Spuren im Nichts
Hecksektion müsste eine Delle sein, aber sie ist nicht da.«
»Ich verstehe nicht.«
»Eine Delle im Rumpf. Man konnte es nur sehen, wenn man ganz nah dran war.« Er starrte sein Modell an. »Und die Kanone sieht anders aus.«
Zum ersten Mal bemerkte Kim einen kurzen Metallstumpf, der aus der Nase der Valiant ragte. »Inwiefern anders?«
Er berührte den Stumpf mit dem Zeigefinger. »Die Mündung ist abgerundet.«
»Und?«
»Sie müsste sich rau anfühlen. Was auch immer ursprünglich dort gewesen ist, es muss abgebrochen sein.«
»Was wollen Sie mir sagen, Ben? Wurde das Modell repariert? Oder …?«
»… Das ist nicht mein Schiff. Das ist eine Nachbildung.«
»Sind Sie sicher?«
»Selbstverständlich bin ich sicher.« Er stellte es auf seinen Schreibtisch und starrte es an. »Ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was das zu bedeuten hat.« Er nahm das Foto von Kanes Wandgemälde hoch und tippte eine Nummer in seinen Interkomm. »Mary, könnten Sie bitte einen Augenblick hereinkommen?«
Mary schob den Kopf durch die Tür. Sie war die dunkelhäutige Vorzimmerdame. »Sir?«
Er deutete auf die Valiant. »Dies ist ein Duplikat«, sagte er. »Wissen Sie, was mit dem Original geschehen ist? Hat jemand es zerbrochen und ein Ersatzmodell anfertigen lassen?«
»Nein, Sir«, antwortete Mary. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das verstehe«, sagte er, als Mary wieder gegangen war. Er richtete den Blick auf Kim. »Wissen Sie etwas darüber?«
»Nein.« Sie tastete mit den Fingerspitzen über das Modell auf der Suche nach der Delle. »War es schon immer beschädigt?«
»Solange ich mich erinnern kann.«
»Eigenartig«, sagte sie, warf einen Blick auf ihre Uhr und erhob sich. »Nun ja, ich will Sie nicht den ganzen Tag lang aufhalten, Ben. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es mir Leid tut, Ihnen so viele Probleme gemacht zu haben, und dass ich sicher bin, dass der Ruf Ihres Vaters wiederhergestellt werden wird, sobald die ganze Geschichte aufgeklärt worden ist.«
Er musterte sie prüfend. »Erzählen Sie mir, was Sie über die Valiant wissen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das habe ich gerade getan. Ich habe das Modell auf dem Wandgemälde wiedererkannt. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, was das zu bedeuten hat.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte er niedergeschlagen.
»Danke, dass Sie mir Ihre Zeit gewidmet haben, Ben.« Sie ging zur Tür.
»Kein Problem.« Diesmal stand er auf. »Danke, dass Sie hergekommen sind. Sie lassen mich wissen, wenn Sie herausfinden, was da vor sich geht? Mit meinem Raumschiff?«
»Selbstverständlich.«
Sie spürte seine Blicke im Rücken, während sie zum Lift ging.
Während der Fahrt hinunter ins Erdgeschoss versuchte sie angestrengt, sich einen Reim aus dem soeben Gehörten zu machen. Warum sollte jemand ein Schiffsmodell stehlen? Die Lifttüren öffneten sich, und sie gesellte sich zu der Menge, die zielstrebig über die Promenade wanderte. Aussichtsplattformen boten einen wunderbaren Ausblick auf die Wasserwelt.
Warum?
Sie schlenderte durch die Mall und betrachtete Schaufenster, während sie über die Möglichkeiten nachdachte. Es waren hauptsächlich Bekleidungs- und Souvenirläden, ein Reisebüro und ein Kosmetikshop. Und einen Modellbauladen, der auf Spiele und Puzzles spezialisiert war. Sie hatten ein Poster im Fenster, ein Bild von Escher, eine Treppe, die von Absatz zu Absatz anstieg und am Schluss doch wieder beim untersten Absatz ankam, ohne dass es jemals sichtlich nach unten gegangen wäre. Sie starrte das Bild an, versuchte herauszufinden, wo die Perspektive umschlug und wie die Treppe wieder zum untersten Absatz zurückkehrte.
Und mit einem Schlag wurde ihr bewusst, warum die Valiant gestohlen worden war. Und wer sie an sich genommen hatte.
Zehn Minuten später stand sie erneut vor dem Vorzimmer der Interstellar Inc. Sie öffnete die Tür in der Hoffnung, nur Mary zu sehen, doch sie hatte sich eine Geschichte ausgedacht für den Fall, dass sie Ben Tripley in die Arme lief.
Die Sekretärin saß allein an ihrem Schreibtisch. Sie blickte auf und erkannte Kim.
»Guten Tag, Dr. Brandywine. Haben Sie etwas vergessen?«
»Einen Stift«, antwortete Kim und suchte umständlich die Couch ab, auf der sie gesessen und gewartet hatte, bis sie zu Tripley hereingebeten worden war. »Oh, da ist er ja.« Sie zog einen Stift aus dem Ärmel und hielt ihn hoch, sodass Mary ihn sehen konnte.
»Nun, das ging ja schnell«,
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