Spuren im Nichts
Vater und Markis Kane berichtet hätten, was dort draußen vorgefallen ist. Es ist nicht meine Schuld.
Nach langem Überlegen zeichnete sie eine Nachricht auf, in der sie ihm dankte und ihrer Überzeugung Ausdruck verlieh, dass sein Vater im Verlauf der behördlichen Untersuchungen rehabilitiert werden würde. Sie sah sich die Aufzeichnung noch einmal an, kam zu dem Schluss, dass es eine einzige Katastrophe war, und löschte alles.
Sie zögerte den Anruf bei Sheyel hinaus, weil sie einmal mehr nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie verspürte keine Lust, ihn zu belügen, doch ihre Abmachung mit Canon Woodbridge verhinderte, dass sie Sheyel die Wahrheit erzählte. Trotzdem brauchte sie jemanden, mit dem sie reden konnte, und Sheyel schien der Einzige zu sein, der ihr noch geblieben war.
Sie tippte seine Nummer ein. Augenblicke später tauchte sein Drachenstuhl auf. Dann spazierte er ins Bild und nahm darin Platz. »Kim«, sagte er. »Wie schön, Sie wiederzusehen.« Er trug einen dunkelbraunen Umhang.
Sie tauschten Höflichkeiten aus, obwohl sie deutlich sehen konnte, wie gespannt er war, etwas über die Reise der Hammersmith zu erfahren. Er sah noch blasser und mitgenommener aus als bei ihrem letzten Besuch. Sheyel Tolliver war alt geworden.
»Ich kann Ihnen nicht viel Neues erzählen«, sagte sie. »Ich wollte mich nur melden, um Ihnen zu sagen, dass es mir gut geht.«
»Ich verstehe.« Sein silbernes Haar und sein Bart waren zottig und ungepflegt; sie vermutete, dass er die Nachricht über Yoshis Schicksal nicht gut aufgenommen hatte. »Sie haben einen Freund verloren«, stellte Tolliver fest.
»Solly Hobbs. Ja.«
»Ich habe gelesen, was er getan hat. Solche Freunde sind selten.« Er griff neben sich und nahm eine Tasse hoch. Dampf stieg aus ihr auf. »Was werden Sie nun tun?«
Gute Frage.
»Ich denke, ich sollte mich bei Ben Tripley entschuldigen«, sagte sie.
»Und wann werden Sie das tun?«
»Vielleicht morgen, wenn ich einen Termin bei ihm bekomme.«
»Sie wollen persönlich zu ihm gehen?«
»Ja. Ich denke, das sollte ich. Außerdem möchte ich noch einmal einen Blick auf die Valiant werfen.«
»Die Valiant?«
Es war ihr nur so herausgerutscht. Was zur Hölle – er wusste es doch sowieso schon. »Das Schiff auf Kanes Wandgemälde«, sagte sie. »Sie erinnern sich doch noch an das Modell?«
»O ja«, antwortete er. »Wie könnte ich das vergessen.« In seinen Augen leuchtete etwas sehr Merkwürdiges auf, doch sie dachte nicht weiter darüber nach. Wahrscheinlich lag es am Licht.
Sie rief Tripleys Sekretärin an, die ihr einen Termin für den kommenden späten Nachmittag zusagte. Kim bedankte sich und wählte die Nummer von Tora Kane.
Tora meldete sich sofort, doch der Schirm blieb dunkel. »Ja, bitte, Kimberley? Was wünschen Sie?«
Der Schlüssel zu den Logbüchern der Hunter, dachte Kim, musste bei der Tochter des Kommandanten liegen. Es gab niemand anderen.
»Ich möchte mich entschuldigen«, antwortete sie. »Ich weiß, dass Sie eine schwere Zeit durchmachen.«
»Und Sie sind genau die Richtige, um darüber mit mir zu reden.« Tora verstummte, und Kim hörte im Hintergrund das Rauschen des Ozeans. »Gibt es sonst noch etwas?«, fragte sie schließlich.
»Ja. Ich wollte Sie wissen lassen, dass ich Ihren Vater nicht in irgendeiner Weise für mitschuldig am Tod der beiden Frauen halte.«
»Das kommt ein wenig spät.« Ihre Wut war kaum zu überhören. »Sie haben seinen Namen ruiniert, das wissen Sie sicherlich, oder? Sie haben ihn zerstört.« Ohne jede Vorwarnung brach ihre Stimme. Sie schluckte, wartete, atmete tief durch und sprach weiter. »Alles, wofür er gelebt hat, alles, was er vollbracht hat – Sie haben es zerstört. Und was die Leute über ihn erzählen ist eine Lüge!«
»Vielleicht können wir die Wahrheit herausfinden.«
»Sicher können wir das. Sie wollen die Wahrheit? Fahren Sie zum Museum und werfen Sie einen Blick hinein.« Die Stimme bebte vor Zorn. »Sonst noch etwas?«
Ja! Wo sind die echten Logbücher der Hunter? »Besitzen Sie Zugriff auf irgendetwas, das uns beweisen könnte, wie die Mission wirklich verlaufen ist?«
Tora Kane schwieg. Kim wünschte, sie könnte in das Gesicht der Frau sehen. »Nein«, sagte sie schließlich, doch ihr Zögern verriet Kim, dass sie log.
»Tora«, sagte Kim. »Ich brauche Ihre Hilfe, sonst geht es nicht.«
»Tun Sie mir einen Gefallen, Dr. Brandywine«, entgegnete Tora Kane. »Lassen Sie alles, wie es ist. Ich will
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