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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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weit offen, dunkelblaue weite Hosen und die Schirmmütze, die er normalerweise aufgehabt hatte, wenn sie zum Segeln gegangen waren. Shep hatte ihm seinen Kapitänsessel aus der Yacht gegeben. »Hi, Kim. Schön, dich zu sehen.«
    Augenblicklich schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie wusste – sie hatte es die ganze Zeit über gewusst –, dass das keine gute Idee gewesen war. Und doch behauptete die Psychoanalyse noch immer, dass dies die beste Form von Therapie nach einem unerwarteten Verlust war. Wenn man nicht zu weit ging. »Ich hasse dich für das, was du getan hast«, sagte sie.
    »Aber es wäre sinnlos gewesen, wenn wir alle beide gestorben wären.« Er lächelte genau wie früher; es war eine sehr gute Simulation. »Wie geht es dir?«
    »Es ging schon mal besser.« Sie starrte ihn an, als könnte sie ihn mit schierer Willenskraft zurückholen. Pack das Bild, halte es fest, lass ihn nie wieder los. Es schien irgendwie ganz einfach. Als müsste sie nur die Hand nach ihm ausstrecken, um ihn in das Diesseits zurückzubringen.
    »Wie reagieren die Menschen auf die Neuigkeiten, die du mitgebracht hast? Wann findet die Parade statt?«
    »Wir bewahren Stillschweigen darüber. Ich habe mit Woodbridge gesprochen. Er macht sich Gedanken wegen der Möglichkeit, dass noch andere zum Alnitak fliegen könnten.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich versuchen, herauszufinden, woher diese Hundesöhne kommen, und ihnen die Flotte auf den Hals schicken.«
    »Das hört sich überhaupt nicht nach meiner friedlichen Kim Brandywine an.«
    »Ich fühle mich auch nicht so. Sie haben Emily umgebracht. Und sie haben dich umgebracht.« Er nickte zustimmend. »Solly, sie haben mir alles genommen, was mir je etwas bedeutet hat.«
    »Nicht alles. Du reagierst über …«
    »Wie kannst du das sagen!«
    »Weil du noch eine lange Zukunft vor dir hast, Kim. Es tut mir sehr leid, dass ich sie nicht mit dir teilen kann. Aber wir sind ein Risiko eingegangen, und es lief nicht so, wie es sollte.« Er setzte seine Schirmmütze schief. »Was hat Woodbridge gesagt?«
    »Er hat zugestimmt, dass die Fremden gefährlich seien und wir den Kontakt vermeiden sollten.«
    »Ja. Sie sind gefährlich. Aber hör zu, Kim …«
    »Ja?«
    »Woodbridge erzeugt so ein unbehagliches Gefühl in mir. Er ist ein wenig zu selbstgerecht, wenn du mich fragst.«
    »Er ist ganz in Ordnung, Solly.«
    »Du hast ihm doch wohl nichts vom Archiv verraten, oder?«
    »Nein.«
    »Gut. Behalte es für dich.« Er betrachtete sie lange Zeit schweigend. »Was hast du als Nächstes vor, Kim?«
    »Ich möchte zu Ben Tripley und mich wieder mit ihm vertragen.«
    »Du willst zu ihm?«
    »Morgen.«
    »Meinetwegen.«
    »Du hältst es für falsch?«
    »Tripley ist ein Blödmann. Du schuldest ihm überhaupt nichts.«
    »Trotzdem …«
    »In Ordnung. Aber sei vorsichtig mit diesen Typen. Vertrau keinem von ihnen.«
    »Solly, Ben ist nicht verkehrt. Er ist nur ein wenig zugeknöpft. Außerdem fühle ich mich schuldig. Alle Welt glaubt, dass Kane und Tripleys Vater die Mörder von Emily und Yoshi sind.«
    »Vielleicht liegen sie damit gar nicht falsch. Wer war außer ihnen noch an Bord der Hunter?«
    »Ich glaube einfach nicht, dass sie es waren.«
    »Du weißt, was du zu tun hast, nicht wahr?«
    »Sicher«, antwortete sie. »Ich muss die echten Logbücher der Hunter finden.«

 
23
     
     
    Vertrautheit und Unsichtbarkeit sind zwei Seiten der gleichen Münze.
    - OLAN KABEL, Reminiscences, 116
     
    Die Valiant stand auf ihrem Regal wie immer, blitzend und auf Hochglanz poliert. Ihre schimmernde Gegenwart und Tripleys Unwissenheit, welche Bedeutung diesem Modell zukam, amüsierten Kim nicht wenig. Eine gemeine, niederträchtige Reaktion, dachte sie, aber sie konnte nichts dagegen tun.
    »Ich war nicht sicher«, begann sie, »ob Sie mich überhaupt empfangen würden.« Sie waren allein in seinem Büro.
    Er verbarg seine Gefühle hinter einer unbeteiligten Miene und sachlichem Tonfall. »Warum sollte ich nicht, Kim?«, erwiderte er. Er blieb hinter seinem Schreibtisch sitzen, und sie stand vor ihm.
    »Ich wollte wirklich nicht, dass so etwas passiert«, sagte sie.
    »Das weiß ich.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Aber wir alle wissen, wie es mit guten Absichten so geht. Sie haben den Ruf meines Vaters vernichtet.« Seine Stimme blieb tonlos. »Er hat diese beiden Frauen nicht ermordet. Er hätte keinem Menschen etwas zu Leide getan.«
    »Ich glaube

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