Spur nach Ostfriesland
Er packte ihren Arm fester und trieb sie zur Eile.
***
Paul Zinkel legte verwirrt den Hörer auf. »Das war Männle«, sagte er zu niemand Bestimmtem.
»Was will der denn?«, brummte Hartmann.
»Er behauptet, dass Marilene verschwunden ist.«
»Die ist meistens nicht da, wo man sie erwartet«, entgegnete Hartmann. »Wie kommt er drauf, dass das einen Anruf bei der Polizei wert ist?«
»Sie ist krank und wollte angeblich zu Hause bleiben, da ist sie aber nicht.«
»Ach komm, sie macht halt nicht auf, vielleicht hat sie genug von dem Schönling.«
»Wunschdenken«, beschied Zinkel ihn, »warte mal grad.« Er hatte vor zwei Stunden eine Mail von Enno Lübben bekommen, die ersehnten Aufnahmen von den Schaulustigen, die in Kopie auch an Marilene gegangen waren. Er selbst hatte niemanden darauf erkannt, Hartmann ebenso wenig, und Patrizia war nicht da. Aber jetzt fragte er sich, ob Marilene sich vielleicht bei Lübben gemeldet hatte, statt hier anzurufen. Er hatte Glück und erreichte den Kollegen in Leer beim ersten Versuch.
»Moin, Enno«, grüßte er und bemerkte, wie Hartmann die Augen verdrehte.
»Du übst ja schon.« Lübben lachte. »Selber Moin. Habt ihr ihn auf den Fotos entdeckt?«
»Bis jetzt nicht. Hat sich die Anwältin bei dir gemeldet?«
»Nein. Sie dachte zwar, das würde schnell gehen, aber mir war schon klar, dass da Arbeit drinsteckt.«
»Aber du hast mit ihr gesprochen«, vergewisserte Zinkel sich.
»Ja, vor ungefähr zwei Stunden. Ich hab sie unter ihrer Privatnummer erreicht, sie ist krank. Wieso?«
»Sie ist nicht aufzutreiben, das verbreitet gerade leichte Panik.«
»Na, denn man tau! Halt mich auf dem Laufenden.«
»Mach ich«, versprach Zinkel und legte auf, nur um sofort das nächste Gespräch anzunehmen.
»Niklas hat mich gerade zurückgerufen«, sagte Männle. »Sie hat einen Zettel hinterlassen, dass sie kurz in diese Buchhandlung in Niedernhausen wollte.«
»Bettlektüre?«, schlug Zinkel vor. »Egal, ich kümmere mich darum«, versprach er und legte auf.
Er blätterte, plötzlich überzeugt, dass Eile geboten war, hektisch in seinem Notizbuch, bis er endlich auf die Nummer stieß.
»Buchhandlung Martens, Katharina Martens, guten Tag.«
Er stellte das Telefon auf Mithörfunktion, »Zinkel, Kripo, ist Frau Müller noch bei Ihnen?«
»Nein, warum?«
Er seufzte. »Aber sie war da? Wann ist sie wieder weg?«
»Vor ‘ner Stunde, höchstens anderthalb.«
Er konnte förmlich sehen, wie sie verständnislos die Stirn runzelte. »Gut, danke«, sagte er und wollte schon auflegen, als sie ihn stoppte.
»Halt«, rief sie, »sind Sie noch da?«
»Ja«, bestätigte er ungeduldig.
»Sie hat Sie anrufen wollen. Sie hat mir ein Foto gezeigt und wollte wissen, ob ich den Mann kenne.«
»Ja, und?«, drängte er.
»Es könnte sich um Petersen gehandelt haben, sicher war ich nicht, aber sie wollte direkt nach Hause und Sie informieren. Ich hab mich gewundert, dass ihr Auto noch eine Weile vor dem Haus stand, so fünf bis zehn Minuten vielleicht, aber dann ist sie losgefahren.«
»Alles klar, danke«, sagte er und legte auf.
»Ich versuch’s mal auf ihrem Handy.« Hartmann klang nun auch angespannt.
Zinkel hörte, wie es klingelte, zählte mit, acht, neun, und atmete schon auf, vermutlich war sie am Steuer und konnte nicht rangehen, das war alles. Doch jetzt ertönte das Besetztzeichen. Beim zweiten Versuch schon war »der Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar«.
Jetzt kramte Hartmann in den Papieren, die seinen Schreibtisch überwucherten, fand anscheinend, was er suchte, und wählte erneut. »Constanze?«
Wer war – Moment mal, das war Gentners Frau, wieso duzte er sie? Was war da an ihm vorbeigegangen?
Hartmann ignorierte seinen fragenden Blick. »Ist dein Mann zu Hause?«, erkundigte er sich. »Mit welchem Auto?«, fügte er hinzu. »Danke. Er soll sich sofort melden, wenn er zurück ist.« Er ließ die Schultern hängen und schloss die Augen.
»Nun sag schon«, forderte Zinkel.
»Beide Autos sind unterwegs, Vectra und Geländewagen.«
»Fahndung?«
»Ja, Petersens auch, und Marilenes natürlich.« Er donnerte mit beiden Fäusten auf den Tisch. »Ich bring den um, ich schwör’s dir!«
»Du meinst denjenigen, der die Überwachung abgezogen hat? Ich bin dabei.« Zinkel bleckte die Zähne.
Patrizia kam zur Tür herein, blieb jedoch fluchtbereit stehen. Ihr Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. »Ist was passiert?«, fragte sie.
»Marilene ist
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