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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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könnten. Falls Inka aus dem Koma aufwacht, dann hätten wir vielleicht die Chance, dass ihre Flashbacks uns weiterbringen. Ihre Therapeutin hat übrigens vorgeschlagen, dass wir mit dem Traumaspezialisten reden, bei dem sie direkt nach ihrer Entführung war. Es sei möglich, dass Inka sich zu der Zeit durchaus noch an Einzelheiten erinnern konnte.«
    »Na, ob der irgendwas rauslässt?«, zweifelte Hartmann. »Aber versuch’s ruhig.«
    Zinkel nickte. »Petersen ist dort übrigens auch in Behandlung. Am Abend, bevor ich nach Leer gefahren bin, habe ich ihn dorthin verfolgt.«
    »Dass der ein Trauma hat, kann ich mir nur schwer vorstellen. Der gibt sich so was von leutselig. Sexsucht, das könnte schon eher hinkommen. Er hat einen exorbitant großen Vorrat an Kondomen.«
    Zinkel fiel die Kinnlade herunter.
    »Ist das der neueste Trend nach den Briefmarkensammlungen, oder woher weißt du das?«, neckte Hartmann sie, um Zinkel gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen.
    »Nein, Colin hat behauptet, dass er aufs Klo muss, und die Dinger bei ihm im Bad entdeckt.«
    »Wer ist Colin?«, fragte Hartmann, wiederum an Zinkels statt, dem die Frage ins Gesicht geschrieben stand.
    »Na, der Kollege Schüttler, der Petersens Wohnung observiert hat. Übrigens war Gentner gestern Abend noch bei Petersen. Nicht lange, aber ich hätte schon gern gehört, was die zu bereden hatten.«
    »Was ist eigentlich mit Petersens Alibi für Samstag? Haben die Kollegen aus Köln das verifiziert?«, fragte er.
    »Nee, die arbeiten nur mit Notbesetzung und haben den Bruder nicht angetroffen. Morgen versuchen Sie’s noch mal.«
    »Observiert hat?« Zinkel hatte seine Sprache wiedergefunden. »Heißt das, ihr habt die Sache abgebrochen?«
    Patrizia deutete stumm mit dem Daumen auf Hartmann.
    »Uns fehlen die Ressourcen«, bedauerte er. »Fromm hat die Überstunden schon moniert. Es deutet einfach mehr auf Gentner, oder bist du anderer Meinung?«
    »Abgesehen vom Gewicht sehen sich die beiden irgendwie ähnlich, finde ich. Jedenfalls, wenn man nicht so genau hinschaut.«
    »Worauf willst du hinaus? Auf den Mordanschlag auf Inka? Vergiss es, ich bezweifle, dass bei der dürftigen Indizienlage die Reisekosten für deine Zeugin auch noch bewilligt werden. Vielleicht kriegen wir das durch, wenn die Hotelangestellte Gentner nicht identifizieren kann, vorher sicherlich nicht.«
    »Hm.« Zinkel wand sich. »Genau genommen fallen keine Reisekosten an. Die Zeugin ist von hier.«
    »Aha«, wunderte er sich. Er bemerkte, dass Patrizia den Mund verzog, nicht ganz ein Grinsen, oder doch? Welcher Groschen war bei ihr gefallen, der sich in seinem Hirn verkantet hatte?
    »Marilene war in Leer«, erläuterte Zinkel.
    Hartmann sah zu, wie die Fingerspitzen seiner rechten Hand ein merkwürdiges Eigenleben zu führen begannen und einen wilden Wirbel auf der Tischplatte tanzten. Völlig ohne sein Zutun. »Rein zufällig«, presste er hervor.
    »Zum Teil, ja. Ihr Vater wohnt in der Gegend. Der Versuch, mit Inka zu sprechen, war dann nicht so zufällig«, gab Zinkel zu. »Arne war übrigens bei ihr, aber er hat wenigstens nichts gesehen, sodass er in Sicherheit sein dürfte.«
    Hartmann brach die dezente Trommelei abrupt ab, ballte die Hand zur Faust und schlug hart auf den Tisch. Schmerz fuhr ihm bis in die Schulter, doch er unterdrückte den Drang, sich die Hand zu reiben. »Wann hattet ihr vor, mir das zu erzählen?«, brüllte er.
    Patrizia verließ, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, den Raum, vorgeblich, um zur Toilette zu gehen.
    »Auf keinen Fall vor Gentners Vernehmung, das scheint mir eine gute Idee gewesen zu sein«, sagte Zinkel entschieden zu ruhig, als dass er den Tobsuchtsanfall hätte vertiefen können.
    »Dieses Weib macht mich noch wahnsinnig«, stöhnte er und stützte den Kopf in beide Hände.
    »Ich kann dich ja verstehen«, beschwichtigte Zinkel, »aber dein Ärger bringt uns nicht weiter. Fakt ist, sie hat nicht viel mehr als einen kurzen Blick erhascht. Ihre Beschreibung passt auf Gentner so gut wie auf Petersen, wobei sie Petersen nicht kennt, soweit ich weiß. Die Frage ist, ob der Täter  sie genau gesehen hat und sie in Gefahr ist. Wenn es Gentner ist, dann wäre es schon äußerst perfide, dass er sie zur Anwältin genommen hat. Vielleicht gerade, weil er weiß, dass sie nicht gegen ihn aussagen kann. Wenn es Petersen ist, wäre es unwahrscheinlich, dass er weiß, wer sie ist. Ich glaube also nicht, dass wir sie schützen müssen, aber wenn

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