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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wollte das Modell als Köder einsetzen, um das Phantom hervorzulocken, das Ding, das die Explosion vom Mount Hope überlebt hatte. Sheyel Tolliver wollte den Erstkontakt herstellen. Er war überzeugt, dass man vernünftig mit der Kreatur reden konnte, genau wie sie es gewesen war. Man musste sie nur dazu bringen.
    Tödliche Einfältigkeit.
    Der Flieger landete zwischen zerfallenen Gebäuden. Der Himmel war klar und voller Sterne.
    Sie schaltete die Beleuchtung aus, doch die Maschinen ließ sie weiter laufen.

 
24
     
     
    Es ist eigenartig, dass ausgerechnet diejenigen, die behaupten, eine rational-wissenschaftliche Weltsicht zu besitzen, beharrlich und trotz aller gegenteiligen Beweise die Existenz von Geistern bestreiten, dass sie sich manifestieren können und dass sie allem Anschein nach eine besondere Vorliebe für Anwesen am Ufer entwickeln.
    - AMY CONN, Berühmte Gespenster Seabrights, 591
     
    Die zerfallenden Gebäude warfen im Mondlicht lange Schatten. Ein kalter, scharfer Wind wehte vom See herein. Er heulte durch die verlassene Stadt und rüttelte am Flieger. Kim kam sich albern vor, eingeschlossen in der Kanzel wie ein kleines verängstigtes Kind. Schließlich öffnete sie den Einstieg und kletterte hinunter, doch sie blieb jede Sekunde wachsam.
    Kurz vor Mitternacht riss Jerry sie aus ihren Gedanken. »Ein Flieger nähert sich.«
    Auf dem Schirm blinkte ein Echo. Es näherte sich von Südwesten her. Aus der Richtung von Terminal Island.
    Sie stieg wieder in die Kanzel. »Können wir mit ihm reden?«
    »Einen Augenblick bitte.«
    Kim tastete nach dem Duplikat der Valiant auf dem Rücksitz, fand es und legte es neben sich, so dass es im Aufnahmebereich der Kamera lag.
    »Die Verbindung steht, Dr. Brandywine«, meldete Jerry.
    »Sheyel«, fragte sie, »sind Sie das?«
    »Kim.« Er klang ehrlich überrascht. Und erfreut. »Wo sind Sie?«
    »Ich schäme mich für Sie«, erwiderte Kim. »Sie haben das Raumschiff gestohlen.«
    Eine lange Pause entstand, bevor er antwortete. »Ja. Das habe ich.«
    »Und was haben Sie damit vor?«
    »Ich will mit seinem Besitzer sprechen. Wenn das möglich ist. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Gesellschaft leisten. Wo sind Sie?«
    »Am Boden. In der Stadt.«
    »Ich habe einen breiten Uferstreifen im Osten des Sees auf dem Schirm. Wir werden dort landen.«
    Sie sah die Scheinwerfer des Fliegers näher kommen. »Es ist unmöglich, Sheyel. Ich meine das, was Sie sich vorgenommen haben.«
    »Warum nicht?«, fragte er überrascht. Und irgendwie enttäuscht.
    »Was auch immer dieses einheimische Gespenst sein mag, Sie können nicht mit ihm reden.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es. Glauben Sie mir, Sheyel. Es handelt sich um eine Art KI, geschaffen, um ganz spezifische Funktionen zu erfüllen, soweit ich es beurteilen kann. Vielleicht handelt es sich um eine Art automatischen Piloten. Aber es wird nicht mit Ihnen reden.«
    »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Kim«, sagte Tolliver. Sein Flieger hatte zur Landung angesetzt. »Alles deutet auf die Tatsache hin, dass es intelligent ist.«
    »Dieses Ding ist verwirrt, Sheyel. Und es ist gefährlich!«
    »Es ist einsam und verlassen. Es ist hier auf Greenway gestrandet und seit beinahe drei Jahrzehnten allein. Sie müssen das allmählich begreifen!«
    »Sheyel …«
    »Wenn Sie dem unbekannten Hallo sagen wollen, dann ist es immer gefährlich! Ich akzeptiere diese Gefahr. Außerdem habe ich noch nie von einer bösartigen KI gehört.«
    »Ich schon.«
    »Sie lassen sich von Ihrer Fantasie mitreißen, Kim.«
    »Nein, gottverdammt! Ich weiß im Gegenteil ganz genau, wovon ich rede! Lassen Sie es in Ruhe, wenigstens so lange, bis …«
    »Ich glaube, Sie haben Angst davor, Kim. Ich bin enttäuscht von Ihnen. Allerdings kann ich es verstehen, nach allem, was Sie durchgemacht haben …«
    »Seien Sie nicht dumm, Sheyel. Dieses Ding ist vielleicht schuld an Emilys und Yoshis Tod. Hören Sie, lassen Sie uns ausführlich über alles reden. Fliegen wir nach Eagle Point, und ich erzähle Ihnen alles. Wenn Sie morgen immer noch herkommen wollen, dann meinetwegen; dann komme ich mit.«
    Die Lichter des anderen Fliegers verschwanden hinter den Bäumen. »Kim, wissen Sie mit Sicherheit, dass es jemanden angegriffen hat?«
    »Nein. Aber …«
    »Da haben Sie’s. Wir werden heute Nacht in die Geschichte eingehen, Sie und ich. Sind Sie nun dabei oder nicht?«
    »Sheyel …«
    »Wissen Sie, was ich hier bei mir an Bord

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