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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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fähig, das, was Sie da schildern, durchzuziehen. Er ist zu schlecht organisiert. Zu wenig zielstrebig. Und vor allem zu weich.«
    »Im Gegensatz zu Ihnen?«, erkundigte sich Zinkel.
    »Selbstverständlich. Ich wäre durchaus dazu in der Lage. Ich hätte die Ressourcen und wäre befähigt, sie planvoll einzusetzen. Und glauben Sie mir, ich würde mit Sicherheit nicht hier sitzen und mir Ihre unausgegorenen Theorien anhören müssen, weil Sie niemals auf mich gekommen wären.«
    »Erklären Sie mir eins«, bat Hartmann. »Wieso haben Sie sich einen Rechtsbeistand genommen, wo Sie doch ganz und gar unschuldig sind?«
    »Damit Sie sich genau diese Frage stellen.« Gentner erhob sich. »War’s das?«
    ***
    »Scheiße!« Hartmann bemerkte mit Genugtuung, dass Patrizia, die die Vernehmung durch den Einwegspiegel beobachtet hatte, sich unwillkürlich duckte. »Was für ein arrogantes Arschloch!«
    »Was hast du denn erwartet?«, beschwichtigte Zinkel. »Dass er gesteht? Nach allem, was ihr erzählt habt, war damit nicht zu rechnen. Er will uns vorführen, das scheint überhaupt seine Hauptantriebsfeder zu sein.«
    »Aber dass Marilene dem noch in die Hände spielt!«
    »Tut sie das?«, entgegnete Zinkel. »Vielleicht hat sie einfach eine sich bietende Gelegenheit ergriffen, in der Hoffnung, dass sie etwas erfährt, was uns weiterbringt.«
    »Pah! Das dürfte sie uns ja nicht mal sagen.«
    »Das kommt darauf an«, schaltete Patrizia sich ein. »Wenn Franziska tot ist und Gentner Marilene gegenüber den Mord zugibt, dann darf sie nicht. Wenn sie aber lebt und sie erfährt, wo sie ist, dann darf sie.«
    »Dann muss sie sogar, weiß ich selber.« Hartmann merkte, dass er sich anhörte wie ein nörgelndes Kind. Er fühlte sich auch so.
    Er mochte diese Phase eines Falles nicht sonderlich. Das zu Beginn scheinbar wahllose Zusammentragen einer Fülle von Fakten, die in alle denkbaren Richtungen wiesen, bevor sich Strukturen herauskristallisierten, das behagte ihm. Sammler und Jäger waren sie, und er schätzte das Sammeln ungleich mehr, weil es noch unvoreingenommen – na ja, meistens, schränkte er ein – und beinahe unbeschwert geschah, während die eigentliche Jagd dann von einer Dringlichkeit beherrscht wurde, die er als zunehmend belastend empfand. Vielleicht ähnlich, kam ihm in den Sinn, wie bei einem Puzzlespieler, den das Puzzle selbst faszinierte, aber niemals das fertige Bild, das allein aufgrund seiner Tücken ausgewählt worden war. Obendrein wies das fertige Bild oft genug Risse auf, wenn eine Beweiskette nicht ganz schlüssig war, ein Motiv allzu nachvollziehbar, weil das Opfer der eigentliche Schweinehund war, oder ein Schuldiger ungestraft davonkam. Das zehrte mehr und mehr an ihm, das und das große Warum, die XXL-Version, auf die es schlicht keine Antwort gab.
    »Es ist ein beknackter Fall.« Zinkel formulierte, was er selbst nur gedacht hatte. »Wenn wir nicht davon ausgehen müssten, dass sich Franziska in der Gewalt von einem der beiden befindet, hätte unser lieber Staatsanwalt sicher längst vorschlagen, die Ermittlungen einzustellen. Ich bezweifle, dass wir anhand der früheren Fälle je zu einer Verhaftung kommen. Wir haben nichts in der Hand. Die paar Haare aus der Jagdhütte beweisen absolut nichts, da hat Gentner recht.«
    »Dass Petersen Franziska hat, kann ich mir nicht vorstellen«, gab Patrizia zu bedenken. »Er besitzt keine Immobilien, und im Keller eines Mehrfamilienhauses kann er sie nicht gut gefangen halten.«
    »Sie ist tot.« Hartmann war bereit, die Segel zu streichen. »Alles andere ist reines Wunschdenken.«
    »Nee, Leute, so einfach ist das nicht«, ereiferte sich Patrizia. »Wir haben zwar keine handfesten Indizien, aber wir haben durchaus einen gemeinsamen Nenner. Nämlich Gentner. Das kann doch kein Zufall sein, dass die Frauen alle von ihm schikaniert worden sind!«
    »Das ist nicht strafbar, leider«, wiederholte Hartmann.
    »Nein, aber es zeugt von Gentners verquerer Einstellung gegenüber Frauen.« Patrizia ließ nicht locker. »Wenn es nicht um Sex geht und nicht um banalen Mord, dann kann diese Einstellung doch der Auslöser sein, oder seht ihr das anders? Und dass Franziska unabhängig von den anderen Frauen zum Opfer einer Straftat geworden ist, das kann ich echt nicht glauben. So viel Zufall gibt es nicht. Wir sind bestimmt nicht auf dem Holzweg.«
    »Ich stimme dir im Grunde zu«, schaltete Zinkel sich ein. »Trotzdem habe ich keine Idee, wie wir Franziska finden

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