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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland
Autoren: Beate Sommer
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verschwunden«, klärte Zinkel sie auf, während Hartmann die Fahndung veranlasste.
    »Wissen wir Näheres darüber?«
    »Im Grunde nur, dass sie vor anderthalb Stunden bei der Buchhändlerin in Niedernhausen war, um ihr ein Foto des Tatverdächtigen im Fall Morgenroth vorzulegen. Es soll sich um Petersen handeln.«
    »Marilene ist aber nicht so blöd, dass sie sich mit dem treffen würde, also scheidet er doch wohl aus.«
    »Ich weiß nicht, sie kennt seine Stimme nicht, vielleicht hat er sie in einen Hinterhalt gelockt?«
    »Wo ist Gentner?«
    »Da liegt ja das Problem, die Überwachung wurde abgeblasen.«
    »Oh Scheiße«, fluchte sie und setzte sich endlich an ihren Platz.
    »Du sagst es.« Hartmann knallte den Hörer auf. »Hast du was rausgefunden, das uns weiterbringt?«
    »Über Gentner beziehungsweise seine Familie und seine Kontakte absolut nichts. Also habe ich mir Petersen gründlicher vorgenommen. Erstens, die Kölner Kollegen haben sein Alibi überprüft, sagen aber, dass wir dem nicht allzu viel Gewicht beimessen sollten, der Bruder habe teilweise widersprüchliche Details beigesteuert, die sie an der Aussage zweifeln lassen. Zusammen mit dem Foto, das du erwähnt hast, denke ich, wir könnten zum Staatsanwalt gehen. Ich weiß aber nicht, ob die denen in Leer dazwischenfunken.«
    »Versuch’s halt«, wies Hartmann sie an.
    »Warte, da ist noch mehr. Petersen hat sich für heute krankgemeldet, zu Hause geht er allerdings nicht ans Telefon. Ich habe nämlich endlich mit seinem Vorgesetztem sprechen können. Er sagt, dass seine Erfolgsquote nicht so überragend sei. Das hat mich auf die Idee gebracht, nach seinen in Niedernhausen überprüften Betrieben zu fragen. Zwei der Namen sagen uns etwas, und zwar Gentner und dieser Lindenau. Bei beiden kam nur eine geringe Nachzahlung raus, was der Vorgesetzte zumindest im Fall Gentner für unwahrscheinlich hält. Er hegt allerdings gewisse Vorurteile gegenüber Unternehmensberatern.«
    »Kann ich ihm nicht verdenken«, knurrte Hartmann.
    »Okay, sehr gut«, lobte Zinkel und merkte im selben Moment, wie herablassend das für sie klingen musste. Aber egal jetzt, sie mussten weiterkommen, und zwar schnell. »Also stellen wir doch mal die Hypothese auf, dass Petersen sowohl Gentner als auch Lindenau einiges an Steuern erspart hat. Er wird sicherlich selbst davon profitiert haben, warum sonst sollte er das tun, aber gleichzeitig macht ihn das auch erpressbar, was meint ihr?«
    »Petersen als Strohmann?«, zweifelte Hartmann.
    »Oder als Sündenbock«, warf Patrizia ein.
    »Was ist, wenn wir uns total geirrt haben, was Gentner anbelangt?« Zinkel begann, Gefallen an dem Gedanken zu finden. »Was wäre denn, wenn Gentner den Sündenbock für Petersen abgeben soll. Darum die Haare in der Jagdhütte und auch in Gentners Wagen.«
    »Aber wo sind beziehungsweise waren dann die Frauen?«, wandte Patrizia ein. »Petersen hat keine Möglichkeiten, jemanden zu verstecken, ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie in seiner Wohnung behält. Und weiteren Immobilienbesitz gibt es nicht, außer natürlich er hätte einen anderen Namen verwendet.«
    »Das bringt uns im Moment nicht weiter. Wenn ich recht habe«, beharrte Zinkel, »hat Petersen Marilene.« Falls er sie nicht längst beseitigt hat, dachte er. Laut fuhr er fort: »Die Fahndung nach den Fahrzeugen läuft, aber wir können hier nicht einfach abwarten. Aufgrund der Identifizierung kriegen wir einen Haftbefehl für ihn – wenn nicht hier, dann organisiert Enno uns den in Leer. Und wir brauchen einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung. Also werde ich jetzt zum Staatsanwalt gehen.«
    »Mach das«, sagte Hartmann, »ich fahr schon mal vor.«
    ***
    Hartmann schnappte sich seinen Mantel und stürmte hinaus, machte sich nicht mal die Mühe, die Tür zu schließen. Auf der Treppe war ein Betrieb wie auf dem Jahrmarkt, und er lief quasi Slalom, um keine Verletzten zu hinterlassen, polterte abwärts und aus dem Gebäude hinaus. Ein bleigrauer Himmel hing schwer und trübe über der Stadt und verweigerte jeglichen Glanz, allein die Vorstellung von Frühling blanke Utopie. Wo sonst um diese Jahreszeit Schneeglöckchen und Krokusse vom nahen Ende des Winters kündeten, türmten sich noch immer rußschwarze Schneeberge. Es war so finster, dass man meinen könnte, die Nacht breche heute früher herein, einfach mal so, dabei war es den ganzen Tag lang kaum heller gewesen. Es war gleich vier, stellte er fest, der
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