röte sein Gesicht überziehen zu sehen. Zinkel sprang ihm bei. »Bei welchem Kunden und von wann bis wann genau?«
    »Das geht Sie nichts an. Jede Rückfrage Ihrerseits wäre extrem geschäftsschädigend und würde nicht folgenlos bleiben. Und zwar für Sie.«
    Marilene seufzte hörbar. »Es geht um einen Mordversuch, Sie sollten die Frage beantworten. Ich bin sicher, die Herren überprüfen Ihre Aussage so diskret wie möglich.« Sie wandte sich Hartmann und Zinkel zu. »Grenzen Sie doch einfach den Zeitrahmen entsprechend ein«, schlug sie vor.
    »Samstagvormittag, zwischen zehn und zwölf«, sagte Zinkel.
    Gentner spitzte die Lippen und gab sich nachdenklich. »Ich habe lange geschlafen, bestimmt bis zehn. Dann habe ich ausgiebig gefrühstückt und mein Zimmer so gegen Mittag verlassen. Reicht das?«
    »Welches Zimmer?«, hakte Zinkel nach.
    »Mein Kunde verfügt über eine kleine Gästewohnung in Oldenburg, dort habe ich übernachtet.«
    »Wie kommt es dann, dass ein Hotel in Leer einen Gast Ihres Namens beherbergt hat?«
    »Woher soll ich das wissen? Entweder hat jemand unbefugt meinen Namen benutzt, oder es handelt sich um eine zufällige Namensgleichheit. Gibt es da nicht diesen Fußballer?« Er runzelte in Marilenes Richtung die Stirn, als könne ausgerechnet sie mit dessen Verein aufwarten.
    »Können Sie die Anwesenheit meines Mandanten dort zweifelsfrei belegen?«, schaltete Marilene sich ein.
    »Mit hoher Wahrscheinlichkeit, aber nicht zweifelsfrei«, gab Zinkel zu. »Eine Gegenüberstellung kann erst nächste Woche erfolgen, da die Zeugin, die mit dem Gast gesprochen hat, zurzeit verhindert ist.«
    Zu dumm, dachte Marilene, sie hätte schon gern Gewissheit gehabt. Sie musterte Gentner und versuchte wieder, ihn mit dem flüchtigen Bild des Täters, das sie erhascht hatte, abzugleichen. Möglich, aber eben nicht zweifelsfrei. »Kann denn niemand bezeugen, dass Sie zur fraglichen Zeit in Oldenburg und nicht in Leer waren?«, wandte sie sich an ihn. »Dann hätten wir das aus der Welt.«
    Gentner bedachte sie mit einem unergründlichen Blick und schwieg.
    Er verheimlichte etwas, da war sie sicher. Die Frage war nur, ob es mit dem Fall zusammenhing. Sie rückte mit ihrem Stuhl ein wenig zur Seite, um weg von der bullernden Heizung zu kommen. Hartmann stand gemächlich auf, drehte sie herunter, hoffte sie wenigstens, und sie dankte ihm mit einem Nicken, das er nicht erwiderte. Ihr war klar, dass er stinkig war, und sie hatte sich schon gewundert, dass er sie nicht gestern Abend noch zur Schnecke gemacht hatte. Das war das erste Mal, dass er sich der Stimme der Vernunft beugte, die ihnen beiden dringend empfahl, keinen Kontakt zu pflegen, bis der Fall abgeschlossen war.
    »Sie schikanieren gern Frauen, könnte man das so ausdrücken?«, fragte Hartmann zuckersüß.
    »Schikane ist kein Straftatbestand«, warf Marilene ein.
    »Wenn aber die Opfer dieser Schikanen allesamt entführt wurden und, als sie wieder auftauchten, ganz andere Persönlichkeiten waren, dann haben wir gleich mehrere Straftatbestände, oder nicht?! Und der gemeinsame Nenner bei diesen Fällen, der sind Sie!« Hartmann legte mehrere Dezibel zu und deutete mit dem Zeigefinger auf Gentner. Wäre er näher dran an ihm, könnte sie die Geste als Bedrohung auslegen. »Erklären Sie mir das«, forderte er, »und kommen Sie mir bloß nicht mit Zufall! Daran glaub ich seit dreißig Jahren nicht mehr!«
    Redete er von etwas wie Gehirnwäsche?, überlegte Marilene verwundert, das wäre schwerlich zu beweisen. Kam dazu, dass Franziska noch verschwunden war und Inka im Koma lag. »Hat irgendeines dieser Opfer meinen Mandanten beschuldigt?«, fragte sie.
    »Wie sollten sie, wenn sie sich kaum daran erinnern können?« Hartmann sprach allein zu Gentner. »Das bringt uns zu Ihrem Motiv für Inkas Ermordung: Bei ihr haben erste Flashbacks eingesetzt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich an alles, was vorgefallen ist, erinnert hätte.«
    »Sprachen Sie nicht von einem Mord versuch ?«, schaltete Gentner sich ein.
    »Ja«, knurrte Hartmann, »sie liegt im Koma.«
    »Dann hoffe ich, dass sie

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