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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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aber, dass sie seine Angaben nicht würden widerlegen können. »Waren Sie je in Martin Gentners Jagdhütte?«, erinnerte sie sich an Hartmanns Auftrag.
    Petersen schien verwirrt ob des Themenwechsels und befingerte sein linkes Ohrläppchen. »Ja, oft. Wir haben neulich erst das Wochenende dort verbracht. Warum?«
    »Wer ›wir‹?«, konterte sie.
    »Martin und ich.«
    »Sonst niemand? Was haben Sie da gemacht?«
    »Nein, wir waren für uns. Was macht man da so«, er breitete in aller Unschuld die Hände aus, »reden, wandern, lesen, so was halt.«
    »Ich dachte, Sie lesen nicht gern.«
    »Einen Fernseher gibt es nicht, also was bleibt mir übrig?«
    »Wie langweilig.« Schüttler gähnte, wie um das Gesagte zu unterstreichen.
    »Ja, die Bücher, die Martin dort hat, sind wirklich langweilig, aber wir haben auch mehr geredet als alles andere.«
    »Über Frauen?« Schüttler zwinkerte.
    »Tatsächlich, ja. Martin hat da ein paar Andeutungen gemacht.« Petersen senkte die Stimme. »Ich glaube, er will sich scheiden lassen. Aber seine Neue wohnt weiter weg, das Ganze ist also kompliziert. Sagen Sie ihm nur nicht, dass Sie das von mir haben. Ich weiß eigentlich nichts Konkretes, das sind nur meine Schlussfolgerungen.«
    Was sollten sie damit jetzt anfangen, überlegte Patrizia. Ging es ihm darum, seine Kooperationsbereitschaft unter Beweis zu stellen? Oder wollte er vielmehr seinen Guru Gentner in ein ungünstigeres Licht stellen? Schwer einzuschätzen. »Ich denke, das war’s vorläufig«, sagte sie.
    »Darf ich kurz Ihre Toilette benutzen?«, fragte Schüttler.
    »Sicher.« Petersen wies auf die Tür hinter sich.
    Patrizia seufzte hörbar. Sie wollte nach Hause und nicht noch länger hier im Flur herumstehen. Von Petersens Leutseligkeit bei ihrem letzten Besuch war nichts zu spüren, er hatte sie die ganze Zeit hier im Flur herumstehen lassen. Vielleicht hatte er noch etwas vor und wollte sie schnell loswerden. Das konnte er haben. Schüttler kehrte zurück, und sie verabschiedeten sich.
    »Ruf den Bruder an«, sagte er, als die Haustür hinter ihnen zugeschlagen war.
    »Wie, jetzt?«
    »Natürlich jetzt.«
    Sie blieb unter dem Vordach stehen und tat, wie geheißen. »Besetzt«, konstatierte sie.
    »Siehst du?« Schüttler strahlte sie an. »Ich wette, da findet gerade eine ausführliche Zeugenbeeinflussung statt.«
    »Die wir niemals beweisen können«, entgegnete sie.
    »Kontaktier halt die Kölner Kollegen, den Versuch ist es allemal wert.«
    »Wenn du meinst. Ich hatte übrigens das Gefühl, dass er uns schleunigst loswerden wollte.«
    »Dann warten wir doch noch ein Weilchen«, schlug Schüttler vor.
    »Von mir aus gern.«
    »Ist das ein Date?«
    »Kindskopf«, erklärte sie.
    »Apropos. Petersen bewahrt in seinem Badezimmer einen exorbitant großen Vorrat an Gummis auf.«
    »Allzeit bereit? Bei meinem letzten Besuch hat er anfangs angenommen, ich wäre sein Blind Date.«
    »Ach ja? Wär mir nicht passiert. Dafür bist du zu hübsch. Finger weg.« Er zog ihr die Hand vom Gesicht. »Blind Dates enttäuschen immer«, fuhr er fort, »reines Hörensagen. Boah, eh«, stieß er aus, »wenn ich mir vorstelle … Nee, Mann, das kann nicht sein. Wenn die Schachteln voll waren, dann hat der da fuffzich Dinger rumliegen.«
    »Neidisch?« Patrizia grinste.
    »Nein, ich frag mich nur, ob er auch welche bei sich hatte.«
     

12
    »Wenn ich mich recht entsinne«, Hartmanns Stimme troff vor Ironie, »ist Ihnen der Name Inka Morgenroth entfallen. Ich darf Ihnen also auf die Sprünge helfen. Sie hat im November an einem Ihrer Seminare teilgenommen und ist im Verlauf der Veranstaltung spurlos verschwunden.«
    Es war so heiß im Vernehmungsraum, dass man meinen könnte, es sei Hochsommer, dabei herrschten draußen Temperaturen von unter null Grad, und ein frostiger Wind pfiff übers Land, biss sich erbarmungslos durch jedes angeblich wetterfeste Kleidungsstück und nährte Gerüchte einer drohenden Eiszeit. Marilene witterte Absicht dahinter, hier sollte ein Verdächtiger zermürbt werden, und dessen unliebsame Anwältin gleich mit. Sie zog ihre Strickjacke aus, hängte sie über die Stuhllehne und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Damit habe ich nichts zu tun.« Gentner schien sich nicht an der Hitze zu stören, im Gegenteil, er saß entspannt zurückgelehnt neben ihr und hatte die Augen halb geschlossen. Sie hatte ihn unten auf dem Parkplatz abgefangen, ihn instruiert, nicht einfach drauflos zu reden und nichts

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