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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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gezweifelt, mindestens ein Schleudertrauma fürchtend. Das Thema Erbrechen hatte er erfolgreich verdrängt. Niklas hatte ihm geholfen, sie hoch in ihre Wohnung zu schaffen, allein hätte er das nach dem vorigen Gewaltmarsch nicht mehr zuwege gebracht. Sie hatten ihr Mantel und Stiefel vom Leib gezerrt und sie samt Wärmflaschen ins Bett gepackt, bevor er bei einem starken, heißen Kaffee berichtet hatte, was vorgefallen war. Die Light-Version natürlich, und auch die Warnungen des Arztes ausklammernd.
    Niklas hatte währenddessen immer heftiger mit den Füßen gescharrt, bis er, anscheinend beruhigt nach seinen Ausführungen, damit herausgerückt war, dass er eigentlich noch fortmusste. Irgendeine Gruppenarbeit. »Kein Problem«, hatte Hartmann angeboten, »ich pass auf sie auf.« Als hätte er je im Sinn gehabt, sich vom Acker zu machen, zumal Jan bei seiner Ex war und es wirklich keinen Grund gegeben hatte, nach Hause zu fahren. Oder gar ins Präsidium.
    Aufgeschoben war natürlich nicht aufgehoben, hatte die Grübelei eingesetzt, sobald er sich zu ihr aufs Bett gelegt hatte. Wäre Petersens Tod irgendwie zu verhindern gewesen? Er wusste es nicht, wusste nicht einmal, wo er ihn getroffen hatte, es war zu dunkel in der Hütte gewesen, um viel zu erkennen, und nachdem er nicht mehr erfahren konnte, wo Franziska steckte, hatte es ihn auch nicht sonderlich interessiert. Was nicht heißen sollte, dass ihm der Todesfall, seine Entscheidung, es darauf ankommen zu lassen, nicht zusetzte. Vor allem, weil Franziskas Schicksal nun besiegelt schien. Trotzdem hatte dort draußen nur Marilene gezählt. Und das würden sie ihm vermutlich vorwerfen. Sein Abtauchen machte die Sache gewiss nicht besser.
    Vermutlich war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Ihnen zuvorzukommen womöglich. Ein Beamter, der sich nach einem finalen Rettungsschuss aus dem Staub machte, war nicht wirklich tragbar. Das war ihm klar, und dennoch hatte er nicht anders handeln können. Er vertraute auf Paul, er würde zusammen mit Patrizia schon irgendwie den Karren aus dem Dreck ziehen. Hoffte er. Allein der Gedanke an eine solche Anstrengung war ihm zu mühsam gewesen, und so hatte er sich in Schlaf geflüchtet, was er eigentlich für vollkommen ausgeschlossen gehalten hatte.
    Jetzt aber war er wach.
    ***
    Paul Zinkel schoss hoch wie angestochen. Das war Lindenaus Wagen, der sich da aus der Einfahrt heraustastete. Er ließ den Motor an. Im Licht der Scheinwerfer konnte er erkennen, dass Lindenau am Steuer saß. Wo wollte der jetzt hin? Und wieso hatte er sein Kennzeichen dermaßen mit Dreck beschmiert? Er tastete nach dem Hut, den er zu minimalen Tarnzwecken stets mitführte, doch das hier war ja gar nicht sein Wagen, fiel ihm ein. Musste es eben so gehen. Er fuhr sich durchs drahtige Haar, wusste, dass es ihm nun nach allen Seiten vom Kopf abstehen würde. Vielleicht reichte das, um nicht erkannt zu werden.
    Sie fuhren abwärts. Meistens. Das war so ziemlich das Einzige, was er im Labyrinth dieses Baugebiets mit Sicherheit sagen konnte. An einer Kreuzung drängelte sich ein Polo zwischen sie. Sehr gut. Sie kamen an ein Stoppschild, und Lindenau bog rechts ab. Jemand saß auf dem Beifahrersitz. Jemand, dessen Haar nicht blond war wie das von Lindenaus Frau. Franziska? Echt? Mann, was jetzt? Er klemmte sich hinter den Polo, wählte hektisch Patrizias Nummer. »Lindenau ist unterwegs«, sagte er, »ich glaube, er hat Franziska bei sich!«
    »Wie bitte? Ich schick dir Verstärkung, wo bist du genau?«
    »Nein, lieber nicht. Wir sollten ihn nicht auf uns aufmerksam machen. Ich will Franziska nicht durch eine Geiselsituation gefährden. Erst mal sehen, was er vorhat.«
    »Okay, aber leg nicht auf, hörst du?«
    »Laut und deutlich. Bist du schon weitergekommen?«
    »Na ja. Der Staatsanwalt war eine Nuss der harten Sorte. An den Bebauungsplänen bin ich noch dran. Soll ich denn schon ein Team zu Lindenau schicken? Oder auf dich warten?«
    »Nee, mach mal, vielleicht kannst du auf den Bauplan dann verzichten. Seine Frau müsste da sein. Achte drauf, dass sie ihren Mann nicht vorwarnt.«
    »Danke für dein Vertrauen in meine Fähigkeiten.« Sie war offenkundig stinkig.
    Er ging nicht darauf ein. »Oh, und sei nett zu ihr, ja?«, bat er. »Sie hat’s nicht leicht gehabt.«
    »Selbst schuld, wenn man einen durchgeknallten Psychofuzzi heiratet«, entgegnete sie und legte auf.
    Auch recht, dachte er, um Verstärkung konnte er sich selbst kümmern, sollte das

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