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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Augenwinkeln, ein rasches Huschen außerhalb des Lichtkegels ihrer Lampe. In der Nähe des Lochs, das sie in die Tür geschnitten hatte. Ein Fisch, der durch einen Sonnenstrahl geglitten war?
    Sie steckte die Kamera weg, während sie darüber nachdachte, ob es die Mühe wert war, ein Team zusammenzustellen und die Wand zu bergen, um sie ans Sonnenlicht zu bringen. Die Villa war verlassen, also musste sie wohl keine rechtlichen Konsequenzen fürchten.
    Der Gedanke verschwand aus ihrem Kopf, als ihr bewusst wurde, dass draußen im Korridor Licht schimmerte. Es war ein schwacher Schein, kaum wahrnehmbar, doch es war dort.
    Sie schaltete ihren Scheinwerfer aus und wich in eine Ecke zurück. Wasserbewohner. Es gab keine andere Möglichkeit, ein lumineszierender Aal oder etwas in der Art. Trotzdem schob sie sich vorsichtig zu einem der Fenster hin. Die Rahmen waren gespickt von Scherben.
    Sie warf einen letzten Blick in den Raum, kämpfte um ihre Fassung und wurde mit einem Becher belohnt, der ganz im Schlick vergraben war. Als sie ihn aufhob und abwischte, sah sie das Wappen und den Namenskürzel der 376. Sie packte den Becher zu der Tapferkeitsmedaille.
    Das Licht draußen im Korridor wurde heller. Ein schwaches grünes Leuchten, wie von Phosphor.
    Sie stieß sich von der Wand ab und trieb durch das Zimmer, bis sie hinaus in den Gang sehen konnte, ohne sich ihm allzu weit zu nähern.
    Ein Augenpaar starrte zurück. Große, grüne, starre Augen. Sie richteten sich auf Kim.
    Intelligent.
    Wütend.
    Kim sah keinen Kopf, nur Augen, die nebeneinander schwebten, als gehörten sie überhaupt nicht zusammen, unmittelbar draußen vor der Tür im Korridor.
    Sie waren groß. Gewaltig. Zu groß, um zu irgendeinem Lebewesen zu gehören, das halbwegs in die Haupthalle gepasst hätte.
    Kims Herz explodierte, und fast hätte sie das Mundstück verschluckt. Sie wich vor der Tür zurück, durchquerte das Zimmer, aktivierte ihr Jets und schoss durch die zerbrochene Scheibe, wobei sie Holz und Glassplitter mit sich riss.
    Sie jagte zur Oberfläche hinauf, während sie voller Schrecken darüber nachdachte, dass sie nichts außer den Augen hatte sehen können, kein Gesicht, keinen Körper, keinerlei körperliche Präsenz.
    Es war dunkel, als sie an die Oberfläche kam. Kim blickte sich um, sah ihr Schlauchboot und jagte darauf zu, während sie halb erwartete, unterwegs gepackt und nach unten gezerrt zu werden. Sie strampelte sich über die Bordwand, schnitt die Ankerschnur durch und startete den Motor, noch bevor sie das Mundstück ausspuckte.
    Das Boot setzte sich mit nervenzerfetzender Langsamkeit in Bewegung.
    Sie wusste nicht, wo der Flieger stand. Der Himmel hing voller Sterne, doch das Ufer lag dunkel. Sie zwang sich, langsamer zu fahren, überprüfte ihren Kompass und steuerte nach Südwesten.
    Hinter ihr ertönte ein Schnauben, aber es war nichts zu sehen.
    Als sie in der Nähe des Ufers angekommen war, musste sie noch ein Stück an der Küste entlangfahren, vorbei an einem dunklen Wald, der von dunklen Häusern und schmalen Streifen sandigen Strand durchbrochen wurde. Hin und wieder sah sie Lichter zwischen den Bäumen aufflackern, die sich in die gleiche Richtung bewegten wie sie, als würde sie verfolgt.
    Dann erfasste ihr Scheinwerfer die willkommenen Umrisse des Fliegers. Sie richtete das Schlauchboot auf das Ufer, fuhr es auf den Strand hinauf, sprang heraus, ließ alles stehen und liegen und rannte auf den Flieger zu.
    Im Innern befahl sie der KI abzuheben. »Sofort.«

 
15
     
     
    Ich wusste nicht, wie ich nach Draco kommen sollte.
    - GEORG THOMAS & LIVIA HOWE, The Arcturian Follies, Act II, 600
     
    »Das hättest du niemals tun dürfen!«, sagte Solly. Er war außer sich. »Nicht allein! Das hättest du doch wissen müssen!«
    »Ja«, sagte sie kleinlaut. »Jetzt weiß ich es. Ich mache es auch nie wieder.«
    Solly schwieg einen langen Augenblick, bevor er schließlich sagte: »Kim, bestimmt war es nur ein Aal oder so etwas.«
    Sie war immer noch in Eagle Point und saß in ihrem Morgenmantel mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa. Ein virtueller Solly saß in einem virtuellen Sessel auf der Projektionsfläche. Hinter ihm war ein Fenster mit Ausblick auf das Meer zu sehen. Solly war also zu Hause.
    »Es war aber kein Aal!«, beharrte sie. »Und ich habe mir das alles auch nicht eingebildet!« Und als sei das alles nicht schon genug, rannen ihr bei diesen Worten auch noch Tränen über die Wangen. »Es war wirklich dort,

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