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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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nicht ab.«
    »Hm«, sagte Marilene. Es hatte ja auch schon Lehrer gegeben, die scharf auf ihre Schülerinnen gewesen waren, umgekehrt natürlich auch, aber Marie befand sich offenkundig nicht in einem Stadium des Anhimmelns, und so offen, wie sie sich heute gab, schien da auch andersherum nichts Ungebührliches vor sich zu gehen. »Passiert das oft, dass, wie du sagtest, ›gebaggert‹ wird?«
    »Das kommt darauf an, was man so alles dazu zählt«, erklärte Marie. »Ein bisschen flirten kommt eigentlich ziemlich häufig vor, aber das ist eher witzig und ja auch nur mit Worten, höchstens mal ein Zwinkern. Am Anfang hab ich das peinlich gefunden, dass die sich in dem Alter noch so aufführen.«
    Vielen Dank, dachte Marilene.
    »Aber jetzt merke ich«, fuhr Marie fort, »dass das einfach zum Ton gehört. Frau Martens hat da ein paar, mit denen sie herumalbert, und Frau Borden auch, und echt witzig ist, dass das total unterschiedliche Typen sind. Ich meine, Frau Borden kann mit den Männern, mit denen Frau Martens flirtet, rein gar nichts anfangen und umgekehrt auch nicht. Franziska hat das nicht drauf, die grinst sich bloß einen, wenn sie das mitkriegt, aber selbst ist sie meistens ernst.«
    »Aber das Flirten ist noch nicht alles, sagst du? Wird das noch direkter? Wow.« Niklas schaute drein, als sei das Leben bislang an ihm vorbeigegangen.
    »Das kann ich dir sagen. Da sind welche, die tun so, als ob sie die Schrift auf dem Bildschirm nicht erkennen können, und quetschen sich mit hinter den Tresen. Wenn die dick sind, ist das, na ja, ziemlich eng, aber ganz unabsichtlich, logo. Es gibt welche, die tatschen richtig, legen dir die Hand auf den Arm und rücken ganz nahe. Die sprechen extra so leise, dass man eigentlich nicht weg kann, weil man sonst nicht hört, was sie sagen, und zwischendurch lachen die bescheuert, ›ha, ha, wir verstehen uns ja so super‹, und schauen sich um, ob das auch ja jeder mitgekriegt hat.«
    Marilene lachte. So eine Parodie hätte sie Marie nicht zugetraut, ebenso wenig, dass sie so genau beobachtete.
    »Frau Martens hat mal erzählt, dass sie einen Kunden hatte, der ihr immer die Handfläche gekrault hat, sogar wenn seine Frau dabei war, aber der ist jetzt tot.«
    Niklas simulierte eine Kopf-ab-Bewegung.
    Maries Augen blitzten. »Irre, oder? Und dann sind da noch die, die richtige Angebote machen – auf ein Bier ausgehen oder zum Abendessen. Angeblich hat einer Franziska sogar mal in den Urlaub eingeladen, ein ganz schmieriger Kerl, sagt Frau Borden, und außerdem verheiratet. Frau Martens sagt, das wär früher bei ihr genauso gewesen, obwohl sie da auch schon verheiratet war, aber jetzt sei sie wohl nicht mehr so interessant. Die Segnungen des Alters, sagt sie.«
    »Wir müssen dich ins Kloster stecken, Marie«, japste Anita.
    »Ich bin ja noch nicht betroffen, Oma«, erklärte Marie. »Ich bin noch  zu  jung, keine richtige Herausforderung. Außerdem, nur damit da keine falschen Vorstellungen aufkommen, die Männer, die ins Geschäft kommen, sind nicht alle so. Echt nicht. Es sind bestimmt nur ein paar, aber es gibt sie halt, und die sind dann schon ganz schön fies, wenn sie mit ihrer Anmache loslegen. Ich glaub, die wollen schon erobern und damit angeben, aber das Geilste für sie ist, wenn sie jemanden verunsichern können. Vor allem jemanden, der eigentlich ziemlich selbstsicher ist.«
    »Franziska«, sagte Marilene.
    »Genau.« Marie senkte den Kopf. »Aber soll ich denn jetzt von jedem, der rumbaggert, annehmen, dass er einen entführt oder so? Wahrscheinlich war das doch auch keiner von denen, ich meine, es wär doch ziemlich blöd, sich so verdächtig zu machen, oder?«
    »Anzunehmen«, erklärte Marilene. »Aber die Polizei wird ihn schon finden, mach dir da keine Sorgen«, sagte sie mit mehr Gewissheit, als sie empfand. »Hauptsache, du bist vorsichtig. Fang um Himmels willen jetzt nicht an, irgendwelche Reaktionen zu testen, hörst du?«
    Marie nickte. »Nur wenn mir einer komisch vorkommt oder mir einfällt, dass der sich Franziska gegenüber blöd verhalten hat, dann versuche ich, den Namen herauszukriegen.« Sie hob beide Hände, um möglichen Einwänden zuvorzukommen. »Nur, wenn es unauffällig geht, wenn er mit Karte bezahlt oder was bestellt, sonst frag ich die anderen, mehr nicht, versprochen.«
    »Okay«, sagte Marilene gedehnt. Sie hoffte, Marie würde sich noch an ihr Versprechen erinnern, falls es darauf ankäme. Die Risiken, die junge Menschen manchmal

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