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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Geht doch. Sie schloss die Augen, merkte erst jetzt, dass sie nass von Tränen waren, und drehte sich zur Wand.
    ***
    Natürlich hatte er ihre Tränen gesehen, bevor sie selbst gemerkt hatte, dass sie weinte. Rührend, wie sie sich bemühte, das zu verbergen. Dabei war sie gerade erst, er könnte schwören, dass es so war, dahinter gekommen, dass es eine Kamera geben musste. Den anderen war das entgangen. Oder es war ihnen gleichgültig gewesen.
    Er fragte sich, ob die Dosierung zu schwach gewesen war, wobei ihre Antriebslosigkeit jedoch durchaus seinen Erwartungen entsprach, und jetzt war es ohnehin müßig, darüber zu spekulieren. Er drehte kaum merklich die Lautstärke hinunter, Stück für Stück, wusste, sie würde darüber einschlafen, einfach weil sie glaubte, dass sie es war, die die Stimme ausblendete.
    Es dauerte nicht lange, bis ein leises, unregelmäßiges Schnarchen sie verriet. Er öffnete die Tür und stellte eine Flasche Wasser hinein. Zu essen würde es diesmal nichts geben. Sie musste weg hier, und wie es aussah, musste er sich selbst darum kümmern. Viel zu früh, aber das war nicht zu ändern. Sie würden wiederkommen, bald.
    ***
    Paul Zinkel fuhr rückwärts aus Lindenaus Einfahrt hinaus, nur um ein Stückchen weiter die Straße hoch erneut zu parken. Er blieb im Wagen sitzen, würde, wenn es denn sein musste, die ganze Nacht hier zubringen. Da hatte der Herr Doktor sich solche Mühe gegeben, um Petersen als glaubwürdigen Täter zu präsentieren, was er ja auch war, unbestreitbar.
    Der Punkt war natürlich, dass Petersen von Inkas Flashbacks gar nichts wissen konnte. Außer von ihm. Er war das Bindeglied. Darum hatte er den Realitätsgehalt der Flashbacks so heruntergespielt. Doch sie waren der einzige Grund, den es für ihre Ermordung geben konnte. Er würde einen Besen fressen, wenn er daneben lag. Er rief Patrizia an, den Blick fest auf die Einfahrt gerichtet.
    »Petersen ist tot, hat keine Aussage mehr machen können«, sagte sie anstelle einer Begrüßung.
    »Ach du Scheiße! Jens?«
    »Jep.«
    »Wie trägt er es?«
    »Er trägt nicht es, sondern Marilene. Sagt Sprenger. Er war nicht ansprechbar. Hat einfach den letzten Wagen aus der Reihe in der Zufahrt konfisziert und ist mit ihr abgehauen. Immerhin hat er seine eigenen Wagenschlüssel stecken lassen.«
    »Scheiße!«
    »Das sagtest du bereits. Wir sind hier übrigens durch. Nichts, was einen Hinweis liefert, wo Franziska steckt. Keine falschen Papiere, keine Unterlagen über Immobilien, keine verdächtigen Dateien auf seinem PC. Interessant sind höchstens die Kontoauszüge. Gelegentlich sind Bareinzahlungen verzeichnet, deren Höhe auf seine unorthodoxe Arbeitsweise schließen lässt. Ich kann das morgen mit seinen Steuerprüfterminen abgleichen.«
    »Ja, okay. Was anderes. Wie ich das sehe, konnte Petersen nur über Lindenau von Inkas Flashbacks erfahren haben, die der Grund für den Mordversuch sind. Ich glaube also, dass Lindenau der eigentliche Drahtzieher ist. Ich brauch einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus, heute noch, ich bleib hier auf dem Posten, bis du kommst. Und noch was, sieh zu, dass du an die Baupläne von seinem Haus kommst. Ich finde den Grundriss im Keller etwas merkwürdig, da sind zwei längliche Räume hintereinander, und ich habe angenommen, dass da halt nur die Hanglage genutzt wurde fürs Tiefparterre, aber von einem der Räume geht’s zur Toilette, die so was wie ein Alkoven im Hang ist. Vielleicht irre ich mich ja, aber wenn das Haus voll unterkellert sein sollte, dann hat er Franziska.«
    »Wow«, sagte Patrizia, »den hatten wir nicht auf dem Plan.«
    »Wir hätten stutzig werden müssen, als sein Name immer wieder fiel«, entgegnete er. »Spätestens als wir uns gefragt haben, ob so etwas wie Gehirnwäsche hinter den Entführungen steckt.« Er nahm sich bei der Kritik nicht aus, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, über verpasste Chancen zu lamentieren. »Also mach Druck«, sagte er. »Mir ist egal, wen du rausklingeln musst, ich warte. Bin in meinem Wagen, etwas oberhalb von seinem Haus.«
    »Ich melde mich«, versprach sie.
    In dem Fall würde sie das sogar tun, wusste er, ihr Ehrgeiz kannte kaum Grenzen, und es war ihr ziemlich egal, wem sie auf die Füße latschen musste, um voranzukommen. Er seufzte. Sein eigener Ehrgeiz war da dezenter, fand er, und machte auf jeden Fall um Überwachungen einen riesigen Bogen. Der Abend auf Petersens Fersen hatte ihm grad gereicht, und jetzt hing er schon

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